Die Orgel zwitschert

Stilistisch gehört die Orgel der Pfarrkirche in Rachtig in den Barock, auch wenn sie ein neues Instrument ist. Mit zwei Schnurrpfeifereien ließ der Orgelförderverein die Zugehörigkeit des Instrumentes zu dieser Stilrichtung deutlich unterstreichen.

 Ein Zeugnis für die Kirchenmusik- und Orgelbaugeschichte: Der alte Spieltisch der Rachtiger Orgel steht wieder auf der Empore. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Ein Zeugnis für die Kirchenmusik- und Orgelbaugeschichte: Der alte Spieltisch der Rachtiger Orgel steht wieder auf der Empore. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Zeltingen-Rachtig. Die Orgel in der Pfarrkirche St. Marien in Rachtig weist nicht nur klanglich viele schöne Seiten auf. Auch Menschen, die sich nicht unbedingt für Orgelmusik begeistern können, sind etwa von der eingebauten Nachtigall und ihrem Gezwitscher angetan. Der Orgelförderverein hat jetzt noch zwei weitere Schnurrpfeifereien, wie man diese Zusätze im Barock gerne nannte, in das Instrument einbauen lassen. Zum einen hat der kleine Singvogel mit einem Kuckuck einen Partner bekommen. Er kann nun im Wechsel oder zusammen mit der Nachtigall die Orgelklänge bereichern und wird nicht nur erstaunte Kinderaugen auf das Instrument ziehen. Als Muster nahm Orgelbaumeister Friedbert Weimbs den "Cuculus", der 1737 in der berühmten Abteiorgel in Weingarten eingebaut wurde und durch einen Echoruf gar den Eindruck erzeugt, hier wären zwei Vögel, die sich unterhielten.Zu den Anleihen aus der Natur erhielt das Rachtiger Instrument außerdem ein Zimbelgeläute, wie es im Barock sehr beliebt war. Dies sind sechs kleine Schalenglocken, die von kleinen Hämmerchen zum Klingen gebracht werden. In früheren Zeiten verband man diese Glocken noch mit einem sich drehenden Stern an der Außenseite der Orgel, weshalb man dieses Register auch Zimbelstern nannte. Auf dieses Accessoire hat man allerdings in Rachtig verzichtet. Im Rahmen eines Abendlobes stellte die Organistin Theresia Thiesen mit Variationen eines Weihnachtslieds von Alfred Lefébure-Wely die Spielereien der Pfarrei vor.Der Orgelförderverein hat aber noch mehr getan. Das Vorgängerinstrument wies sehr viele Schwächen auf und konnte in den letzten Jahren nur noch sehr eingeschränkt seinen Dienst versehen. Trotzdem aber hat es mit seiner Musik die Pfarrei annähernd ein Jahrhundert lang begleitet. In einem Seitenschiff auf der Empore wurde jetzt der Spieltisch der alten Orgel aufgestellt. Dort steht er nicht nur als eine Erinnerung für neun Jahrzehnte Musik in dieser Pfarrei, er ist auch ein seltenes Zeugnis für den Orgelbau in der Region Trier im Allgemeinen und in diesem Fall für das Schaffen der Trierer Orgelbaufirma Nikolaus Frantzen im Besonderen.

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