Die Zeit weilt, eilt, teilt, heilt

Man könnte das ganze Leben damit verbringen, über das Wesen der Zeit nachzusinnen. Je nach Scharfsinnigkeit oder Banalität dieser Gedanken fällt das kurzweilig aus oder es entsteht gähnende Langeweile.

Worin sich wieder die Subjektivität jedes Zeitempfindens zeigt. Mag der Zeiger der Uhr auch exakte Werte anzeigen, wir haben unser inneres Tempo: Sind unsere Sinne und Gedanken ausgelastet, so eilt die Zeit, und Stunden erscheinen wie Minuten. Sind wir aber unterfordert, dann ziehen sich Tage wie Gummi. Wir sehnen dann auf der Uhr vielleicht jenen großen Teilstrich herbei, der Arbeit und Freizeit trennt oder uns mit einem geliebten Menschen vereint oder Krankheit überwinden und uns Gesundheit erlangen lässt. Zwar ist die Zeit ein unendliches Kontinuum, aber ihre Trennstriche sind doch deutlich zu spüren: Eine Sekunde genügt, und unsere Welt ist eine andere geworden, positiv wie negativ. Doch auch im letzteren Fall können wir uns auf die Zeit verlassen: Wir kennen ihre heilende und ausgleichende Wirkung. Vertrauen wir uns ihr an! Zeit ist die große Leihgabe Gottes an die Menschen. Sie ist wie ein Gefäß, das sich mit Freude, Liebe und Leben füllen kann oder unter unseren Händen in tausend Scherben zerbricht. Gott gab uns die Zeit, damit wir in ihr mit Gott und nach seinem Willen leben. So wird die bloße Zeit zur erfüllten und gewonnenen Zeit, zur Zeit des Heils, die in die Ewigkeit einmündet. Gott gibt uns diesen Tag, Zeit für ihn und das Leben. Erich Mertes, Wittlich

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