Die Brauereien der Weinstadt

Bernkastel-Kues · Bis zum Jahr 1986 wurde in Bernkastel-Kues Bier gebraut, das unter anderem als "Bernkasteler Pils oder Ur-Pils" vermarktet wurde. Die sogenannte "Bürger-Bräu Bernkastel" entstand aus einem Familienbetrieb, der einst in der Bernkasteler Hebegasse ansässig war. Auch die ehemalige Schlossbrauerei hat Wurzeln in der Bernkasteler Altstadt.

Bernkastel-Kues. Am ehemaligen Kueser Bahnhofsgebäude werden derzeit große Umbaumaßnahmen vorgenommen. Geplant ist die Einrichtung einer sogenannten Gasthaus-Brauerei mit Restaurant.
Einst gab es in Bernkastel-Kues zwei große Brauereibetriebe, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und von den Brauereifamilien Schmitgen und Wagner (Dillinger) geführt wurden.
Vor der Errichtung der außerhalb der Altstadt angesiedelten Brauereien wurde das Bernkasteler Bier in traditionellen Brauhäusern am Gestade sowie in der Hebegasse und Grabenstraße gebraut. Eines dieser Brauhäuser war die ehemalige "Dillinger\'sche Brauerei" gegenüber des Moseltalbahnhofs, die auch heute noch als Restaurant "Altes Brauhaus" betrieben wird.
Dort wurde bis kurz vor der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert der beliebte Gerstensaft vor Ort hergestellt und an trinkfreudige Gäste ausgeschenkt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlagerte Braumeister Lorenz Wagner, ein Schwiegersohn des Bernkasteler Brauereibesitzers Anton Dillinger, die Bierproduktion aus Platzgründen an den Standort der Weidner\'schen Gerberei am Andeler Weg (siehe Bild).
Bei der im März 1897 eröffneten Schlossbrauerei handelte es sich seinerzeit um eine hochmoderne Brauereianlage mit elektrischem Betrieb. Nach der Fertigstellung der Anlage verpachtete Wagner das alte Brauhaus am Gestade an Peter Schömann, den späteren Besitzer des "Hotel Fritz" (Hotel Römischer Kaiser).
Als Wagner am 22. Juli 1909 im Alter von 50 Jahren starb, wurde die Schlossbrauerei von seinem Schwager Anton Heinrich Dillinger weitergeführt. Im Jahre 1916 musste die Bierproduktion jedoch aufgrund des Mangels an Rohstoffen vorläufig eingestellt werden.
Drei Jahre später veräußerte die Witwe Lorenz Wagners (Anna Maria Wagner geb. Dillinger) die Braurechte an die Trierer Casparybräu (siehe Extra). Um 1926 endete schließlich die Bierherstellung am Andeler Weg. Anschließend wurde der Gebäudekomplex, der vor wenigen Wochen größtenteils abgerissen wurde, an Josef Holl aus Wintrich verkauft.
Bis in die USA exportiert


Das Brauhaus am Gestade wurde 1936 von Erich Kettermann übernommen. Dieser führte das Gasthaus "Casparybräu" bis zum Jahre 1964. Im Dezember 1978 wurde es unter dem Namen "Altes Brauhaus" von Dieter Kettermann wiedereröffnet. Heute betreibt Dirk Kettermann die Gaststätte in dritter Generation.
Unmittelbar hinter dem "Alten Brauhaus" befindet sich das ehemalige Brauhaus Schmitgen in der Hebegasse. Bereits im Jahre 1884 verlegte Peter Josef Schmitgen, ein Sohn des Bernkasteler Bierbrauers Georg Adam Schmitgen junior, die Braustätte an die Wehlener Chaussee (Cusanusstrasse) in Kues. Am 22. Februar 1892 wurde dort die Brauerei "Bürger-Bräu Bernkastel" (BBB) eröffnet. Die BBB war ebenso wie die Schlossbrauerei einst mit elektrischem Betrieb versehen und mit einer Eismaschine ausgestattet. Das Bernkasteler Pils wurde einst bis in die USA exportiert. Als die Bierherstellung vor 28 Jahren endete, wurde die Firma als Getränkehandel weitergeführt. Nach dem Abbruch der Anlage errichtete man im Jahre 1998 eine Supermarktfiliale auf dem ehemaligen Fabrikgelände.
Extra

Johann Baptist Caspary (1796 - 1887) war ein Sohn des Bernkasteler Brauereibesitzers Nikolaus Caspari und Schwager des Bierbrauers Georg Adam Schmitgen junior. Er gründete am 27. September 1827 die Firma "Casparybräu" in der Trierer Krahnenstraße. Im Jahre 1862 wurde der Betrieb in einen Neubau an der Fahrstraße verlegt. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Casparys Sohn Anton die Geschäftsführung. Aufgrund der hohen Nachfrage errichtete Anton Caspary in den Jahren 1873 bis 1875 eine neue Brauerei im Trierer Stadtteil Heiligkreuz. Nach der Übernahme durch Binding wurde der Betrieb im Jahre 1983 eingestellt. phi

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