Die Wasserkrüge stehen bereit

LIESER. Bisher hatten die Pfarrgemeinde St. Briktius Kues und St. Petrus Lieser einen Pfarrer ganz für sich allein. In Zukunft müssen sie sich einen Seelsorger teilen.

Es war viel vom Wein die Rede, als Georg Moritz, seit November 2000 für die Pfarrgemeinde St. Briktius Kues verantwortlich, auch zum Seelsorger der Pfarrgemeinde St. Petrus Lieser ernannt wurde. Das ist aber kein Wunder. Beide Orte sind durch ein Rebenmeer verbunden. Und Pfarrer Moritz, im Traum-Weinjahrgang 1959 geboren, ist in Sachen Rebensaft auch kein Kostverächter.Das hat sich in Lieser bereits herumgesprochen. Reinhard Barthen, Beigeordneter der Ortsgemeinde, überreichte dem neuen Seelsorger am Schluss des Einführungsgottesdienstes einen Karton mit Lieserer Wein. "Damit Sie sehen, dass es auch nach dem 59er-Jahrgang noch andere gute Jahrgänge gab", sagte er. Barthen, der den urlaubenden Ortsbürgermeister Gerhard Stettler vertrat, machte klar, dass auch in Lieser eine neue Zeit anbricht. "Es ist ungewohnt, keinen eigenen Pastor mehr zu haben", sagte er. "Aber wir werden uns daran gewöhnen.""Es ist uns eine ganz große Freude, Pfarrer Moritz zu begrüßen", sagte Karl-Heinz Zewe, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. Er schickte auch einen Dank an den Bischof, weil die Stelle nur einige Wochen vakant war. Pfarrer Friedrich Kreutz war Anfang Dezember in Ruhestand gegangen.Georg Moritz habe zwar nur zwei Pfarreien aber immerhin vier Kirchen zu betreuen, merkte Zewe an: St. Briktius und St. Marien in Kues, St. Petrus und die in den Weinbergen gelegene Paulskirche in Lieser. Auf den neuen Seelsorger warte viel Arbeit: "Sie haben aber die Kraft, die schwere Aufgabe zu bewältigen", sagte Zewe und überreichte Moritz den Schlüssel zur Kirche. Dechant Manfred Müllers nahm die offizielle Ernennung vor. Für den ökumenischen Aspekt sorgte Thomas Berke, Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Mülheim, zu der auch Lieser gehört. Kirchenchor und Musikverein gaben dem Gottesdienst ein festliches Gepräge.Moritz: Innere Armut greift um sich

Der Wein beherrschte auch die erste Predigt von Georg Moritz an seiner neuen Wirkungsstätte. Der Wein sei ursprünglich Zeichen "lebendiger Festtagsfreude, ein Symbol der Gemeinschaft und des Frohsinns. Er ist Ausdruck des Reichtums".Diese Zeiten seien allerdings vorbei. Die Situation gleiche eher der von Kana in Galiläa. Mitten in einer ausgelassenen Hochzeit drohe der Wein auszugehen. Moritz übertrug dies auf die Situation der Kirche: "Der Kirche Jesu Christi in unseren Tagen ist der Wein ausgegangen. Wir sehen, spüren und erfahren in den ehemals blühenden, katholischen Gemeinden der Mittelmosel eine neue Armut, die immer mehr um sich greift."Viele Menschen wendeten sich von der Kirche ab: "Was wir in ihren Augen anzubieten haben, ist oftmals nicht mehr als ein Service zu feierlichen Anlässen." Moritz lud die Menschen ein, wie beim Wunder von Kana, die Krüge wieder mit Wasser zu füllen, und aufzubrechen, damit Gott das Wasser in Wein verwandelt.Reichlich Wein gab es auch beim anschließenden Empfang im Pfarrheim, wo Moritz einen Teil seiner neuen "Schäfchen" begrüßte. Sie setzen Hoffnungen auf den neuen Seelsorger. "Er soll die Menschen aus der Reserve herauslocken. Sie müssen merken, dass sie gebraucht werden", sagte Hans-Rudolf Kiesgen, der als Lektor seinen Dienst versieht. Der neue Pastor dürfe ruhig auch "ein bisschen unkonventionell sein". Freude empfindet Kiesgen darüber, dass Moritz bei seinem ersten Gottesdienst gleich auf die Kinder zugegangen ist."Ein sehr umgänglicher Mensch, mit dem man gut zusammenarbeiten kann", sagte Ingrid Erhardt vom Leitungsteam der Frauengemeinschaft. Sie und ihre Kolleginnen betreuen alte Menschen in Kues und kommen dabei auch mit Moritz in Kontakt.

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