Disput im Wingert

ÜRZIG. (mai) Wirtschafts-Staatssekretär Günter Eymael und die Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Heide Weidemann, diskutieren in Ürzigs Weinbergen fürs Fernsehen über den Hochmoselübergang.

Die Sonne brennt auf Ürzigs Weinberge. Da, wo der Hochmoselübergang einmal hinkommen soll, spielen sich wunderliche Szenen ab. "Für die einen eine Riesenchance - für die anderen ein Moselmonster", spricht Moderator Alexander Knecht in die Kamera. Dabei läuft er mit seinen beiden Diskussionspartnern, Staatssekretär Günter Eymael und BUND-Landesvorsitzende Heide Weidemann, vorwärts die Weinberge hinunter. Seine Kollegen haben es da schwerer. Dicht an dicht die Augen immer auf die Hauptakteure gerichtet müssen sie die Strecke rückwärts zurücklegen. Der Kameramann trägt sein schweres Gerät und die Verantwortung für das richtige Bild, sein Assistent achtet auf Blende und Schärfe und der Aufnahmeleiter reckt immer mal wieder die Finger, um die verbleienden Minuten anzuzeigen. Derweil fängt die Beleuchterin mit ihrem silberfarbenen, runden Reflektor das Sonnenlicht ein, der Toningenieur pegelt den Ton aus, die Maskenbildnerin ist für frisches Make-up immer zur Stelle und der Redakteur kontrolliert per Kopfhörer den Sinn der Worte. Und da hapert es gleich zu Anfang. "Nein, die B 50 neu verbindet nicht Ürzig und Zeltingen-Rachtig", unterbricht Redakteur Andreas Heerwig. Es gehe um die Verbindung von Eifel und Hunsrück. Der nächste Versuch. Doch der dauert nur wenige Sekunden. Ein Kleinbus knattert auf die Truppe zu. Abbruch. Geduldiger Neuanfang. Der gelingt fast auf Anhieb. Viereinhalb Minuten Diskussion über den Hochmoselübergang ohne Pannen. Doch das Gespräch übersteht die Kritik am Ende nicht. "Inhaltlich nichts Neues", heißt es und der ganze Tross marschiert den Berg in praller Sonne wieder hoch. Noch zwei weitere Anläufe, dann ist es geschafft. Eymael beschwört die wichtige Straßenanbindung, die der Region nicht nur Touristen, sondern auch Arbeitsplätze bringe. Weidemann kontert damit, dass man nachhaltige Entwicklung brauche, bei der die Erholungsflächen nicht zerstört werden dürften. "Wie können Sie das Ihrer Heimat antun?", fragt der Moderator den Staatssekretär. "Es ist ein Eingriff", gesteht dieser ein, aber man werde alles daran setzen, die Brücke ästhetisch in die Landschaft einzupassen. Es gehe um die bessere Erreichbarkeit der Mosel. "Geht es nicht", meint Weidemann, die Brücke führe die Menschen doch über die Mosel hinweg ... "Die beiden sind sehr diszipliniert", lobt Redakteur Andreas Heerwig die Interviewten später. Viel Neues sagen sie diesmal zwar auch nicht, doch wirkt das Gespräch lebendig, so die einhellige Meinung des SWR-Teams. Eine der Neuigkeiten: Eymael wagte mal wieder eine Prognose. Ende des Jahres könne das Planfeststellungsverfahren für den zweiten Abschnitt der B 50 neu, das vom Gericht kritisiert wurde, wieder aufgenommen werden. Möglicher Baubeginn: in eineinhalb bis zwei Jahren. Weidemann hingegen vertritt die Meinung, dass die Straße gar nicht gebaut werde. Der BUND hat die nächste Klage bereits angekündigt. In der Sache völlig konträr kamen die beiden Streithähne dann aber doch gut miteinander aus. Der Staatssekretär nahm die BUND-Vorsitzende in seinem Wagen mit zum Mönchhof nach Ürzig. Auf dem Weingut, das Eymaels Bruder Robert leitet, ist der Politiker aufgewachsen. Hier hatte der Drehtermin mit Günter Eymaels Erzählungen über die Vergangenheit begonnen. Hier endete er auch bei einem Glas Wein im Garten. Das Streitgespräch wird mit weiteren Beiträgen von der Mosel von Trier bis Cochem am morgigen Donnerstag um 20.15 Uhr in "Ländersache Sommerreise" im Südwestfernsehen gezeigt.

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