Die lange Geschichte der Bachforelle

MANDERSCHEID. (ger) Wenn Thomas Müllejans und Günter Fröhlich an die Lieser zum Angeln gehen, dann steckt mehr dahinter als nur Fische fangen.

 Zwei Anglerfreunde verbindet mehr als nur Petri Heil mit der Lieser. Günter Fröhlich und Thomas Müllejans ist die Lieser ans Herz gewachsen.Foto: Erich Gerten

Zwei Anglerfreunde verbindet mehr als nur Petri Heil mit der Lieser. Günter Fröhlich und Thomas Müllejans ist die Lieser ans Herz gewachsen.Foto: Erich Gerten

Günter Fröhlich und Thomas Müllejans sind sich einig: "Die Lieser ist was ganz Besonderes, ein intakter Eifelfluss!" Dem Wahl-Manderscheider Fröhlich sind seine 75 Jahre nicht anzusehen. Seit zehn Jahren wohnen er und Ehefrau Bruni in der Kurstadt an der Lieser. Über Madgeburg, seinem Geburtsort, dann Düsseldorf und später Nürnberg, sind sie in die Eifel gekommen. Vor 43 Jahren kam er erstmals nach Manderscheid, damals wie heute zum Angeln, ab 1976 auch als Redakteur der in Nürnberg verlegten Fachzeitschrift "Der Fliegenfischer". Für sie ist er heute noch tätig, aus Begeisterung. Mit dem gebürtigen Manderscheider Gastronom Thomas Müllejans (48 Jahre) von der Altstadtkneipe geht er seit vielen Jahren angeln. Beide sind gute Freunde. Und noch mehr: "Durch Günter Fröhlich bin ich zum Angeln gekommen." Damit hat Thomas Müllejans eine alte Tradition fortgeführt. "Meine Vorfahren hatten bereits im Jahre 1880 sieben Kilometer Lieser in Pacht." Fliegenfischen gehörte bei Fröhlich und Müllejans von Anfang an dazu. Zwar wurde das Fischen mit der künstlichen Fliege als Köder erst nach 1950 in Deutschland populärer. "Aber deren Spuren kann man bis ins Mittelalter zurückverfolgen", sagt Fröhlich. Das wiederum passe zu Manderscheid mit seinen mittelalterlichen Burgen. Kunstvoll umfließt die Lieser beide Ruinen. Die Angelbegeisterung entwickele sich in verschiedenen Stadien, erzählt Fröhlich, während er immer wieder die Schnur flach über die Lieser wirft und seine Fliege treiben lässt. Zuerst sei es pure Freude am Angeln. "Wenn man älter wird, tritt der Fangeifer zurück. Man beschäftigt sich mehr mit dem Leben im Wasser. Der Naturschutz tritt in den Vordergrund, man möchte etwas von der Freude zurückgeben, die man beim Fischen empfangen hat." Daher haben beide die "Aktion Blau - Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz" sehr begrüßt. Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union konnte das Einzugsgebiet der Lieser renaturiert werden (der TV berichtete). Und das hat dem gesamten Biotop "Lieser" einiges gebracht: "Durch den Rückbau der Wehre und großzügig angelegter Fischpässe werden stromauf gerichtete Wanderungen der Salmoniden auf ihre Laichgründe nicht mehr behindert", so Fröhlich. Die Renaturierung wird allen Lieserfischen zugute kommen. Wichtiger als die heute viel gepriesene Wiedereinbürgerung von Lachsen, die früher sowieso nur bis in den Raum Wittlich aufgestiegen sind, ist den beiden Manderscheider Freunden der Leitfisch dieser Gewässerregion: die Bachforelle. Seit vielen Jahren haben sie sich zusammen mit fliegenfischenden Freunden um die kleinen Lieserzuflüsse gekümmert, in denen die wilden, eingeborenen Bachforellen laichen. Aber durch die unüberwindbaren Wehre war die Population natürlich zersplittert, der Gen-Austausch zwischen den Stämmen war unterbrochen. "Das ist endlich überstanden", sagt Thomas Müllejans und nimmt eine Prise aus seiner Schnupftabakdose. Und dann folgt ein noch größerer Ausflug in die Vergangenheit. "Die Bachforelle ist seit der Eiszeit in der Lieser heimisch." 10 000 Jahre Bachforelle in der Lieser, diese ungeheure Zeitspanne ist den beiden Manderscheider Angler sehr bewusst, wenn sie Fischen gehen. Kein Wunder also das Resümee der Beiden: "Die Lieser ist uns ans Herz gewachsen."

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