Die schwarzäugige Susanne ist nur eine von vielen

TRABEN-TRARBACH. Einen Urlaub in den Tropen kann sich der städtische Gärtner Wilhelm Huthmacher sparen: In seinem Gewächshaus klettern die Temperaturen auf bis zu 48 Grad, und liebevoll betreut und gut versorgt warten hier 3500 Pflanzen auf den Mai. Wenn sich die Eisheiligen verzogen haben, werden sie in die Freiheit entlassen und zieren dann Beete, Kübel und Rabatten im Städtchen.

Die prächtigen Geranien scheinen genauso zu strahlen wie der begeisterte Gärtnersmann, der seinen Beruf mit Leib und Seele ausübt und sichtlich stolz auf die stattliche Zahl seiner Schützlinge ist. Aus Samen und Stecklingen hat er sie herangezogen, einige Pflanzen haben auch überwintert, und die Eisbegonien hat er als winzige Pflänzchen erworben. "Selber ziehen wäre zu aufwändig", sagt der Fachmann, der die noch zarten Blümchen jetzt aus den Paletten in größere Töpfe pflanzt.Wegen der neuen Chefin wird alles viel bunter

Den leuchtenden Mittelpunkt seines Gewächshauses bilden freilich die Geranien. Insgesamt 1000 Stück sind unter den geduldigen Gärtnerhänden herangewachsen, und ihre Leuchtkraft ist fast berauschend. "Rosario" heißt die lachsfarbene Sorte, die in diesem Jahr erstmalig das Städtchen zieren wird. "Wir haben eine neue Chefin", schmunzelt Huthmacher in Anspielung auf Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus, "also müssen wir auch bisschen neue Farbe in die Stadt bringen." Ein intensives Rot hat die halbhängende Geranie "Granatit", ein kräftiges Rosa die "India Kompakt", die Huthmacher ebenfalls erstmalig herangezogen hat. Durch ausgeklügeltes Lüften schafft er in seinem Gewächshaus das ideale Raumklima für die großen und kleinen Pflanzen, die akkurat ihre Plätze einnehmen und sich unter den grünen Daumen ihres "Ziehvaters" offensichtlich rundum wohlfühlen. Das wird wieder eine Pracht im Städtchen: Stehende und halbhängende Geranien, Canna, Fuchsien, Weihrauch, schwarzäugige Susanne, Mittagsblumen, Eisbegonien, weißes Steinkraut, Sonnenblumen, Tagetes, Leberbalsam, Petunien, Verbenen, Zinnien, Tapien, Salvien, Lobelien und Heliotrop werden ab Mitte Mai ausgepflanzt. Bis in den Juni erstreckt sich die Aktion, bei der der Gärtner vom städtischen Arbeiter Reinhold Karp unterstützt wird. Im Gewächshaus hat Huthmacher zuvor zusammengestellt, was farblich harmonisch zueinander passt. In betriebseigener Komposterde, die mit Torf und Dünger angereichert wurde, gedeihen die Pflanzen besonders gut. Ab Mitte Juni erhalten sie alle 14 Tage eine Düngung mit rotem Nährsalz, das in Wasser aufgelöst wurde. "Ohne Dünger geht es nicht", weiß der Gärtner, und durstig sind seine Schützlinge auch. Dreimal pro Woche ist er jeweils einen halben Tag unterwegs, um alle Pflanzen mit Wasser zu versorgen, "wenn es sehr trocken ist, auch öfter".Vandalen im Blumenbeet

Schon im tiefen Winter kümmert sich Huthmacher um die Stecklinge; Aussaaten nimmt er ab Mitte Februar vor. Oft ist er auch am Wochenende in seinem Gewächshaus, um zu lüften oder zu gießen, und Urlaub kann er erst im August nehmen. Doch der Gärtner freut sich: "Ich habe einen schönen Job, der sehr viel Spaß macht." Selbst in seiner Freizeit kümmert er sich um einen Blumengarten an seinem Haus. Traurig stimmen den städtischen Gärtner nach wie vor dreiste Blumendiebe und Vandalen, die sich an seinen Schützlingen, die doch das Stadtbild verschönern sollen, einfach vergreifen. "Ein bisschen hat es sich gebessert", sagt Huthmacher, aber immer noch verschwinden Canna, Geranien und andere Pflanzen. Langfinger müssen mit einer Anzeige bei der Polizei rechnen, und dann droht ihnen eine Geldstrafe, die um ein Vielfaches höher ausfallen dürfte als ein Pflanzenkauf beim Gärtner oder ein großes Sortiment von Samen vieler bunter Sommerblumen.

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