Die Geheimnisse des schönsten Sommerlochs

WITTLICH. Jeder hat ihn, doch erst die bauchfreie Mode hat den Nabel berühmt gemacht. Der Chefarzt der Frauenklinik des St. Elisabeth Krankenhauses, Dr. med Hans Werner Steudel, kennt die Nabel der Welt aus professioneller Sicht.

Jeder Mensch hat ihn, Sie machen ihn: Bitte erklären Sie einmal, wie so ein Bauchnabel zustande kommt. Steudel: Unmittelbar nach der Geburt wird die Nabelschnur abgeklemmt und durchtrennt. Der Nabelschnurrest am Kind trocknet ein und fällt ab. Der Wanddurchbruch vernarbt unter Zurücklassung der Narbe, dem Nabel. Einen Einfluss auf die "Schönheit" der Narbenbildung hat man nicht. Gibt es da vielleicht eine spezielle Knotentechnik? Steudel: Nein, heute wird eine so genannte halb offene Nabelpflege durchgeführt. Die Abbindung oder Abklemmung der Nabelschnur erfolgt mit dem in der Gesellschaft zur Verfügung stehenden Material. Eine spezielle Behandlung für eine normal verlaufende Eintrocknung gibt es nicht. Wurden früher Nabel anders behandelt? Steudel:Früher wurden die Nabel komplett eingewickelt. Teilweise hat man einen Taler darauf gelegt, damit der Nabel eingedrückt wurde. In afrikanischen Ländern gibt man auch heute noch Erde auf den Nabel. Warum ist der eine flach, der andere ein Knübbelchen? Steudel: Die Narbenbildung verläuft bei Menschen individuell, somit sind die "Endresultate" ein persönliches Schicksal. Gibt es Hebammen-Tricks, wie der Babynabel schön verheilt? Steudel: Allgemein wird derzeit eine "Lufttrocknung" des Nabels auch von Hebammen befürwortet. Es sollte nicht zuviel gebadet werden, nach dem Baden kann der Nabel abgetupft werden. Bei Beginn der Entzündung kommt eventuell ein desinfizierendes Mittel darauf. In den USA lassen sich jetzt junge Mädchen, aber auch Männer und Frauen den Nabel länglich umoperieren. Was ist eigentlich aus Ihrer Sicht ein schöner Nabel? Steudel: "Wahre Schönheit kommt von innen" - äußere Schönheit ist ein von der jeweiligen Gesellschaft ungenau definierter Zustand, der Modetrends entspricht. "Unschön" ist nur eine Bauchdecke ohne Nabel - ebenso wie ein Gesicht ohne Nase oder eine Brust ohne Warze. Bei Männern ja kein Thema, aber Frau kann ja schwanger werden. Gibt es da bei Ihnen schon einmal Probleme mit gepiercten Nabeln? Steudel: "Löcher" in der Oberfläche Haut können immer über Entzündungen jedweder Art Probleme machen. Dies ist bei reizlosem Zustand in der Schwangerschaft nicht häufiger als im nicht schwangeren Zustand. Von den Einstichen ausgehend sehen wir gelegentlich sternförmige Schwangerschaftsstreifen weglaufen, während die sonstige Bauchoberfläche frei ist. Von kinesiologisch orientierten Ärzten wird das Metallpiercing wegen negativer Energieströme in der Schwangerschaft gegen Kunststoff ausgetauscht. Aus dieser alternativen Sicht könnten auch Wehen durch dieses Metallpiercing hervorgerufen werden.Aus normal medizinischer Sicht gibt es bezüglich gepiercter Nabel keine Probleme. Kann ein schönheitsoperierter Nabel eine Komplikation für Schwangere sein? Steudel: Mehrheitlich nein, da nur bei tiefgreifender Operation mit kompletter "Wandzerstörung" und anschließend nicht stabilem Verschluss Probleme auftreten könnten im Sinne eines Bruches dieser Schwachstelle. Nabelbruch in der Schwangerschaft ist eher selten, zumal es sich auch um junge Frauen mit eher stabilem Gewebe handelt, welches noch mehr als doppelt so lange die Frau "zusammenhalten" muss. Wie gefällt Ihnen persönlich die bauchfreie Mode? Steudel: Was spricht gegen Schönheit und Teileinblicke bei netter bis interessanter Verpackung, außer wenn es sich vorquellend aufdringt? Man(n) ist auch nur Mensch. Die Fragen stellte unsere Redakteurin Sonja Sünnen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort