Die Kuh ist vom Eis

BERNKASTEL-KUES. Dem Stadtrat war am Donnerstag nicht wohl in seiner Haut. Doch er hat entschieden, einen Teil eines fast fertigen Gebäudes aus optischen Gründen wieder abzureißen.

Ob einige der Verantwortlichen der Bernkastel-Kueser Stadtpolitik jetzt wieder ruhiger schlafen können, ist nicht bekannt. Um die Nachtruhe war es in den vergangenen Tagen offensichtlich aber nicht gut bestellt. "Zwei Wochen lang konnten wir kaum mehr schlafen", sagte Frank Hoffmann (CDU). Seit Donnerstagabend ist die Kuh aber vom Eis. Der Stadtrat gab sein Einverständnis, dass das Obergeschoss des im Bau befindlichen zweistöckigen Gebäudes auf dem Karlsbader Platz wieder abgerissen wird. Gleichzeitig fiel die Entscheidung, dass der Transformator, die Ursache allen Übels, auf einem Sockel an der Stirnseite des Mosel-Gäste-Zentrums Platz findet. Viele Varianten wurden verworfen

Wie berichtet, sollte der Transformator, der bei Hochwasser die Stromversorgung in der Altstadt sicher stellt, ursprünglich in dem neuen Gebäude Platz finden. Mit jedem Tag des Baufortschritts verfestigte sich aber die Meinung, dass das Obergeschoss dieses Gebäudes die Optik des gesamten Platzes verschandelt und möglichst wieder abgerissen werden soll. Doch wohin mit dem Transformator, der irgendwo in diesem Bereich auf einem erhöhten Standort, 1,30 Meter über dem Pegel des 93er-Hochwassers, Platz finden muss? Stadtbürgermeister Wolfgang Port präsentierte in der Sitzung noch einmal fast ein Dutzend Varianten, die aber alle aus verschiedenen Gründen (finanziell, optisch, akustisch) nicht zum Tragen kommen können. Es bleibt nur die bisher nackte Bruchsteinwand am Gebäude des Mosel-Gäste-Zentrums. Diese Wand stand schon einmal als Standort zur Diskussion. Damals waren allerdings noch Maße im Gespräch, die heute nicht mehr gelten, weil der neue Transformator kleiner ist als sein Vorgänger. Alle Fraktionen sprachen sich für diesen Standort aus, allerdings drängten vor allem die Grünen darauf, den optischen Aspekt zu beachten. "Das sind wir dem Platz und der Hauswand schuldig", sagte Renate Khoschlessan. Der Plan weise bisher aber eher eine "angebaute Gefängniszelle" aus. In diesem Bereich verlaufe der Hauptzugang zum Karlsbader Platz, forderte auch Rolf Kröhner (SPD) eine annehmbare Optik. Der Stadtbürgermeister will dem Rat in Kürze weitere Bauvarianten präsentieren. Natürlich ging es bei dieser Debatte auch darum, ob es überhaupt so weit kommen musste. Schließlich wird ein Teil eines bereits fast fertiggestellten Gebäudes nun wieder abgerissen. "Ein gewisser Vorwurf wird an uns hängen bleiben", sagte der Stadtbürgermeister. "Aber es ist nicht zu spät, um aus eigenen Fehlern zu lernen", ergänzte Robert Wies (FDP). Er wies daraufhin, dass die Pläne zumindest "nicht schlecht" ausgesehen hätten. Die Realität sehe allerdings "furchtbar" aus. "Deshalb sind wir über diese Lösung froh", sagte Frank Hoffmann. Froh ist der Rat auch, dass ein Gönner die Mehrkosten (Abriss, neuer Standort) bis zu einem gewissen Betrag übernehmen will. Wie hoch die Mehrkosten sein werden, steht nach Auskunft des Stadtbürgermeisters noch nicht genau fest. Port rechnet damit, dass höchstens eine relativ geringfügige Summe an der Stadt hängen bleibt. Der Stadtrat hat außerdem in einer Grundsatzerklärung der Ausgliederung der Mosel Festwochen in eine neu zu gründende Mosel Festwochen GmbH zugestimmt. Stadt und Verbandsgemeinde sollen weiterhin Gesellschafter bleiben. Ihr Zuschuss soll sich aber auf maximal 35 000 Euro pro Jahr begrenzen. Gesellschafter sollen außerdem die Kreise Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg, Cochem-Zell und die Stadt Trier werden. Der bisherige Geschäftsführer Hermann Lewen, soll diese Tätigkeit auch weiter innehaben (ausführlicher Bericht in der Montagsausgabe).

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