Die Einstellung hat sich geändert

WITTLICH. Auf dem Friedhof Trierer Landstraße werden schon seit einigen Jahren Grabkammern eingebaut. Jetzt wurden die Vor- und auch die Nachteile dieses Systems mit Vertretern verschiedener Friedhofsämter diskutiert.

Es ist ein kalter Wintermorgen. Nach und nach treffen Vertreter verschiedener Kommunen auf dem Friedhof Trierer Landstraße ein. Sie wollen sich sich über das Grabkammersystem informieren. Lothar Schaefer von den Stadtwerken erläutert zunächst einmal die Gründe dafür, warum sich Wittlich für dieses System entschieden hat.Erstmals 1994 ein Gräberfeld angelegt

Bei dem in den 60er Jahren entstandenen Friedhof in der Trierer Landstraße sei durch den feuchten und lehmhaltigen Boden der Verwesungsprozess nicht so abgelaufen, wie es sein sollte. Die Folge: Bei dem Versuch nach 25 Jahren eine Grabstelle neu zu belegen, wurden die Toten als so genannte Wachsleichen gefunden. Die Grabstelle sei daher nicht mehr nutzbar gewesen. Um dem vorzubeugen, habe man sich erstmals 1994 zur Anlage eines Gräberfeldes mit Grabkammern entschlossen. "Anfangs hatten wir Probleme mit der Akzeptanz", räumt Schaefer ein. Mittlerweile habe sich die Meinung zu den Grabkammern aber geändert und viele Angehörige hielten es für eine gute Sache. Die höheren Kosten würden durch eine Mischkalkulation aufgefangen. Die Gebühren seien für alle Wittlicher Friedhöfe gleich, egal ob herkömmliches Grab oder das neue System. Anders als in anderen Gemeinden deckten die Gebühren die Kosten, und es sei seit zwei Jahren keine Erhöhung mehr notwendig gewesen. Die Anlage der Grabkammern sei auf 100 Jahre angelegt und in diesem Zeitraum sei die jährliche Abschreibung zu vernachlässigen, erläutert Schaefer die Auswirkungen des Systems auf den städtischen Haushalt. Stefan Kaspari vom beauftragen Planungsbüro geht anschließend auf die einzelnen Bauabschnitte ein. In dem Feld, das zurzeit in Arbeit ist, werden 142 Kammern eingerichtet, im vorangegangenen waren es 84 und im ersten Bauabschnitt 65 Kammern. Aufgrund eines Bodengutachtens sei die Anlage der Kammer notwendig gewesen, ergänzte er. Kaspari erläutert den Gästen auch Aufbau und Funktion. Die Bestattung findet gleich auf dem Erdboden statt, die Betonkammer hat also keinen eigenen Boden, durch Querstreben über dem ersten Sarg kann darüber ein weiterer untergebracht werden, so dass die Kammer als Doppelgrab genutzt werden kann. Ein Pflanztrog oben schließt das Ganze ab. Durch ein Filtersystem mit Aktivkohlefilter kann die Grabkammer belüftet werden, ohne dass Gerüche nach außen dringen. Außerdem gibt es Drainageleitungen, um Wasser abzuleiten. Roland Braun von der Herstellerfirma erläutert die Vorteile des Systems: Auch bei Böden, die nicht so feucht sind wie beim Friedhof Trierer Landstraße könne es passieren, dass der Verwesungsprozess nicht so fortschreite, wie es sein soll. Als Beispiel nennt er sandhaltige Böden in Augsburg, wo ebenfalls Grabkammern angelegt werden.Liegezeit wird reduziert

Die Liegezeit werde in den Grabkammern von 25 auf 15 Jahre reduziert. Durch die Möglichkeit, die Toten übereinander zu begraben, könne eine Grabstelle als Familiengrab ausreichen. Durch die Pflanztröge, die erstmals beim neuen Grabfeld verwendet würden, sei die Grabpflege auch bei einer Zweitbelegung einfach. Der Trog könne mit Hilfe eines Krans komplett mit Bepflanzung abgehoben werden und nach der Bestattung wieder draufgesetzt werden. Die Gäste äußerten jedoch auch Bedenken: "Ich sehe ein großes Problem, wenn der Sarg noch erhalten ist." Braun räumt ein, dass nicht nur der Sarg, sondern auch die Kleidung des Toten nach Ablauf der Liegezeit erhalten sein könnten. Diese müsse dann aus dem Grab entfernt werden. Die Gebeine des Toten würden der Grabstelle allerdings nicht entnommen.

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