Die Schmetterlinge fliegen weiter

WINTRICH. Trauer, Erinnerung und Freude: Bei der Jubiläumsfeier des Vereins "Von Betroffenen für Betroffene" war ein großes Gefühlsspektrum vereint.

Eines steht fest: Anna Becker hätte dieser Abend gefallen. Sie hätte ihn genossen, genauso wie die 350 Gäste, die am Samstag das fünfjährige Bestehen des Vereins "Von Betroffenen für Betroffene" feierten. Schmetterlinge, die Anna so liebte, schwebten an der Bühnendecke der Festhalle "Vindriacum" in Wintrich. Die "Riesling Harmonists" sangen Ohrwürmer der "Comedian Harmonists", deren Musik und Texte Anna Becker ebenfalls liebte. Und sie hätte auch die Lieder der Gruppen "La Voce" und "Ton in Ton" gemocht. Sie gaben diesem Abend ebenfalls viel Würde, garantierten aber auch beste Unterhaltung. Anna Becker war an diesem Abend in der Halle, obwohl sie im November 2003 den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Ihr Foto hing am Rednerpult. Sie schaute die Gäste unentwegt an, lächelte ihnen zu. Sie war ihren Eltern, Hermann und Heidelinde Becker, die nur wenige Meter entfernt saßen, ganz nah. Anna Becker war an diesem Abend allgegenwärtig: Zum Beispiel in den Reden, die viel mehr waren als die üblichen Höflichkeitsfloskeln. Es waren Weggefährten, die da ans Rednerpult traten. Sonja Fischbach beispielsweise, Psychologin in der Villa Kunterbunt und in der Kinderkrebsstation im Trier Mutterhaus: In Einrichtungen also, in denen Anna Becker einen großen Teil ihrer Leidenszeit verbrachte. "Ich bin sehr froh, eine Weggefährtin sein zu dürfen", sagte sie. "Anna hat Spuren hinterlassen und versammelt immer noch Menschen um sich." Weggefährten wie Landrätin Beate Läsch-Weber, die Anna Becker mehrfach begegnete und sie auch auf ihrem letzten Weg begleitete. Läsch-Weber schwärmte von Annas "Kraft, Tapferkeit und Mitmenschlichkeit". Weggefährten wie Professor Wolfgang Rauh, Chefarzt der Kinderkrebsstation, der Anna Becker während ihrer Krankheit ärztlich betreut hat. Der Mediziner betonte aber auch die Verdienste des Vereins "Von Betroffenen für Betroffene", speziell von Hermann Becker, der Anna Beckers Vermächtnis weiterführt. "Hermann Becker ist ein ganz Großer", sagte Rauh. Becker weiß, dass er ein besonderes Vermächtnis übernommen hat. "Sie war eine starke, mutige Frau", sagte er über seine Tochter. Dabei war Anna Becker erst 17 Jahre alt, als sie starb. Den Verein gründete sie in einer Zeit, als es so aussah, als habe sie den Krebs besiegt. Der Verein wurde nur ins Leben gerufen, um eine Dank-Veranstaltung aufzuziehen. Dieses Fest, das im Februar 2001 in Mülheim stattfand, erbrachte einen Reinerlös von 81 000 Mark. In den Genuss kamen Einrichtungen, in denen krebskranke Kinder betreut werden. Der Verein finanziert Projekte und Therapien

Anna Beckers Tod führte dann dazu, dass der Verein richtig Fahrt aufnahm. Viele Menschen und Institutionen unterstützen ihn mit Spenden. Der Verein gibt diese Spenden weiter - vor allem an die "Villa Kunterbunt", die Kinderkrebsstation und die Kinderstation im Wittlicher Krankenhaus. Zudem werden diverse Projekte und Therapien finanziell unterstützt. Das Team der "Villa Kunterbunt" hatte eigens zu dem Jubiläum ein Lied zur Melodie von "Über den Wolken" einstudiert. Der Refrain: "Wir sagen Dank für all die Hilfe, die ihr uns gebracht." "Wenn ich diesen Mist hinter mir habe, dann mache ich ein Fest für alle, die mir geholfen haben." Dieser Satz von Anna Becker war damals der Grund für die Vereinsgründung. Am Wochenende wurde das zweite Fest gefeiert - für alle die, die dem Verein helfen. Hermann Becker verteilte Rosen an die sechs übrigen Vorstandsmitglieder. Eine behielt er zurück. "Sie ist für Annas Grab. Sie hat sie sich verdient", sagte er.

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