Die Liebe zu Brot und Brötchen wird niemals enden: Günter und Irmgard Schenden schließen ihre Bäckerei in Piesport am 30. Oktober

Piesport · Wie entsteht ein gutes Brötchen? Günter Schenden weiß es. Seit 53 Jahren ist er Bäcker. Zusammen mit seiner Frau Irmgard hat er viel erlebt und sich viele Gedanken gemacht. Ruhig wird es für sie aber auch im Ruhestand nicht.

 Ehefrau Irmgard Schenden im Laden.

Ehefrau Irmgard Schenden im Laden.

Foto: Klaus Kimmling
 Günter Schenden in der Backstube.

Günter Schenden in der Backstube.

Foto: Klaus Kimmling

Derzeit ist es eher ruhig im Laden. "Die Kunden kommen morgens und gehen dann in den Wingert", sagt Günter Schenden. In wenigen Tagen wird es dauerhaft ruhig sein. Am 30. Oktober schließen Günter und Irmgard Schenden ihre Bäckerei in der Piesporter St. Martinstraße für immer. Und damit verschwindet wieder ein Traditionsbetrieb von der Bildfläche. Zwei Bäcker betreiben im Ort dann noch ihr Geschäft in den eigenen Wänden.

Die Geschichte der Bäckerei Schenden geht bis 1949 zurück. 1963 begann Günter Schenden die Lehre im Betrieb seiner Adoptiveltern. 14 Jahre war er damals alt. Sechs Jahre später hatte er bereits den Meisterbrief in der Tasche. Mit 67 Jahren geht er nun mit seiner ein Jahr jüngeren Ehefrau in den Ruhestand.

Die Backstube habe er bereits früh unter sich gehabt, erzählt er. "Mitte der 1970er Jahre habe ich den Betrieb dann offiziell übernommen", erzählt er. Noch bis zum 30. Oktober wird sich an seinem Tagesablauf nichts ändern. Um 3.30 Uhr steht er in der Backstube, samstagsmorgens bereits ab Mitternacht. Und da er im Ort der Erste war, der auch sonntags Brötchen backte, ist auch dieser Tag nicht frei von Arbeit.

Vielleicht ist das ein Grund, warum sein Sohn, ausgebildeter Konditor, nicht in den Betrieb einsteigt, wie es einmal geplant war. Die Eltern sehen es aber ohne Groll. Günter Schenden schaut zufrieden auf sein langes Berufsleben und die Selbstständigkeit zurück. "Es ist das Beste, was ich machen konnte", erzählt er.
Dabei ging der Weg nicht immer gerade. Als die St. Martinstraße über längere Zeit saniert wurde, seien Kunden weggeblieben. "Das ist an die Existenz gegangen", berichtet der Bäckermeister. Mehrere Jahre lang arbeitete er bei Dr. Oetker in Wittlich am Band. "Vor oder nach der Schicht habe ich gebacken", erzählt er. Irgendwann überstieg das die Kräfte. Sein Arzt riet ihm, den Zusatzjob aufzugeben.

Schenden hörte auf ihn. Mit dem Wissen, dass es auch keinen Nachfolger gibt, sei die Bäckerei zu einem Zwei-Personen-Betrieb geworden. Er in der Backstube, regelmäßig aber auch im Laden, seine Frau im Laden und mit dem Wagen auf Verkaufstour in Nachbarorten.

Wehmut empfinde er nicht. "Zumindest noch nicht", sagt er. Seiner Frau geht es ein bisschen anders. "Ich war gegenüber den Kunden manchmal Psychologin, Erzieherin, Krankenschwester und mehr", erzählt sie. Der Kontakt mit den Kunden werde ihr schon fehlen, glaubt sie. Um das Verhältnis zu ihrem Mann macht sie sich keine Sorgen, "Wir können auch nach 44 Jahren Ehe noch miteinander lachen", sagt sie.

Klingt fast schon romantisch. Doch natürlich machen sich die beiden Gedanken über den Wandel in der Geschäftswelt. Sie wüssten aus vielen Gesprächen, dass die Waren in fremd geführten Backshops von Supermärkten teurer seien, als in der kleinen Bäckerei. Junge Leute erledigten in den großen Läden aber oft abends im Schnelldurchgang ihre Einkäufe und machten dann auch am strategisch günstig gelegenen Backshop Halt.

"Und die älteren Kunden sterben weg", sagt Irmgard Schenden. Gerade die Alten, oft nicht motorisiert, müssten jetzt schauen, wo sie bleiben. Damit will Günter Schenden nichts gegen Supermärkte sagen. Im Gegenteil: "Es ist gut, dass es sie gibt."
Wer mit den beiden redet, merkt, wie sehr sie ihre Ware lieben. Der Bäcker gibt das Rezept für gute Brötchen preis. "Ich setze den Teig schon am Vortag an, stelle ihn in die Kühlung, und nehme ihn morgens wieder raus. So bekommt er Zeit zu reifen."

Die Kunden schätzen das. "Wir werden Brötchen und Brot vermissen", sagt Hotelier Erich Schanz. Sein Sohn Thomas betreibt in dem Hotel das Zwei-Sterne-Restaurant "Schanz". Dorthin zu liefern ist so was wie ein Adelsschlag.
Langweilig wird es dem Paar nicht werden. Es hat mehr Zeit für den Sohn, zwei Töchter und fünf Enkelkinder. Der Traum von Irmgard Schenden: "In den Laden soll ein großer Esstisch kommen, an dem alle Platz haben." Beide haben noch weitere Pläne: Die Backstube wird in zwei barrierefreie Ferienwohnungen umgewandelt. Eine große Wohnung vermieten die Schendens bereits seit Jahren an Urlauber.
Einen kleinen Backofen behält Günter Schenden. "Darin wird er für mich weiter Brot backen", freut sich die Ehefrau.

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