Die Scherl-Schweine und die Kirmes

WITTLICH. Der öffentliche Teil der Stadtratssitzung war fast zu Ende, da kam noch ein Ur-Wittlicher Thema auf den Tisch. "Wer hat eigentlich für das neue Kirmesplakat gestimmt?", fragte Hubert Thönes, CDU.

Dem Fraktionssprecher der CDU war selbst keine Antwort eingefallen, als er von Bürgern auf das neue Plakat angesprochen wurde. Thönes: "Ich habe dann zwar Kenntnis von einer Kulturausschusssitzung bekommen, aber ich finde, die Dinge, wo eine gewisse Sensibilität da ist, die sollten vom Ausschuss auch abschließend beraten werden." Was die Vergabe für die Gestaltung angehe, so Thönes weiter, hätte man doch einen Wettbewerb machen können: "Wir haben doch Künstler, die ihr Herzblut in der Stadt haben." Bürgermeister Ralf Bußmer antwortete, es habe im Kulturausschuss einen Beschluss über die grundsätzliche Gestaltung gegeben, die dann im Dialog mit den beiden Beigeordneten abgestimmt worden sei: "Wir haben das aus Zeitgründen nicht nochmal in den Ausschuss gegeben." Bildtradition über ein halbes Jahrhundert

Überrascht vom neuen Plakat war auch die Familie des verstorbenen Bildhauers Hanns Scherl, dessen hängende Schweine als zentrales Kirmes-Motiv über ein halbes Jahrhundert für eines der größten Volksfeste der Region geworben haben. Scherls Tochter Marianne Baumüller-Scherl sagt: "Wir haben uns sehr über die neue Gestaltung gewundert. Wer hat das denn gemacht? Immerhin seit den frühen 50er Jahren gibt es das Motiv. Damals war es für meinen Vater, der mit Bürgermeister Mehs befreundet war, selbstverständlich, dass ein attraktives Plakat für die neue Kirmes her musste. Er hat dann die Entwürfe gemacht, und die beiden Schweine sind geblieben." Auf Rückfrage des Trierischen Volksfreundes antwortet der Pressesprecher der Stadt Wittlich, Ulrich Jacoby, es sei eine Überarbeitung des alten, seit vielen Jahren unverändert verwendeten Kirmesplakates bereits seit längerem im Gespräch: "Hierbei ging es neben der weißen Grundfarbe auch um den Abdruck des Programms auf dem Plakat. Nach ausführlichen Gespächen in der Verwaltung griff Bürgermeister Bußmer die Idee auf und stimmte einer Neugestaltung zu. In der Kulturausschusssitzung am 20. Mai wurden mehrere Entwürfe vorgelegt. Der Ausschuss legte sich auf einen fest und regte Änderungen an." Reines Marketing-Plakat mit mehr Farbe

Jacoby weiter zu den gewünschten Änderungen: "So sollte die Lage der mittig dargestellten Burg nicht auf einem Berg, sondern im Tal liegen. Das auf dem Plakat abgedruckte Gebäude sollte ein historisches Wittlicher Gebäude sein, worüber ein Wiederkennungswert und Ortsbezug hergestellt werden kann. Klar war, dass die hängenden Schweine als Alleinstellungsmerkmal auf den Plakaten gut sichtbar sein müssen." Die Änderungen seien eingearbeitet und das bearbeitete Plakat nach nochmaligen Korrekturen von Bürgermeister Bußmer freigegeben worden. Aus Zeitgründen sei eine nochmalige Vorlage im Ausschuss nicht möglich gewesen. Auf die Frage, welche neuen Akzente denn wichtig waren, informiert Ulrich Jacoby: "Gewollt war ein reines Marketing-Plakat, welches als solches durch seine moderne Gestaltung (mehr Farbe, plakative Aussagen, ohne viel Text) für die Säubrennerkirmes werben soll. Bei den Programmen war uns wichtig, dass diese in einem handlichen Format (Flyer) gedruckt werden."

Wie ist Ihre Meinung, liebe Leserinnen und Leser, zu dem neuen und dem alten Säubrennerkirmes-Plakat? Sie können bis heute 15 Uhr Ihre Stellungnahme (maximal 30 Zeilen mit je 30 Anschlägen) zum Wittlicher Thema mailen an:

 Rot-weiß mit den zum Kult gewordenen Scherl-Schweinen als Hingucker: das alte Plakat mit Programmübersicht.Fotos: Sonja Sünnen/Marion Maier

Rot-weiß mit den zum Kult gewordenen Scherl-Schweinen als Hingucker: das alte Plakat mit Programmübersicht.Fotos: Sonja Sünnen/Marion Maier

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