Die Stunde der Investoren

WITTLICH. Die deutsche Wehrmacht hat sie gebaut, das französische Militär genutzt: Die Stadt Wittlich sucht Investoren für ein früheres Hospital, ein Stabs- und ein Mannschaftsgebäude der Marschall Foch-Kaserne.

Eine Sonderrolle in der Stadtgeschichte spielten sämtliche Immobilien im Wittlicher Konversionsgebiet. Das militärische Kapitel ist seit 1999 abgeschlossen. Seither hat der Bund als Eigentümer zum Teil neue Nutzer gefunden. Jetzt könnte in drei weitere nun im städtischen Eigentum befindliche Bauten ziviles Leben einziehen, wenn sich finanzstarke Investoren finden. Es geht um die lang gestreckten Objekte, die 1937/38 von der Deutschen Wehrmacht erbaut wurden. Später als Hospital, Stabs- und Mannschaftsgebäude genutzt, stehen sie in einer Linie nebeneinander am Rande der früheren Marschall Foch-Kaserne am Klausener Weg. In der Natur der Sache liegt, dass die drei Kasernengebäude normales Hausmaß sprengen: Auf Grundstücksgrößen von 3400 bis 4200 Quadratmetern stehen immerhin Nutzflächen (gerechnet ohne Verkehrsflächen wie Flure, Hallen, Treppen, Aufzugsschächte) von gut 1000 bis fast 2000 Quadratmeter zur Debatte. Der Umbau zu Wohnungen ist nicht zulässig. Besonders Stabs- und das Mannschaftsgebäude, beide dreigeschossig, voll unterkellert plus ausgebautes Dachgeschoss, sind von imponierender Größe und damit Spezialfälle. Das im Trio größte Anwesen, das Mannschaftsgebäude, hat immerhin rund 16 000 Kubikmeter umbauten Raum. Zum Vergleich: Für ein nicht gerade kleines Einfamilienhaus rechnet man 800 Kubikmeter. 20 Stück würden also in das Militärgebäude passen. Von Keller bis zum 2. Obergeschoss liegen über vier Etagen dort immerhin je gut über 800 "Brutto"-Quadratmeter übereinander plus über 600 Quadratmeter im Dachgeschoss.Kaufpreis ist Gebotssache

Naturgemäß haben Investoren für solche Großprojekte einen gewissen Seltenheitswert. Viel Platz also, der auf Neunutzung statt Abriss wartet, viel Platz etwa für ein Jugendhotel, als ein Beispiel für eine Folgenutzung. Die Stadtwerke, die - mit dem Konversionsprojekt betraut - die Liegenschaften nun offiziell zum Verkauf anbieten können, schlagen in ihren Exposés noch weitere Möglichkeiten vor: Schulungszentrum, Callcenter, Praxisräume aber auch Möglichkeiten für die Bereiche Ausstellung, Verkauf, Produktion, Gesundheit und Wellness werden bei allen drei Objekten beispielhaft angeführt. Da die im Bundeseigentum verbliebenen Wohnblocks direkt gegenüber abgerissen werden und dort ein neues Wohngebiet entstehen soll, dürften allerdings von den jeweiligen neuen Nutzungen keine wesentlichen Störungen ausgehen. Gefragt sind also Phantasie, Unternehmergeist und natürlich das nötige Kapital. Planungsrechtlich im Mischgebiet gelegen kommt in Sachen Finanzierung hinzu, dass der Bereich Sanierungsgebiet ist, was eine erhöhte steuerliche Abschreibung möglich macht. "Unter Umständen sind auch Investitionszuschüsse bis zu 20 Prozent möglich", werben die Verkäufer ebenfalls um Interessenten. Immerhin sind über den reinen Erwerb hinaus erhebliche Investitionen nötig. So ist denn auch bei allen drei Objekten dieselbe "Allgemeinbeurteilung" in den Beschreibungen für Kaufinteressenten nachzulesen: "Für eine zivile Folgenutzung ist das Gebäude nur im Bereich Dienstleistung verwertbar. Für jede Umnutzung ist das Gebäude insgesamt baulich zu sanieren, so dass nur noch im Wesentlichen die Grundsubstanz (Gebäudehülle, Fenster, Decken, Treppenhäuser) erhalten bleiben kann." Kaufpreise stehen auch noch nicht zur Debatte. Investoren können bis zum 17. Mai ein Angebot für die stadteigenen Liegenschaften abgeben. Bis dahin wären die Objekte rund einen Monat offiziell "auf dem Markt". Lothar Schaefer, Leiter der Stadtwerke Wittlich: "Es gibt schon einige Interessenten und es haben auch schon Besichtigungen stattgefunden." www.konversion-wittlich.de

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