Die Granatsplitter sind draußen

Pünktlich zum Volkstrauertag ist die 80 000 Euro teure Renovierung des Ehrenmals und der Treppe vor der Binsfelder Kirche vollendet. Die Bronzefigur des Heiligen Georg wurde um ihre Granatsplitter erleichtert und glänzt wieder richtig.

 Fast komplett renoviert: das Ehrenmal an der Kirche in Binsfeld. Von links: Pastor Leo Koch, Margret Schommer, Architekt Heinz Maes und Walter Valerius. TV-Foto: Marion Maier

Fast komplett renoviert: das Ehrenmal an der Kirche in Binsfeld. Von links: Pastor Leo Koch, Margret Schommer, Architekt Heinz Maes und Walter Valerius. TV-Foto: Marion Maier

Binsfeld. (mai) Nicht mehr überall wird am Volkstrauertag den Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. In Binsfeld wird an dieser Tradition, bei der Vereine im Wechsel Kränze niederlegen, festgehalten.In dem Eifelort gibt es sogar zwei Ehrenmale. Das frisch renovierte Ehrenmal der Kirche, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert, befindet sich an der Treppe zum Gotteshaus. Gegenüber ist das 54 Jahre alte Ehrenmal der Zivilgemeinde für die Opfer beider Weltkriege zu finden. Es besteht aus vielen Kreuzen und muss noch auf die Sanierung warten.Doch trotz der zwei Ehrenmale hat auch Binsfeld mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie andere Gemeinden. Pastor Leo Koch: "Es sind eher die älteren Menschen, die am Volkstrauertag kommen. Sie haben noch eine Beziehung zu den Gefallenen." Auch Margret Schommer vom Pfarrgemeinderat stellt fest: "Der Volkstrauertag hat an Bedeutung verloren. In meiner Kindheit habe ich noch alte Männer gesehen, die ein paar Tränen verdrückt haben, das ist heute nicht mehr so."Für Pastor Koch geht die Bedeutung der Feier am Ehrenmal über das Gedenken an die Gefallenen hinaus. Auch für die Unfall- und Katastrophenopfer werde gebetet, sagt er. Das Ehrenmal ist für ihn zugleich Mahnmal. Die Botschaft laute, Krieg lohnt sich nicht.Einer, der sich dem Ehrenmal besonders verbunden fühlt, ist Walter Valerius. Er hat im Krieg seinen Vater verloren. Dass es der Zweite Weltkrieg war, spielt keine Rolle. Valerius hat sich bei der Renovierung von Treppe und Ehrenmal sowie überhaupt bei der Erneuerung des Kirchengebäudes außerordentlich stark engagiert. Er weist auf die vielen anderen Helfer hin, die beispielsweise beim Kirchenspeicher mit anpackten.80 000 Euro hat die Wiederherstellung von Treppe und Ehrenmal gekostet. Architekt Heinz Maes betont: "Das war alles Handarbeit. Wir haben so viel wie möglich wieder verwertet. Eine Neu-Herstellung hätte das Doppelte gekostet." Die Handwerker — dazu gehörten ein Rohbauunternehmer, ein Steinmetz, ein Elektriker und ein Schlosser — hatten jede Menge zu tun. Die Bronzefigur musste von zwei Granatsplittern aus dem Zweiten Weltkrieg und der Oxidationsschicht befreit werden. Die Treppe war unter anderem durch Wasserschäden in einem desolaten Zustand. Schieferplatten wurden durch Sandsteinplatten ersetzt, fehlende Steine vom Durchbruch beim Pfarrhaus ergänzt. Das Geld für die Renovierung kam vom Bistum, der Gemeinde und von Spendern.Die Einsegnung der renovierten Treppe und des Ehrenmals in Binsfeld findet am kommenden Sonntag um 11 Uhr statt. Anschließend wird am Ehrenmal der Zivilgemeinde der Toten der beiden Weltkriege gedacht. DIE GESCHICHTE DES EHRENMALS Das Ehrenmal an der Kirche St. Georg hat der damalige Kriegerverein der Gemeinde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg für die gefallenen und vermissten Mitglieder errichtet. 21 Männer sind mit ihrem Todesdatum darauf erwähnt. Der erste, Johann Conrad, fiel bereits am 26. August 1914, der letzte, Peter Pitsch, starb im März 1919 an den Folgen seiner Verwundungen im Lazarett. Laut Walter Valerius gibt es für das Ehrenmal keine Rechnungen. Für ihn ein Beweis dafür, dass vieles, vielleicht sogar alles mit Hilfe von Lebensmitteln beglichen wurde. Die Sandsteinplatten, die bei der Renovierung des Kriegerdenkmals verwendet wurden, stammen aus dem Pfarrhof. Für Valerius eine schöne Idee. "Die Gefallenen sind in ihrem Leben ab der Taufe immer wieder über diese Platten gegangen."

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