Die Zügel fest in der Hand

LÖTZBEUREN. Welches Mädchen, welcher Junge träumt nicht davon mit einer Pferdekutsche durch die Natur zu fahren. Vorn auf dem Kutschbock, die Zügel fest in der Hand, das ist ein tolles Erlebnis, das aber viel Übung verlangt. Erlernen kann man das Fahren mit dem Pferdewagen in Lötzbeuren.

 Reiten ist schon nicht einfach, aber das Fahren mit der Kutsche bedarf noch viel mehr Übung.Foto: Winfried Simon

Reiten ist schon nicht einfach, aber das Fahren mit der Kutsche bedarf noch viel mehr Übung.Foto: Winfried Simon

Ferround Porli, die beiden braven Shetland-Ponys, stehen bereit.Schnell noch einen Happen Heu, kurz noch einmal einenfreundlichen und aufmunternden Klaps auf den Hals, und dann kannes los gehen. Fahrlehrerin Cornelia Döring hat zusammen mit demelfjährigen Jonathan und der zehnjährigen Mareike schon den Wagenangespannt. Das ist gar nicht so einfach. Das Geschirr mussperfekt sitzen, damit die Ponys auch das tun, was der Kutscherihnen sagen will. Im langsamen Trab geht es die kleine Gasse hinab auf die Dorfstraße in Lötzbeuren. Jetzt gilt es aufzupassen: Wer mit ein Pferdekutsche unterwegs ist, muss Gefühl haben und die richtige Technik beherrschen. Pferde sind von Natur aus Fluchttiere, sie brauchen eine ganz spezielle Ausbildung, damit sie in schreckhaften Situationen nicht durchgehen.

Mindestens einmal im Jahr kommt Cornelia Döring aus ihrer nordhessischen Heimat Wabern-Zennern nach Lötzbeuren und bildet bei der "pferdeverrückten" Familie Sierig Kinder und Erwachsene im Fahren von Pferdegespannen aus. In ihrem Heimatort betreibt sie zusammen mit Ehemann Götz eine Fuhrhalterei, bietet unter anderem Natur-Touren, Hochzeits- und Vereinsfahrten an. Zurzeit unterrichtet sie in Lötzbeuren in einem einwöchigen Kurs sechs Kinder und zwei Erwachsene. Am morgigen Sonntag kommt ein Prüfer in den kleinen Hunsrückort und testet die kleinen und großen Pferdeliebhaber, ob sie in Theorie und Praxis auch gut aufgepasst haben. Läuft alles glatt, gibt es aus der Hand des Prüfers den begehrten Fahrerpass, der dazu berechtigt, mit der Pferdekutsche über öffentliche Straßen zu fahren.

Beide Pferde müssen gleichmäßig arbeiten

Genauestens wird darauf geachtet, ob die Pferde richtig angespannt sind. Das Brustblatt-Geschirr, der Kamm-Deckel, der Bauchgurt, der Schweifriemen, das alles muss gut sitzen. Nichts darf rutschen, nichts darf drücken, damit das Pferd sich wohl fühlt und mit Freude den Wagen zieht.

Die Leine muss so verschnallt sein, damit beide Pferde auch gleichmäßig arbeiten. Es ist nämlich keineswegs so, dass ein noch so gut ausgebildetes und erfahrenes Pferd von selbst weiß, wo es hingehen soll. Der Kutscher muss also die Zügel fest in Hand haben. Mareike Liesenfeld aus Rödelhausen ist genauso begeistert bei der Sache wie Henriette Portz aus Fell. Beide haben zu Hause ein oder mehrere Ponys und wollen in dem Fahrlehrgang noch mehr über Pferde lernen, über die Rassen, die Haltungsformen, Hufkunde, Verhalten in der Natur, Erkennen von Pferdekrankheiten und vieles mehr.

Im Vordergrund steht natürlich die Praxis. Rechts- und Linkswendungen, Anspannen, Fahren im Straßenverkehr, Geschirr-und Wagenpflege. 95 Prozent aller Unfälle mit dem Pferdewagen gehen auf das Konto vom Kutscher, weiß Cornelia Döring, deshalb ist eine gute Ausbildung das A und O.

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