Die schlanke Kirche

BERNKASTEL-WITTLICH. Zum 1. April werden die bisherigen Dekanate im Bistum Trier aufgehoben. Neu entstehen größere Einrichtungen für Klausen/Manderscheid/Traben-Trarbach/Wittlich und Bernkastel/Piesport/Morbach. Der Alltag für die Gläubigen wird sich zunächst nicht ändern, ein Stellenabbau ist nicht geplant.

Eines ist nach bestem Wissen und Gewissen für den Traben-Trarbacher Pastoralreferenten Armin Surkus-Anzenhofer sicher: "Die lokale Nähe zur Kirche wird für die Gläubigen bleiben." Wer nicht enger mit der katholischen Kirche verbunden ist als durch sonn- und feiertägliche Gottesdienste, Trauungen oder Beerdigungen, der wird nichts spüren von der "Verschlankung" der kirchlichen Verwaltung, die Bischof Reinhard Marx so begründet: "Wir wollen und müssen uns um einer guten Zukunft willen verändern." Offenbar eine auch für die betroffene Kirchenbasis plausible Entscheidung: "Anfangs gab es seitens der Gläubigen Fragen und Bedenken", schildert Surkus-Anzenhofer die Entwicklung, "doch wir haben mit Überzeugungs- und Öffentlichkeitsarbeit vermitteln können, warum das sein muss." Lange Beratungen in den Dekanatsräten mit den Laien, deren Voten berücksichtigt worden seien, hätten zum grundsätzlichen Einverständnis mit der Dekanatszusammenlegung geführt. "Wir müssen halt die Gratwanderung zwischen Nähe und dem Zwang zu strafferer Organisation schaffen, auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung." Langfristig werde die Notwendigkeit zu höherer Mobilität gesamtgesellschaftlich sowieso größer, die Kirche müsse sich schon heute darauf einstellen und nicht in 20 Jahren merken, dass ihre Strukturen nicht mehr angemessen sind. Bewährtes bleibt erhalten

Ein Signal für eine Entfernung von der Basis sei das keineswegs. Die persönliche Verbundenheit und das Vertrauen in die insgesamt vier Pastoralreferenten des neuen Dekanats Klausen/Manderscheid/Traben-Trarbach/Wittlich gehe nicht verloren, "weil vor Ort Bewährtes erhalten bleibt und auch in der Personalstärke alles beim Alten bleibt". Jugendarbeit, Bibelabende, Krankenpastorale, Erwachsenenbildung, Firmvorbereitung oder die Frauenarbeit blieben so bestehen, wie sie derzeit funktionieren. Lediglich langfristig, wenn keine Neueinstellungen mehr erfolgen, werden sich Konsequenzen bemerkbar machen, so seine Einschätzung. Nach dem 1. April gebe es eine große Pastoralkonferenz, die neue Kooperationen und Vernetzungen kläre. Doch Surkus-Anzenhofer vermutet für seinen Bereich sogar, dass vieles einfacher wird, weil die Entscheidungswege kürzer sind. "Die Verschlankung sehe ich eher als Chance, dass die Pastoralreferenten stärker in die Pfarrgemeinschaften eingebunden werden und dass in nächster Zeit sogar mehr Verbindung zu den Gläubigen da sein wird als weniger." Genauso optimistisch sieht das Michael Jaster, Pfarrer in Manderscheid: "Die praktische Arbeit vor Ort kann durch die Vernetzung profitieren, da es nun möglich ist, die Pastoralreferenten gezielter nach ihren Fähigkeiten, Talenten und Neigungen einzusetzen." Die Erfahrung mit dem größeren Austausch fehle zwar noch, aber auch er sieht die Nähe zu den Gläubigen nach wie vor gewährleistet. Die Pfarreiengemeinschaft Gillenfeld komme nun organisatorisch nach Daun, weil die Reform auch nach dem Kriterium verlaufe, die Dekanate den Kreisgrenzen anzupassen. Für die dort betroffenen Pfarrorte und Filialen wie Immerath oder Strotzbüsch, Brockscheid oder Strohn sei eine Umgewöhnung erforderlich. Insgesamt mache sich die neue Struktur jedoch vor allem in den für größere Gebiete zuständigen Dekanatsräten bemerkbar, in die jeweils weniger Delegierte von den Pfarrgemeinderäten entsandt werden.

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