Die Kraxelei soll ein Ende haben

ZELTINGEN-RACHTIG. Die Arbeit im Weinberg ist unabdingbar für einen guten Wein. Doch sie soll dem Winzer in Zukunft so leicht wie möglich gemacht werden.

Wie mühsam es ist, in den Steillagen herumzukraxeln, weiß jeder, der dort arbeitet. Deshalb wird nach Möglichkeiten gesucht, wie die Arbeit vereinfacht werden kann. In der "Zeltinger Sonnenuhr" haben Mitarbeiter einer Spezialfirma auf einer circa 70 Ar großen Fläche mit einer Hangneigung von circa 55 Prozent Fahr-Terrassen von jeweils 2,10 Meter Breite angelegt. Diese Querterrassen sollen von Winzern bewirtschaftet werden - und zwar unter wissenschaftlicher Begleitung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel (DLR). "Insbesondere soll untersucht werden, ob die Querterrassierung eine zukunftsorientierte Alternative zur bisherigen Bewirtschaftung in der Falllinie sein kann", erläutert Lothar Helfgen, Abteilungsleiter Landentwicklung Mittelmosel, den Sinn und Zweck des Pilotprojektes an der Mittelmosel. An der Untermosel wird bereits häufig so gearbeitet Vorteil der Terrassierung: alle Arbeiten können mit Schmalspurschleppern oder kleinen Raupen - und damit im Direktzug - verrichtet werden. Helfgen: "Das verringert die physische Belastung der Winzerinnen und Winzer erheblich." Auch der Arbeitsaufwand gehe nach unten. Erfahrungen von luxemburgischen Winzern hätten gezeigt, dass er bei solchem Gelände bei 300 bis 400 Stunden pro Hektar liege. Zum Vergleich: Reine Handarbeit in schwer zugänglichen Bereichen wird mit bis zu 1200 Stunden veranschlagt. Dort, wo das Arbeiten mit dem Seilzug möglich ist, bleibt ein Aufwand von 600 bis 800 Stunden. "Nach den bisherigen Erfahrungen tritt auch eine Qualitätsverbesserung ein", zeigt Helfgen einen weiteren Aspekt auf. Die Rebzeilen würden besser belichtet und durchlüftet. "Es ist deshalb mit höheren Mostgewichten und geringerer Krankheits- und Fäulnisanfälligkeit zu rechnen", sagt der Experte. Niederschlag könne gut in den Boden eindringen und fließe nicht über die Oberfläche ab. Damit könne auch weitgehend eine Bodenerosion verhindert werden. Weiterer Vorteil: Durch die zwischen den Terrassen angelegten Böschungen könnten für Weinberge typische Lebensräume entstehen, die von Wärme liebenden Pflanzen- und Tierarten besiedelt werden. Und wo sind die Nachteile? "Zunächst wird von vielen Winzern die geringe Stockzahl pro Hektar bemängelt", sagt Helfgen. Bei der herkömmlichen Einzelpfahlerziehung rechne man pro Hektar mit 10 000 Stöcken, bei der Querterrassierung nur noch mit 5000 bis 6000. Für die Qualität sei das gut, für Winzer, die immer noch auf Masse produzieren, aber nur schwer zu schlucken. "Entscheidend wird jedoch sein, dass die Qualität des Steillagenweines gesichert und weiter gesteigert werden kann und wie die Rechnung für die Winzerbetrieb unter dem Strich aussieht", hofft Helfgen auf Resonanz bei den qualitätsbewussten Winzern. Mehrere Winzer haben Interesse an dem Projekt angemeldet. Die Reben sollen im Frühjahr 2005 gepflanzt werden. Die Fläche stellt die Teilnehmergesellschaft "Flurbereinigung Zeltingen" bereit.

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