Die Seele des Gartens

Vor einem halben Jahrhundert legte Michael Hoffmann sein lebenslanges Gelübde des Benediktinerordens ab. Gefeiert wurde das mit einem festlichen Hochamt in der Abteikirche. Die Gärtnerei des Klosters ist das "Kind" des 77-Jährigen.

 Die Seele der Gärtnerei von Kloster Himmerod: Bruder Michael hat vor 50 Jahren das Gelübde abgelegt. TV-Foto: Angelika Koch

Die Seele der Gärtnerei von Kloster Himmerod: Bruder Michael hat vor 50 Jahren das Gelübde abgelegt. TV-Foto: Angelika Koch

Himmerod. Derzeit ist das Gewächshaus herbstlich leer, die Beete sind abgeerntet bis auf einige Tomaten. Bruder Michael geht auf in seinem Arbeitsbereich, "es tut gut, an der frischen Luft zu sein", sagt er. Seit 15 Jahren ist er verantwortlich für das Gemüse und die Kräuter, die für den Eigengebrauch der Mönche gezogen werden. "Das meiste baue ich ökologisch an", ist er froh über den engen Bezug zu den Kreisläufen der Natur. Den einst brach liegenden Garten erweckte er selbst wieder zum Leben, als er nach 35 Jahren Tätigkeit in der Klosterküche eine neue Verantwortung übernahm. Zunächst waren Kochen und Garten eine fremde Welt für den ehemaligen Mitarbeiter eines Walzwerks, der Akkord schaffen musste. "Doch im Kloster ist klar, dass man das tut, was benötigt wird. Ich habe mir die Kenntnisse allmählich angeeignet, auch wenn es anfangs kleine Pannen' gab", erinnert er sich lächelnd. "Aber ich habe die Arbeit in Küche und Gärtnerei lieben gelernt." Noch heute holt er sich gern Tipps für die Gartenarbeit. Der gebürtige Schlesier ließ sich mit ganzem Herzen auf die Lebensweise im Orden ein und ist bis heute ohne Zweifel sicher, dass es der richtige Weg für ihn war und ist. Es fiel ihm leicht, sich auf eine Existenz ohne Priorität des Geldes einzustellen und das Gelübde abzulegen, das er nun zum fünfzigsten Jubiläum noch einmal bekräftigte. Ein Prälat aus Ermland hielt im feierlichen Hochamt eine Predigt, Bruder Michaels Angehörige waren eigens aus Niedersachsen angereist. In der Einheit von Kloster und Garten finde er auch die Einheit von Sakramenten und Natur - es sei eine Ganzheitlichkeit, ohne die er nicht leben könne, betont der heiter wirkende Mann."Als ich damals in Himmerod eintraf, gab es unter Abt Vitus eine richtige Aufbruchstimmung. Die Kirche wurde gerade wieder aufgebaut. Das Kloster war sehr anerkannt und beliebt, ich bin auf Empfehlung meines Kaplans in der alten Heimat hergekommen." Mit Wehmut blickt er jedoch zurück auf die Entwicklung, dass es immer weniger Mönche in der Abtei gibt. Als er Novize war, lebten hier ungefähr zwanzig Brüder, also theologische Laien, und zwanzig Patres, wie die studierten Theologen genannt werden. Heute wird weder im Habit noch im Zugang zur Messe oder zum Chorgebet ein Unterschied zwischen beiden gemacht, sie stehen auf einer Stufe. "Mich hat dieser Wandel sehr beeindruckt. Es tut gut, in einer Gemeinschaft von Gleichen zu sein." Vier verschiedene Äbte hat Bruder Michael bereits in Himmerod miterlebt. Jeder sei eine Persönlichkeit für sich und habe Neues gebracht. Mit Offenheit blickt er auf die Neuerungen, die in nächster Zeit auf das Kloster zukommen und die auch seine Gärtnerei betreffen dürften, denn die Abtei soll wieder mehr Strahlkraft erhalten - auch für Gäste und Touristen, die dann die Erzeugnisse aus Bruder Michaels Garten kaufen können.

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