Die Verantwortung der Gewählten

Gehen Sie morgen zur Wahl? Es gibt viele Menschen, die das ganz bewusst nicht tun. "Wozu wählen?", fragen sie.

Die Verantwortung der Gewählten
Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

"Die Politiker machen ja doch, was sie wollen! Im Wahlkampf machen sie große Versprechungen, aber wenn sie erst mal ihre Posten haben, kümmern sie sich nur noch um ihre eigenen Interessen!"
Das ist ein starker Vorwurf. Was wäre, wenn unser Wähler uns so zur Rede stellen würde? Viele Christen sind sich gar nicht bewusst, dass sie einen Wahlauftrag erhalten haben. "Nicht ihr habt mich gewählt, sondern ich habe euch gewählt und euch einen klaren Auftrag gegeben: Ihr sollt bleibende Frucht hervorbringen, indem ihr einander liebt!" sagte Jesus bei seinem letzten Abendmahl zu den Jüngern (vergleiche Johannesevangelium 15. Kapitel).
Gott zwingt niemanden zu einem christlichen Leben. Doch wer bei seiner Taufe, Firmung oder Konfirmation die Wahl angenommen hat, der sollte sich bemühen, seinen Wahlauftrag zu erfüllen. Wir verlangen ja auch von unseren Politikern, dass sie nicht nur die Diäten einstreichen und sich ein schönes Leben machen. Sie wurden gewählt, damit sie sich für das Wohlergehen aller Menschen in diesem Land einsetzen. Ihre Arbeit soll nachhaltig sein. Auch Gott hat Erwartungen an die Menschen, die seine Wahl angenommen haben. "Frucht bringen" sollen wir. Jesus machte das am Vergleich mit einem Weinstock deutlich. Reben, die all die empfangene Lebenskraft nur für das Wachstum ihrer Blätter verwenden, werden irgendwann vom Winzer abgeschnitten.
Reben werden gepflanzt, damit sie Frucht hervorbringen, das ist ihre Bestimmung. Genauso ist es auch mit dem Leben der Christen. "Auf die Liebe kommt es an", sagte Jesus. Nur sie kann Bleibendes hervorbringen. Die Blätter an den Reben verwelken bald. Doch in den Früchten stecken die Samen für neues Leben.

Pater Ralf Huning ist Seelsorger an der Autobahn- und Radwegekirche St. Paul in Wittlich

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