Die eigene Angst steht hintenan

ZELTINGEN-RACHTIG. Viele Menschen schauen weg, wenn andere in Gefahr sind, weiden sich eher an deren Schicksal. Peter Floter hat ohne Rücksicht auf mögliche Gefahr am eigenen Leib einer Frau geholfen, die sich umbringen wollte.

Peter Floter gibt sich bescheiden. "Ich hatte wasserdichte Schuhe an", antwortet er auf die Frage, wie er sich fühlte, als er aus dem kalten Wasser der Mosel gestiegen war. Der 41-Jährige erzählt sehr sachlich über das, was er am Abend des Karfreitags erlebt hat. Nach einer Wanderung ist er mit dem Fahrrad auf dem Radweg zwischen Graach und Zeltingen unterwegs. Plötzlich bemerkt er einen menschlichen Körper, der mit dem Kopf nach unten in der Mosel treibt. "Ich dachte, die Person seit tot", erzählt Floter. Er fährt mit dem Rad ins nahe Zeltingen (Floter: "Ich habe kein Handy") und alarmiert von einem Hotel aus die Polizei. Der Beamte am anderen Ende der Leitung bittet ihn, zur Fundstelle zurückzufahren und sich dort so in der Böschung zu positionieren, dass ihn die Polizisten bei ihrem Eintreffen sehen können. Peter Floter kehrt zurück zum Moselufer. "Und da habe ich gesehen, dass sich die Person noch bewegt", erzählt er. Die Frau habe etwa 2,50 Meter vom Ufer entfernt im Wasser gekniet und den Kopf, der vorher unter Wasser war, über dem Wasser gehabt. "Da bin ich sofort in die Mosel rein. Erst später habe ich darüber nachgedacht, dass ich gar nicht schwimmen kann", berichtet er. Glücklicherweise ist die Mosel an dieser Stelle nur etwa 70 Zentimeter tief. In dem Moment weiß Floter noch nicht, dass er es mit einer lebensmüden Frau zu tun hat, die in der Mosel den Freitod sucht. "Sie hat gesagt, ich solle sie lassen", erzählt Floter. Mit Hilfe eine Joggers, der zufällig vorbei kommt, gelingt es ihm, die Frau ans Ufer zu bringen. Als die Polizei eintrifft, sitzt die Frau, die von der Obermosel stammt, auf einer Bank. Sie ist stark unterkühlt. Die Beamten wickeln sie in eine Rettungsdecke und rufen einen Krankenwagen, der die 61-Jährige ins Krankenhaus bringt. Auf Befragen gibt die Frau zu, psychisch krank zu sein. Sie sei am Nachmittag mit einem Taxi von Wittlich nach Zeltingen gefahren, um sich in der Mosel zu ertränken. Deshalb wird die Unterbringung in der Psychiatrie veranlasst. Peter Floter fährt, nachdem er den Polizisten seine Personalien angegeben hat, nach Hause. "Einer der Beamten hat gesagt, das was ich getan habe, sei nicht selbstverständlich", erzählt er mit ein bisschen Stolz in der Stimme. Bis zum Karfreitag hatte sich Peter Floter kaum Gedanken darüber gemacht, doch noch schwimmen zu lernen. Doch es gibt einen Sinneswandel. "Jetzt mache ich mir darüber Gedanken", sagt er.

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