Die Rettung der Festung Mont Royal

Traben-Trarbach · Der Förderverein der Festung Mont Royal in Traben-Trarbach will die Anlage für den Tourismus attraktiver machen. Allein für die Erhaltungsmaßnahmen sind 100 000 Euro nötig. Dafür sollen Fördergelder von der EU beantragt werden.

Die Rettung der Festung Mont Royal
Foto: (m_mo )

Traben-Trarbach. "Wenn sie von Traben-Trarbach zur Feriensiedlung auf dem Mont Royal fahren, sehen sie von der Festung …", der Vorsitzende des Fördervereins, Uwe Hauth, macht eine Kunstpause und sagt dann: "… nichts." Diesen Zustand wollen Hauth und seine knapp 40 Mitstreiter des 2011 gegründeten Vereins ändern. Denn dort, wo heute ein Landal-Ferienpark steht, liegen - unter dem Erdreich und von der dichten Vegetation verdeckt - die Überreste der größten historischen französischen Festung in Deutschland, des Mont Royal.
"Diese Festung wurde ab 1687 von Vauban, dem berühmtesten Festungsarchitekten Frankreichs gebaut," erklärt Hauth. Der Festungskern war circa 50 Hektar groß und von einem drei Kilometer langen und bis zu 30 Meter hohen Hauptwall umgeben. Inklusive der Außengebäude hatte die Festung eine Länge von fünf Kilometer. Sie bot Platz für mehrere Tausend Soldaten und Arbeiter. Allerdings wurde sie nie in Betrieb genommen. Nur elf Jahre nach ihrem Bau mussten die Franzosen sich aus dem Moselland zurückziehen. Sie sprengten die Festung am 5. Februar 1698. Dennoch blieben viele Bauwerke übrig, Gänge, Kasematten, Festungsmauern und unteriridische Anlagen. Aber das Gebiet geriet in Vergessenheit. Die Natur eroberte sich die Landschaft zurück.
Erst in den 1930er Jahren wurden die Überreste wieder entdeckt. Der Traben-Trarbacher Heimatforscher Ernst-Willen Spies besorgte sich die Unterlagen über die Festung im Pariser Nationalarchiv und begann zu graben. "Er hat sein ganzes Leben dieser Forschung gewidmet und viele Gänge ausgegraben", berichtet Julian Stolte, Großneffe von Spies. Aber der Zweite Weltkrieg machte seinem Großonkel, der die Festung wieder aufbauen wollte, einen Strich durch die Rechnung. In den 1960er Jahren verkaufte die Stadt das Gelände an die niederländische Landal-Gruppe, die in der Nähe einen Ferienpark eröffnete. "Wir wollen hier nichts wieder aufbauen, sondern das erhalten und touristisch erschließen, was da ist", erklärt Hauth den Plan der Festungsfreunde. Ein Gang durch das Gebiet zeigt, dass es auch höchste Zeit ist, die noch vorhandenen Ruinen und Gemäuer vor dem Zahn der Zeit zu schützen. Man fühlt sich ein wenig ins ferne Kambodscha versetzt, wo der Dschungel über die Tempelanlage Angkor Wat wuchert. Denn auch am Mont Royal breitet sich die Natur aus. Wurzeln von Bäumen wachsen in die Mauern, und jeder Winter sorgt für weitere Frostschäden. Ein etwa sechs Kilometer langer Rundweg führt an den Überresten der militärischen Anlage entlang. Dabei kann man auch alte Kellergewölbe besichtigen, in denen das Wasser durch die Mauern tropft und Efeuranken sich ihren Weg bahnen. "Es muss was passieren, sonst bleibt nicht mehr viel von dieser Anlage übrig", sagt auch Julian Stolte. Die Festungsfreunde haben deshalb Ideen zur Inwertsetzung gesammelt. So könnten die bereits vorhandenen Wanderwege genutzt werden, um auf die Festung aufmerksam zu machen. Dabei sei ein "Seitensprung" denkbar, der an den Überresten der Festung entlang führt, so Uwe Hauth. Außerdem seien Events denkbar, etwa szenische Lesungen, Fackelführungen oder Geocaching. Das würde auch auf die umliegenden Orte ausstrahlen und die Region für Touristen attraktiver machen, ist sich Hauth sicher. Deshalb wollen sie Leader-Gelder von der Europäischen Union beantragen.
"Um die Anlage zu erhalten, sind circa 100 000 Euro nötig, die brauchen wir auf jeden Fall", sagt Hauth. Mit diesem Geld könne man Schutzdächer über den Ruinen aufbauen und auch die Wege verbessern.Extra

Das Leader-Programm der Europäischen Union dient der Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum. In einem abgegrenzten Gebiet, der Leader-Region, arbeitet die sogenannte Lokale Aktionsgruppe (LAG). Diese ist dafür verantwortlich, das regionale Entwicklungskonzept umzusetzen. In Deutschland arbeiteten in der Förderphase 2007 bis 2013 244 Leader-Regionen, zwölf davon in Rheinland-Pfalz (darunter Erbeskopf, Hunsrück und Mosel). Europaweit waren über 2300 Leader-Regionen tätig. Das Budget zwischen 2007 und 2013 betrug insgesamt 14 Milliarden Euro. hpl

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