Die schwierige Suche nach dem Mittelpunkt der Eifel

WITTLICH/MAYEN. Nicht einfach: Die Regional- und Funktionalreform, bei der es auch um einen Eifelkreis und dessen Verwaltungssitz gehen wird, wird bereits diskutiert. Nicht weniger schwierig ist die Frage nach der geographischen Mitte der Eifel. Der TV hat sich auf die mühsame Suche nach Antworten gemacht.

In der Diskussion um einen Groß-Eifelkreis haben die Landräte und Bürgermeister - wie zu erwarten - äußerst unterschiedliche Vorstellungen. Die Bandbreite der Reaktionen reicht von "sich nicht aus dem Fenster lehnen" bis zum "heftigen Trommeln" für die eigene Sache (Stadt, Kreis, Verwaltung). Zugespitzt zeigt sich das in der Frage nach dem Verwaltungssitz. Dessen ungeachtet ist der TV - im Sinne der Gerechtigkeit - der Frage nachgegangen, wo die geographische Mitte der Eifel ist. Für Heiner Monheim, Professor für Geographie und Raumentwicklung an der Uni Trier, ist diese Frage "albern, weil das irgendwo mitten im Wald sein kann". Gut möglich. Dennoch haben wir sie gestellt. Aber noch keine Antwort. Nächster Versuch: Ein Erdkundelehrer müsste das doch wissen. Also Anruf beim Thomas-Morus-Gymnasium in Daun. Schulleiter Hans Rößler verspricht Unterstützung. Drei Stunden später sein Rückruf. "Habe das Thema mit sechs Geographen erörtert, ist aber schwierig zu beantworten, wegen…" Und dann doch die - für den Leiter einer Dauner Schule - überraschende Antwort: "Gerolstein ist kein schlechter Tipp." Das meint auch Karl-Heinz Schwartz, Stadtbürgermeister der Brunnenstadt. Er sagt: "Allein die zentrale geographische Lage in der Eifelregion spricht für den Hauptverwaltungssitz in Gerolstein." Da ist sein Kollege aus Daun, Wolfgang Jenssen, ganz anderer Meinung. Zwar sieht er in der Schaffung eines Groß-Eifelkreises keine Vorteile ("Aus mehreren Kranken wird auch durch eine Fusion kein Gesunder"), wenn er sich aber festlegen müsse, dann plädiert er für - na wen schon: Daun. Das Städtchen sei seit fast 200 Jahren Verwaltungssitz des Kreises, verfüge über gewachsene Strukturen und solle "daher auch Sitz der Verwaltung des größeren Kreises sein". Der Dauner Landrat Heinz Onnertz merkt bei inoffiziellen Gesprächen zu diesem Thema - allein um Gerolsteiner Höhenflüge zu bändigen - schon mal an, dass Mayen auch zur Eifel gehöre und die Mitte dann gen Osten rücke. Und welche Stadt liegt östlich von Gerolstein? Daun! Grundsätzlich aber hält es Onnertz - Befürworter eines Großkreises - für falsch, zuerst die Frage nach dem Verwaltungssitz zu stellen: "Sonst wird zu schnell von Gewinnern und Verlierern gesprochen. Gewinner einer Reform sollten aber unsere Bürger sein."Diplomatie und Moral sind mit im Spiel

Ähnlich diplomatisch gibt sich Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit. Er sagt: "Moralisch wäre Prüm an der Reihe, geographisch ist es Gerolstein, in Bitburg werden in den nächsten fünf Jahren die passenden Räume für die Verwaltung frei (Housing), und es kommt nach Wittlich, weil der Bürgermeister (Ralf Bußmer/FDP; Anmerkung der Redaktion) in der richtigen Partei ist." Übrigens: Aus dem Kreis- und Rathaus der Säubrennerstadt gab's auf unsere Anfragen keine Antwort. Dafür aber von Roger Graef, Landrat des Kreises Bitburg-Prüm. Der sieht in der Fusion seines mit dem Nachbarkreis Daun (mit dann 2537 Quadratkilometern Fläche und rund 160 000 Einwohnern) die "äußerste Grenze, wenn man nicht ganz auf Bürgernähe und Überschaubarkeit verzichten will". Einen Groß-Eifelkreis lehnen die Landräte Albert Berg-Winters (Mayen-Koblenz) und Eckhard Huwer (Cochem-Zell) ab. Für ersteren spricht gegen diesen "Retorten-Kreis" vor allem die "mangelnde Bürgernähe". Huwer sagt: "Als Landrat eines Kreises, in dem Teile der Mosel, der Eifel und des Hunsrücks zusammen gefasst sind, weiß ich die Vielfalt zu schätzen." Nun gut, aber wie war das noch mit der geographischen Mitte? Diesmal: Versuch beim Eifelverein. Hauptkartenwart Reiner Woitas sei ein sicherer Tipp, heißt es. Doch auch er hat keine Antwort, aber einen Vorschlag: "Versuchen Sie selbst, die Mitte zu finden und veröffentlichen Sie die dann. Danach werden etliche Schlauberger kommen und sagen: Nein, nein, es ist fünf Kilometer weiter hier." Gute Idee, aber erst noch ein letzter Versuch; beim von den Erdkundelehrern hoch gehandelten Landesvermessungsamt in NRW. Mitarbeiterin Elke Jammers sagt: "Hier im Haus kann das keiner sagen. Die Frage ist: Wie wird die Eifel definiert, wo sind die Grenzen?" Also doch selbst Hand anlegen. Da für einen rheinland-pfälzischen Groß-Eifelkreis die Teile Nordrhein-Westfalens wohl nicht zur Verfügung stehen (da wäre ein gewisser Herr Steinbrück samt Kabinett dagegen), lassen wir diese außer Acht. Im Westen grenzen Belgien und Luxemburg das Terrain ein, östlichster Außenposten könnte Mayen sein. Und im Süden bietet sich die Mosel als natürliche Grenze an. Also Karte, Zirkel, Lineal und Bleistift zur Hand - los geht's: Und siehe da, die von uns ermittelte Mitte liegt - ganz salomonisch - auf dem "Dreiländereck" der Kreise Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich und Daun: beim Deudesfelder Ortsteil Desserath unweit des Meerfelder Maars.

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