Die Krawatte fehlt nie

BERNKASTEL/IDAR-OBERSTEIN. (mbl) Ob Mittfastenmarkt, Michaelsmarkt oder Nikolausmarkt - Waldemar und Malvine Malek aus Idar-Oberstein sind immer dabei. Dafür, dass das Ehepaar seit 50 Jahren dreimal im Jahr in der Doctorstadt seinen Stand aufbaut, haben Stadtbeigeordneter Frank Hoffmann und Bauhofleiter Markus Ruf im Namen der Stadt gratuliert.

"Komm', Liebes, die Presse will ein Foto machen", sagt Waldemar Malek zu seiner Ehefrau Malvine, die hinter ihrem Marktstand Socken sortiert. Rund 85 Stände auf 860 Metern Standlänge sind auf dem Bernkasteler Moselparkplatz vertreten. Zu den rund 75 Prozent an Stammgästen gehören seit einem halben Jahrhundert auch die Maleks. Zeigt her eure Füße, die Maleks bieten Strümpfe jeder Art feil: lange und kurze, dicke und dünne, warme Wintersocken oder leichte Söckchen für den Sommer - Damen-, Herren-, Kinder- oder Babygröße. Seit 1954 steht das Ehepaar hinter seinem Stand, reist rund 300 Tage im Jahr durch die Bundesrepublik und war auf allen Märkten vertreten. "Und das bei Wind und Wetter", berichtet Malvine Malek. Doch gemäß dem Motto "Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung" schützen sie sich im Herbst und Winter mit spezieller Fischerkleidung. "Was auf hoher See gegen Kälte, Nässe und Wind schützt, wirkt auch hier draußen", versichern die beiden. Das Marktleben aber hat sich gewandelt. Waren es zu Anfang auf dem Bernkasteler Gestade sieben Händler, die ihre Waren anboten, so ist die Konkurrenz im Laufe der Jahrzehnte immer größer geworden.Fahrendes Händler-Leben

"Die großen Billigmärkte auf der grünen Wiese haben den starken Rückgang der Nachfrage auf den Märkten eingeläutet", bestätigen die Maleks. Mit Strickwaren und Textilien haben die beiden heute 74-jährigen einst angefangen. Damals war alles gefragt, der Marktverkauf konnte seine Betreiber gut ernähren. "Heute sind wir froh, dass wir nicht mehr so jung sind, dass wir davon leben müssen", bemerkt Waldemar Malek. Das fahrende Händler-Leben war immer hart. "Aber wir waren selbstständig", reflektiert der ältere Herr, der nie ohne Krawatte seine Kunden bedient. Die Mosel sei immer ein dankbarer Marktaufenthalt gewesen. Unterwäsche und Bettzeug liefen früher besonders gut."Wir geben hier mehr Geld aus, als wir einnehmen"

Neben der Arbeit habe das unabhängige Leben auf der Straße und im Wohnwagen aber auch Spaß gemacht. Man kam mit vielen Menschen ins Gespräch und spürte dabei auch die Bedeutung, die die Traditionsmärkte zu ihren besten Zeiten einmal hatten. Und auch das Kundenverhalten habe sich verändert, der Käufer sei wählerischer und auch "unzuverlässiger" geworden. Das Geld sitze schon lange nicht mehr so locker, da werde genau überlegt, bevor man etwas kaufe. Nach Bernkastel-Kues kommen die Maleks aber immer wieder gerne. "Und nicht nur zu den drei traditionellen Märkten", verrät Malek, der in Böhmen geboren wurde. Der Wein und die schöne Landschaft haben es dem Ehepaar angetan. "Wir geben hier mehr Geld aus, als wir einnehmen", lacht der Händler. "Diese edlen Tropfen werden wir besonders genießen", dankt er Hoffmann für das Weinpräsent. Mindestens bis Jahresende wollen die beiden weitermachen. Ob es weitergeht, hängt unter anderem von ihrer Gesundheit ab. Eines aber ist sicher, wie Malek erzählt: "Unser Abschied von den Märkten bedeutet auch das Ende für den Sockenstand, denn einen Nachfolger bekommen wir nicht."

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