Die Tonne wird teurer

WITTLICH/BERNKASTEL-KUES. Die Müllgebühren für die Einwohner im Kreis Bernkastel-Wittlich steigen ab Januar 2006 um bis zu 40 Prozent. Grund dafür ist zum einen die Pleite des hessischen Entsorgers Herhof, der seit Juni den Abfall aus dem Kreis verwerten sollte. Zum anderen verbietet das Abfallwirtschaftsgesetz die weitere relativ kostengünstige Entsorgung auf der Mülldeponie Sehlem.

Bis Ende Mai kostete die Entsorgung von Hausmüll oder hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen auf der Deponie Sehlem rund 58 Euro pro Tonne. Weil der Bund ab Juni ein Deponierungsverbot für nicht vorbehandelten Restmüll ausgesprochen hat, musste die Hausmülldeponie in Sehlem Ende Mai ihren Betrieb einstellen. Seit Juni sollte der Müll aus den Kreisen Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Daun und Trier-Saarburg sowie der Stadt Trier durch den hessischen Abfallentsorger Herhof in einer Trockenstabilatanlage auf dem Gelände der Deponie Mertesdorf entsorgt werden. Bei diesem Verfahren wird der Abfall getrocknet und mechanisch sortiert: in wieder verwertbare Stoffe, den brennbaren Anteil (das so genannte Trockenstabilat) und einen nicht brennbaren Rest. Die Kosten dafür hätten nach dem Vertrag mit Herhof zwischen 100 und 120 Euro pro Tonne gelegen. Weil aber die Herhof Umwelttechnik GmbH Finanzschwierigkeiten hatte und im März endgültig in Insolvenz ging (der TV berichtete), ist die Trockenstabilatanlage noch im Rohbau. Deshalb wird der Müll aus der Region zu Verbrennungsanlagen in Nordrhein-Westfalen und im Saarland gefahren. Die Entsorgung kostet rund 224 Euro pro Tonne - fast das Vierfache der Deponierung. Beim Landkreis hätten sich die Umschlags- und Transportkosten um rund vier Millionen Euro jährlich erhöht, sagte Landrätin Beate Läsch-Weber bei der Sitzung des Kreistags. Hajo Weinmann von der SPD beschrieb die Zwickmühle, in der das Gremium steckt: "Was bleibt uns anderes übrig, als genau das zu tun, was wir eigentlich gar nicht wollten: die teure Verbrennung." Gebühren sparen mit kleineren Tonnen

Er rechnete vor, dass die Kosten für einen Ein-Personen-Haushalt um rund 27 Euro steigen und für einen Vier-Personen-Haushalt um knapp 38 Euro. "Das sind Steigerungen um bis zu 40 Prozent der Gebühren. Aber wir kommen im Moment nicht umhin, dieses Ausschreibungsergebnis zu akzeptieren und in die Gebührensatzung einzuarbeiten." Das sah die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen anders. Sie argumentierte, Sehlem hätte mit einer Sondergenehmigung als mechanisch-biologische Anlage weiterbetrieben werden können. "Sie ist nur geschlossen worden, weil es stinkt und das Ganze mehrheitlicher politischer Wille war", sagte Thomas Schmidt-Schäfer von den Grünen. Die Landrätin entgegnete, man könne nicht behaupten, die mechanisch-biologische Entsorgung auf der Deponie Sehlem sei billiger, weil für diese spezielle Form der Entsorgung in Sehlem nie Kosten ermittelt worden seien. Beschlossen wurde die Gebührenerhöhung schließlich mit zwei Gegenstimmen der Grünen. Um die Kosten für die Müllentsorgung zu reduzieren, setzt die Verwaltung auf eine Verringerung der Abfallmengen. Die Bürger sollen über Möglichkeiten der Abfallreduzierung informiert werden. Ab dem kommenden Jahr soll es für fleißige "Müllreduzierer" die Möglichkeit geben, kleinere und damit kostengünstigere Müllbehälter zu wählen. Außerdem soll die Zahl der Grünschnittannahmestellen erhöht werden.

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