Die ersten Siedler

BERNKASTEL-KUES. Die Anfänge waren bescheiden: Mit 22 Plätzen im Sonderkindergarten und 20 in der Werkstatt ging das DRK auf dem Kueser Plateau an den Start. Geworden ist daraus ein Komplex mit 700 Beschäftigten, der 435 Menschen mit Handikap eine Arbeit bietet.

Erst Kinderbetreuung und Schulbildung, später Arbeiten und Wohnen. Schritt für Schritt setzte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Bernkastel-Kues um 1970 die Anforderungen um. Die Ziele waren Betreuung, Förderung und Integration von Kindern und Erwachsenen mit Handikap. Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes war damals Landrat Dr. Helmut Gestrich, wie Manfred Brand erzählt, der seit 1981 Geschäftsführer des heute zuständigen DRK-Sozialwerks ist. Gestrich, nach wie vor Vorsitzender des Aufsichtsrates, sei damals der Ansicht gewesen, eine Aufgabe wie diese sei bei den Sozialabteilungen des DRK in guten Händen. Damit waren die Weichen für das soziale Dienstleistungszentrum auf dem Plateau gestellt, noch bevor die erste Klinik dort entstand. Brand: "Wir waren die ersten Siedler hier oben."Hofgut ist ein wichtiges Standbein

Bei aller Komplexität, die das Sozialwerk heute aufzuweisen hat, bleibt die zentrale Aufgabe nach Aussage des Geschäftsführers jedoch die gleiche: "Dreh- und Angelpunkt ist der Mensch, der in vielen Lebenssituationen ohne Hilfe nicht zurecht kommt." Nur ein Einziges der zahlreichen, aufeinander aufbauenden, Projekte befindet sich heute nicht mehr unter den Fittichen des DRK: Träger des bereits geplanten Schulbaus wurde das Land Rheinland-Pfalz. Alle anderen Bereiche entwickelten sich dagegen unter der Obhut des DRK beständig weiter.Beispiel Werkstätten: Die Erzeugnisse und Dienstleistungen haben seit Jahren einen treuen Auftraggeber- und Kundenstamm. Neben der Hauptwerkstatt mit Schlosserei/Lackiererei, Schreinerei, Montage und Alu-Bearbeitung gibt es heute Zweigwerkstätten auf dem Cusanus-Hofgut, im Graacher Josephshof und Montage-Außengruppen. Hinzu kommen Arbeitsplätze in Küche, Wäscherei und Verwaltung. Zu einem wichtigen Standbein ist das im Rondell angelegte Hofgut geworden. Landwirtschaftliche Nutzfläche: 100 Hektar plus zehn Hektar Freiland-Gartenbau und 0,4 Hektar Gewächshausfläche. Ein Betrieb im Betrieb - mit Obst-, Gemüse- und Landschaftsbau, Gärtnerei und Hofladen. Weitere Zweige sind Weinbau, Kellerei und Rebschule oder die Pferdebetreuung mit Reiterstübchen. Hatte der erste Mitarbeiterstamm der "Beschützenden Werkstatt" 1971 noch aus sieben Personen bestanden, so ist deren Zahl mittlerweile auf 435 angewachsen. Von denen einige nicht nur auf dem Plateau arbeiten oder in Fördergruppen betreut werden. Denn in den vier Wohnheimen leben heute etwa 165 Menschen, plus rund 60 in den Außenwohngruppen und weitere im Betreuten Wohnen. Parallel dazu haben sich die ursprünglich reinen Sonderkindergärten zu integrierten Tagesstätten mit derzeit 48 besonders zu betreuenden Kindern entwickelt. Den emsigen Geschäftsbetrieb gewährleisten heute rund 700 Mitarbeiter des Sozialwerks - behinderte wie nicht behinderte. Im Vergleich zu 1981 mit gerade mal 71 Angestellten eine Verzehnfachung. Hervorgegangen ist das gemeinnützige DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich 1985 aus dem 1979 begründeten Zusammenschluss von DRK Kreisverband und Landkreis Bernkastel-Wittlich. 1998 folgte die Übertragung der Gesellschaftsanteile vom Landkreis an den DRK-Landesverband. Die Anteile der heutigen Gesellschafter: DRK-Kreisverband fünf von neun, Landesverband vier von neun.

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