Dörfer ohne Gesicht treffen auf die Zeichen der Zeit

GroSSlittgen . (rmx) Bekommt Grosslittgen nun sein Neubaugebiet, oder erhält der Dorfkern eine Aufwertung? Die Entscheidung über den ersten Einwohnerantrag hat viele Bürger veranlasst, an der Gemeinderatssitzung teilzunehmen.

Bereits im Vorfeld gab es heftige Diskussionen über den Antrag, der auch der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) und dem Bürgerbeauftragten Ulrich Galle vorgelegt worden ist. Vorangegangen war die Unterschriftensammlung von 182 Haushalten, die gegen das Bauvorhaben ‚Burecken' gestimmt hatten. Bevor ein neues Baugebiet erschlossen werde, sollte eine umfassende Dorfkernsanierung vorgenommen werden. Hier liege noch einiges im Argen, erklärten die Sprecher der Unterschriftenaktion, Alfred Kremer und Erwin Heck. Mit der Erschließung des Neubaugebiets entstünden der Gemeinde Kosten in "nicht unbeträchtlicher Höhe". Den Vorsitz der Sitzung hatte Ratsmitglied Herbert Eltges, da Bürgermeister Karl-Heinz Hubo und einige Ratsmitglieder wegen Vertretung von Sonderinteressen von der Abstimmung ausgeschlossen waren. Während die CDU-Vertreter das Projekt Neubaugebiet favorisieren, will man bei der SPD ein vorläufiges Aussetzen des Beschlusses. "Die bis dahin entstandenen Planungskosten sollen auch nicht weggeworfen werden, sie können zu einem späteren Zeitpunkt verwertet werden", sagte Helmut Quint. "Mein Vorschlag ist, sich ernsthaft um die Dorferneuerung zu kümmern." Weiter erwähnte Quint die zunehmende Veränderung der ländlichen Infrastruktur und sagte: "Die Dörfer verlieren ihre Gesichter, die dörflichen Eigenheiten schwinden." "Für das Neubaugebiet sprechen viele Gründe", erklärte Norbert Christian, Zweiter Beigeordneter der Gemeinde. "Grosslittgen will mit der Erschließung des Neubaugebiets vor allem junge Familien gewinnen, sich dort anzusiedeln. Mit Arzt, Schule, Kindergarten, Geschäften und einer sehr guten Verkehrsanbindung habe Grosslittgen neben Manderscheid mit Abstand die beste Wohn-Infrastruktur aller Orte der VG Manderscheid. Norbert Christian: "Ein Neubaugebiet einfrieren heißt, die Zeichen der Zeit verschlafen." Dass die Nerven blank liegen und man nun eine Entscheidung in Sachen Einwohnerantrag durchbringen will, zeigte sich in der zeitweise sehr emotionell geführten Sitzung. Harald Schmitz von der CDU sprach sich eindeutig für das Neubaugebiet aus: "Das Neubaugebiet, auch wenn es in Teilabschnitten erschlossen wird, ist unbedingt notwendig für unsere Gemeinde. Im Ortskern verfügt die Gemeinde über keinerlei eigene Grundstücke. Einer Einfrierung des Bauvorhabens stimme ich nicht zu!" Den Bedenken der Bürger, wonach große finanzielle Belastungen durch das Neubaugebiet entstehen, haben die Befürworter widersprochen. Demnach finanziert sich das Neubaugebiet durch den Verkauf gemeindeeigener Grundstücke mittelfristig selbst. Es stimmten zwölf Mitglieder gegen die Annahme des Antrags, ein Mitglied stimmte dafür.

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