Die Fans sind schon reif für den Titel

BERNKASTEL-KUES. Tolles Wetter, tolle Stimmung: Der Karlsbader Platz ist ideal für die Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft. Einziges Manko: die nicht optimalen Lichtverhältnisse.

Der Eröffnungstag der Fußball-WM hat etwas von Weihnachten - von den Temperaturen einmal abgesehen. Im Fernsehen läuft analog zu "Wir warten aufs Christkind" die Sendung "Wir warten auf den Anpfiff". Das Geheimnisvolle von Weihnachten verkörpert an diesem Tag die Frage: Spielt Michael Ballack? Die Fans auf dem Karlsbader Platz in Bernkastel-Kues gehen mit der Frage lässig um. "Wir brauchen zwar einen topfitten Ballack um Weltmeister zu werden", sagt Eric Roth, der mit einer ganzen Schar junger Leute aus Zeltingen gekommen ist: "Aber heute genügt auch Tim Borowski", fügt er an. Heiß ist es auf dem Karlsbader Platz, der sich ab 17 Uhr füllt. Aber zum Stöhnen gibt es keinen Anlass. Vergangene Woche hätten sich bei Kälte und Regen wahrscheinlich nur ein paar Unentwegte auf dem Platz eingefunden, auf dem 18 WM-Spiele auf einer Großbildleinwand zu sehen sind. Auch Marco Werland und Daniel Zirbes aus Bernkastel-Kues sind mit einer Gruppe vor Ort. "Mehr Leute, mehr Stimmung", sagen sie. Es macht ihnen auch nichts aus, dass die Getränke nur in Kunststoffbechern ausgeschenkt werden. Auch Markus Schmitt ist mit Freundin Cindy Böhme und Sohn Tom wegen der Stimmung gekommen. Wie viele andere auch in Trikots, dazu noch mit einem besonderen Kopfschmuck. 700 Fans, darunter auch Landrätin Beate Läsch-Weber, füllen den Platz beim Anpfiff. Und sie sehen erst einmal herzlich wenig. Das liegt aber nicht am Spiel der deutschen Mannschaft, denn das gestaltet sich sehr ansehnlich. Es liegt am Sonnenlicht, das permanent auf den Platz fällt. Als Torsten Frings nach wenigen Minuten knapp über das Tor schießt, jubeln die Fans, weil sie glauben, der Ball zappele im Netz. Nach der Halbzeit wird das Geschehen auf der dreieinhalb mal vier Meter großen Leinwand besser sichtbar. Ideale Verhältnisse sehen aber anders aus. Michael Denzer (BKS events), der gemeinsam mit der Stadt die Organisation inne hat, ist darüber natürlich nicht froh, sieht aber wenig Chancen zur Besserung. Ein weiterer Beamer sei zu teuer. "Vielleicht kann man noch etwas nachjustieren", sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. Derweil träumen die Fans bereits vom Finale: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin." Sie bejubeln besonders den zweifachen Torschützen Miroslav Klose, legen nach den Gegentoren aber auch ihre Stirn in Falten. Doch es ist ein Abend der guten Laune. Die Polizeibeamten, die sich in Zivil unter die Fans mischen, haben wenig zu tun. Nur ein paar Jugendliche halten sich nicht an das Verbot, Flaschen anzuschleppen. Sie bringen sie weg und dürfen wieder auf den Platz. Die Polizei kassiert auch ein paar China-Böller. Das war es aber auch schon. Froh ist Helmut Kaspar, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues, dennoch nicht. Einer der anliegenden Gastronomen schenkt im Außenbereich Getränke in Gläsern aus. Angeblich, so Kaspar, habe er dafür eine Ausnahmegenehmigung des Ordnungsamtes. "So geht das nicht", schimpft der Beamte. Am Montag wird er bei der Verwaltung vorstellig werden. Auch der Stadtbürgermeister wird sich einschalten. Port:"Ich werde am Samstag mit dem Gastronom sprechen."

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