Die Rieslingwelt auf 1,2 Hektar

ZELTINGEN-RACHTIG. Stillstand ist Rückschritt heißt es. So wird auch im Weinberg an der Zukunft gearbeitet: in erster Linie in den Bereichen Qualitätssteigerung und ökonomische Arbeitsweise.

Der Weinberg der Zukunft auf einer bestockten Fläche von 1,2 Hektar? Diese Aussage ist für eine bestimmte Fläche in der Lage "Zeltinger Schlossberg" gar nicht abwegig. Mitarbeiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel (DLR) haben dort einen Versuchsweinberg angelegt. In den kommenden Jahren werden dort, wie der Name sagt, mehrere Versuche ablaufen, die für die Zukunft des Weinbaus von Bedeutung sein dürften. Dabei hilft auch eine Wetterstation, deren Daten von den Winzern auch direkt (über Internet) abgerufen werden können. Es ist ganz schön steil in dem Gelände, das hoch über Zeltingen in Höhe der Staustufe liegt. Die Steigung liegt zwischen 50 und 70 Prozent. Das ist zum Teil schon nicht mehr Steillage, sondern schon Steilstlage. Solch ein Gelände vernünftig zu bearbeiten, kostet normalerweise Zeit und Kraft. Entsprechend teuer müsste normalerweise der Wein sein. Ist er aber oft nicht, weil der Markt das nicht hergibt. Gerade weil diese Fläche so schwer zu bewirtschaften ist, hat das Land sie gekauft. Und das DLR hat sie nun so hergerichtet, dass eine zeitgemäße Bewirtschaftung möglich ist. Auf dem Gelände laufen sechs Versuche. "In erster Linie geht es darum, die Qualitäten zu steigern und ökonomisches Arbeiten zu ermöglichen", erläutert Wilfried Zipse, Gruppenleiter Weinbau beim DLR. Wer über ökonomisches Arbeiten redet, meint heutzutage die Mechanisierung. Mit dem Steillagen-Mechanisierungs-System, einem Gerät, mit dem bis auf die Ernte alle Arbeiten erledigt werden können, soll die Arbeitszeit in der Steillage möglichst halbiert werden: von derzeit etwa 800 Stunden pro Jahr und Hektar auf etwa 400 Stunden. Eine weitere markante Versuchsreihe: In den einheitlich zwei Meter breiten Zeilen variiert der Abstand der einzelnen Rebstöcke untereinander zwischen 60 Zentimetern und 1,20 Meter. Gesucht wird also nach der optimalen Pflanzdichte. Weitere Versuche drehen sich um die Nährstoffauswaschung, die Bedeutung der verschiedenen Riesling-Klone beziehungsweise der Erhalt alter Reben (wertvolles Gen-Potenzial) und die Tauglichkeit verschiedener Unterlagen für die Böden im Steilhang. "Erste Ergebnisse werden in drei Jahren erwartet", erläutert Wilfried Zipse. Dann wird der Weinberg zum ersten Mal Trauben in ausreichender Menge tragen. Erste Auswertungen der Mechanisierung werden aber bereits vorher vorliegen. Auch zwei rote Rieslingklone werden auf der Fläche getestet. "Das ist einfach Innovation", sagt Wilfried Zipse. Für die Zukunft des Weinbaus wichtig ist auch ein agrarmeteorologisches Messnetz. Die Station in Zeltingen ist die zwölfte an Mosel-Saar-Ruwer (zwei weitere stehen an der Ahr). Angestrebt wird eine Gesamtzahl von 20. Mit den gewonnen Klima-Daten wird es möglich sein, Prognosen im Hinblick auf das Auftreten von Schädlingen und Krankheiten zu erstellen. Zeitnah können dann Warnaufrufe (Fax, Mail, Internet) an die Winzer übermittelt werden. Die Winzer können die täglich aktualisierten Daten auch auf der Homepage des DLR ( www.dlr-mosel.rlp.de) abrufen.

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