Die Säubrenner haben sowieso Sonne

WITTLICH. Der Mann hinter der Kirmes ist Leo Kappes. Der Trierische Volksfreund hat ihn rund um das große Volksfest befragt.

Womit sind Sie als Kind am liebsten gefahren: Knuppauto, oder fand man sie am Schieß- oder Zuckerwattestand? Kappes:Als Kind hatte ich, wie alle anderen Kinder auch, leuchtende Augen, wenn in meiner Heimatstadt Bernkastel-Kues die Schaustellergeschäfte zur Kirmes aufgebaut wurden. Fahrten auf dem Autoskooter zählten damals für uns Kinder zu den besonders tollen Erlebnissen. Sind Sie überhaupt schwindelfrei? Wenn ja, wo testen Sie es dieses Jahr? Kappes:Ich bin zwar schwindelfrei, beschränke mich bei meinen Testfahrten inzwischen aber auf das Riesenrad, von welchem ein herrlicher Blick über Wittlich geboten wird. Kirmes macht Spaß, aber auch viel Arbeit, um einen Spruch von Karl Valentin auf Ihre Verhältnisse umzuschreiben. Wie sehen Sie die Sache?Kappes:Die Kirmes ist für meine Kolleginnen, Kollegen und mich tatsächlich mit viel Arbeit verbunden, der Spaß steht hintenan. Es ist aber schon ein erhebendes Gefühl, abends über den beleuchteten Rummelplatz zu gehen und die freudig erregten Gesichter der Kirmesbesucher zu beobachten, oder in der Weinstraße fröhliche und mit dem Fest zufriedene Menschen zu treffen. Was ist Ihr schönstes Kirmeserlebnis?Kappes: Das liegt gut 25 Jahre zurück. Wir hatten katastrophale Wettervorhersagen, alle Parallelveranstaltungen zur Säubrennerkirmes, etwa der Kreuznacher Jahrmarkt, waren total verregnet und nur in Wittlich schien, für alle unfaßbar, über die ganze Kirmes die Sonne. Dazu muss man wissen, dass eine ausgedehnte Schlechtwetterphase vorherrschte und kleinere Schaustellerunternehmen um ihre Existenz zu kämpfen hatten. Sie alle machten in Wittlich gute Geschäfte und konnten sich so von dem ärgsten finanziellen Druck befreien. Ihre Freude und Erleichterung war für mich ein tolles Erlebnis. Welche Freundschaften zu Schaustellern haben Sie geschlossen? Kappes: Man entwickelt über den Zeitraum von mehr als 30 Jahren natürlich Sympathien für einzelne Schausteller, echte Freundschaften scheitern wohl daran, dass man sich nur einmal im Jahr für ein paar Tage sieht. Beeindruckend finde ich, dass diese - trotz eines großen Konkurrenzkampfes untereinander - in Notsituationen zusammenstehen und ein ausgeprägtes Sozialverhalten beweisen. Wann werden Sie nervös? Wie äußert sich das Kirmes-Fieber, sollte es eine Chance haben? Kappes:Nervös werde ich selten, angespannt bin ich aber immer dann, wenn sich im Bereich des Rummelplatzes irgendwelche Auseinandersetzungen anbahnen. Man macht dann natürlich noch den Versuch zu schlichten, aber meistens ist Alkohol im Spiel, und erst das Erscheinen der Polizei sorgt wieder für Entspannung. Woran denken Sie in der Erinnerung an vergangene Kirmestage vielleicht mitWehmut? Kappes: Mit etwas Wehmut kann man schon an die Kirmesveranstaltungen in den 70-er und 80-er Jahren zurückdenken. Damals war alles, insbesondere die Zusammenarbeit mit den Schaustellern, wesentlich familiärer als heute. Diese kamen meist ohne zeitlichen Druck in Wittlich an, bauten ihre Wohnwagen und danach ihre Buden und Fahrgeschäfte auf, begrüßten ihre von anderen Festplätzen kommenden Kollegen und hatten noch Zeit und Muße, unsere schöne Stadt zu besuchen und natürlich auch etwas Geld auszugeben zur Freude der Geschäfte in der Innenstadt. Heute herrscht Zeitdruck und oftmals Hektik, der Konkurrenzdruck ist riesig und die Kosten steigen, während die Kirmesbesucher immer kritischer werden und möglichst immer mehr Leistung für immer weniger Geld beanspruchen wollen. Wie sehen ihre Verhandlungen mit dem Wettergott aus? Kappes: Meine Verbindungen zum Wettergott scheinen recht gut zu sein. In meiner Zeit, also seit 1970, gab es noch nie eine total verregnete Säubrennerkirmes. Ich hoffe, dass dies auch so bleibt. Naturgemäß ist die Säubrenner-Kirmes ein Ur-Wittlicher Thema, über das gerne geplaudert wird. Welche Bürgerfragen dazu werden denn an Sie herangetragen? Kappes: Sicherlich wird über unsere Kirmes viel geredet, zur Zeit insbesondere über das neue Kirmesplakat, was natürlich jeder Kommentator anders, schöner, besser gemacht hätte. Ich halte diese Diskussion für überzogen, habe aber gerne registriert, dass Wittlicher Designer bereit sein könnten, kostenlos Alternativentwürfe für das Kirmesplakat zu erarbeiten. Positiv ist im übrigen auch zu bemerken, dass die Säubrennerkirmes sogar über einen eigenen Fanclub mit Internetseite verfügt (www. saeubrenner.de). Die Fragen stellte unsere Redakteurin Sonja Sünnen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort