Die Königin aus dem goldenen Dorf: Madhu Witt trägt beim Weinfest eine Krone von Bernkastel-Andel

Bernkastel-Kues · Geschätzte 80.000 Menschen werden dem Festumzug beim Weinfest an der Mittelmosel zujubeln. Eine der Weinköniginnen, die den Besuchern von dem Wagen zuwinkt, ist Madhu Witt aus Bernkastel-Andel. Der TV unterhielt sich mit der 28-Jährigen vor der großen Feier. Herausgekommen ist ein Gespräch über leuchtende Kinderaugen, Goldschürfer und Muskelkater.

Wenn Madhu Witt in diesen Tagen in den Kindergarten geht, dann leuchten die Augen der Jungen und Mädchen noch etwas heller als gewohnt. Denn die 28-Jährige ist nicht nur Erzieherin in Binsfeld, sie ist auch die Weinkönigin des Stadtteils Andel in Bernkastel-Kues. Wo sie ansonsten Geschichten vorliest und beim Zähneputzen hilft, da staunten die Kinder zuletzt über ihre Autogrammkarte mit Krone und Kleid.

Madhu Witt erzählt mit einem Lächeln: "Ein Mädchen sagte, dass ich wie eine Prinzessin aussehe. Ich habe ihr geantwortet, dass ich sogar eine Königin bin. Das ist für die Fantasiewelt der Kinder was Besonderes."
Aber auch für die Königin geht ein Traum in Erfüllung, wenn sie beim Weinfest der Mittelmosel ihr Dorf repräsentiert. "Als Kind bin ich in der Fußgruppe der ‚Andeler Goldgräber‘ mitgelaufen und habe mit meiner Familie geholfen, den Wagen zu schmücken."

Nun freut sie sich besonders auf den Umzug, bei dem sie auf ihrem Wagen 80.000 Besuchern zuwinken wird. Wie auch die anderen Weinköniginnen. Aber in einem goldenen Kleid. Das hat einen historischen Bezug. Goldgräber sind im 18. Jahrhundert in dem Andeler Goldbach auf glitzernde Schätze gestoßen. Lange habe es gedauert, bis sie im Internet ein goldenes Kleid gefunden habe. Geholfen hat ihr ihre Prinzessin Linda Wiesel. "Und auch ansonsten bringe ich Farbe ins Spiel", sagt Madhu Witt und lacht. Denn die Weinkönigin wurde in Indien geboren und mit zweieinhalb Jahren von Barbara und Wulf Witt adoptiert.

Mit ihrem Bruder wuchs sie in Andel auf. Ihre Vergangenheit will sie gar nicht zum Thema machen. "Ich bin ein echtes Moselkind und fühle mich in Andel zu Hause." In dem Dorf ist Madhu bekannt. Kein Wunder, dass der Ortsvorsteher Rolf Kröhner sie fragte, ob sie nicht Weinkönigin werden wolle.

Eine Ehre für Witt. Immerhin ist sie nicht in einer Winzerfamilie aufgewachsen. Ihre Eltern vermieten Ferienwohnungen. Mutig genug, sich die Krone aufzusetzen, ist sie dennoch. "Als Kind habe ich mir mein Taschengeld damit verdient, in den Weinbergen unseres Nachbarn die Trauben zu lesen. Er ist Winzer.

Etwas kenne ich mich aus. Und wenn ich Fragen habe, ist er für mich da." Wobei es der 28-Jährigen vor allem um den Spaß gehe. So gab sie ihr Ja als Königin auch erst, als sie die Prinzessinnen ihrer Wahl kannte. "Fast alle sind alte Schulfreundinnen von mir aus Andel. Wir sehen das als schönes Abenteuer."

Anstrengend dürfte der Festzug dennoch werden. Das weiß Madhu Witt. Ihre größte Sorge: "Der Muskelkater am nächsten Morgen. Das Lächeln und Winken tut irgendwann weh", sagt sie und lacht. Denn über den Schmerz kann sie hinweg sehen.

Da Königin Madhu ihr Amt bis 2017 behält, darf sie auch im kommenden Jahr die Fahrt auf dem Wagen genießen. Und auch ansonsten freut sie sich auf die feierlichen Tage an der Mittelmosel. "Da treffe ich sicher ein paar alte Bekannte und Freunde wieder." Und den Kindern ins Binsfeld wird sie nach der großen Feier sicherlich noch die eine oder andere Geschichte erzählen können.

Extra
Der Wagen mit der Andeler Weinkönigin ist die Nummer 46 beim großen Festzug am kommenden Sonntag (Beginn 14 Uhr). Er fährt damit in der Mitte des Zuges, der aus knapp 90 Gruppen (Festwagen, Fußgruppen, Musikkapellen) besteht. Die offizielle Eröffnung des Weinfestes der Mittelmosel ist am Donnerstag, 3. September, 19 Uhr, auf der Weinstraße. Der Weinprobierabend beginnt bereits um 17 Uhr. Um 18.30 Uhr ist Trachtentreffen auf dem Marktplatz. Die Frauen tragen Moselblümchen, die Herren Winzerkittel. cb

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