Die Vollernter rollen

Die Weinlese der frühreifen Rebsorten an der Mosel hat begonnen. Die Erntemenge ist geringer als erwartet, die Qualitäten aber umso besser.

 Der Trauben-Vollernter im Einsatz in einem Weinberg bei Kröv. TV-Foto: Winfried Simon

Der Trauben-Vollernter im Einsatz in einem Weinberg bei Kröv. TV-Foto: Winfried Simon

Kröv. Die Trauben-Vollernter rollen: Seit Anfang dieser Woche sieht man in den flachen Weinbergslagen der Mittelmosel die Riesen-Maschinen über die Rebzeilen fahren. In wenigen Minuten können die rund 200 000 Euro teuren Geräte in mehreren Rebzeilen die Trauben ernten.

Immer mehr Winzer an der Mosel engagieren für die Lese der frühen Sorten Lohnunternehmer mit Vollerntern. So wie Guido Junglen aus der Ortsgemeinde Kröv, der am Montagmittag einen Teil seines Dornfelder-Weinbergs in der Lage "Kröver Paradies" mit einem solchen Gerät abernten ließ.

In zehn Minuten hatte die Maschine die 600 Quadratmeter gelesen. Am Abend stellte Junglen dann mit der Mostwaage den Zuckergehalt des Mostes fest: 70 Grad Oechsle zeigte die Skala an. Der Winzer macht daraus roten Traubensaft. Den größten Teil seines Dornfelders lässt er aber noch hängen. Junglen hofft weiter auf gutes Wetter, damit seine Trauben beim Mostgewicht noch "zulegen" können.

In dieser Woche wird ein Großteil der frühen Traubensorte Müller-Thurgau - auch Rivaner genannt - geerntet. Die Erntemenge ist geringer als erwartet. Zum einen hat die Rebkrankheit Peronospora im Sommer in manchen Lagen schwere Schäden verursacht, zum anderen sind die Trauben nicht so "saftig" wie in früheren Jahren. Das bedeutet, dass die Mostausbeute geringer ist. Die Mostgewichte, sprich der Zuckergehalt der Müller-Thurgau-Trauben, sind aber im Schnitt mit 80 Grad Oechsle außergewöhnlich hoch.

Nach Meinung von Wolfram Börker, Weinbauberater beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, sollten die Winzer beim Müller-Thurgau aber nicht mehr allzu lange warten, denn das schwül-warme Wetter am Wochenende hat dazu geführt, dass sich der Botrytis-Pilz ausgebreitet hat und daher mit Fäulnis zu rechnen ist.

Mit der Hauptlese des Rieslings wird erst in der ersten Oktober-Hälfte gerechnet. Die Winzer erwarten in den Top-Steillagen erneut Spitzenqualitäten, also Spät- und Auslesen. Ein Großteil der Trauben wird nach wie vor per Hand gelesen.Trauben-Vollernter

Extra Trauben-Vollernter lesen an der Mosel inzwischen rund 25 Prozent der Weinbergsflächen, in den Flachlagen sogar weit über die Hälfte der Fläche. Der Zeitgewinn beim Einsatz des Vollernters ist enorm: In den flachen Lagen rechnet man bei der Handlese mit 200 bis 300 Arbeitsstunden pro Hektar inklusive Transport. Der Vollernter braucht für einen Hektar rund zwei bis vier Stunden. Ein Vollernter kann also eine Erntemannschaft von 30 bis 40 Personen ersetzen. Gute von schlechten Trauben kann die Maschine aber nicht unterscheiden. Winzer, die aus Qualitätsgründen sehr selektiv lesen, sind auf gutes Lesepersonal angewiesen. (sim)

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