Donauwellenwalzer für die Damen

Graach · Wenn Friseurmeister Franz Heil in die Tasten seines Pianos greift, bleibt kein Auge trocken. Zum 50. Mal ist er als Mann am Klavier beim närrischen Frauennachmittag dabei und singt und spielt für die Damen. Auch in seinem beruflichen Alltag wusste er die Frauen zu begeistern: Als Friseurmeister zauberte er bis zur Rente schicke Frisuren.

 Ohne Musik kann sich Franz Heil aus Graach sein Leben nicht vorstellen. TV-Foto: Marita Blahak

Ohne Musik kann sich Franz Heil aus Graach sein Leben nicht vorstellen. TV-Foto: Marita Blahak

Graach. Haare und Musik sind sein Leben. Friseurmeister Franz Heil gibt seit 50 Jahren ehrenamtlich beim Frauenkarneval in Graach als musikalischer "Hahn im Korb" den Ton an. Ein Leben ohne Musik war und ist für den fast 78-jährigen Musiker, Arrangeur und Komponist nicht denkbar. In zahlreichen Orchestern, Bands und auch solistisch spielte er auf und brachte das Publikum in Schwung.
Humorvoll in die Tasten hauen



Wenn es am Mittwoch vor Weiberfastnacht die närrischen Frauen im Mattheiser Hof wieder bunt treiben, dann greift Franz Heil humorvoll in die Tasten seines Keyboards. Zum 50. Male lässt er die "Puppen" nach seiner Melodie singen und tanzen. Denn was für die Mainzer das "Heile Gänsje", das ist für die Graacher ihr "Heile Fränzje". Er ist seit 1965 beim närrischen Frauennachmittag als Mann am Klavier heiß begehrt. Mit heißen Rhythmen verwöhnt er stets sein weiblisches Publikum.
Doch nur einer einzigen Frau ist er seit 50 Jahren treu: Mit Ehefrau Helga feierte Heil im letzten Jahr Goldene Hochzeit. "Sie hat mich als passionierten Musiker kennengelernt und meine Leidenschaft stets mitgetragen", sagt er.
"Die Musik ist mein halbes Leben", gesteht der Friseurmeister, der in vierter Generation den elterlichen Familienbetrieb 1964 übernahm und mit seiner Tochter Stefanie der Fortbestand gesichert ist. So war Haare schneiden für den Friseurmeister, Lehrlingswart, Prüfungswart und Berufsschullehrer aber nur das halbe Leben, die andere Hälfte gehörte der Musik. Mit erst 14 Jahren war Heil 1951 maßgeblich am Wiederaufbau des Musikverein Harmonie Graach beteiligt und dort als erster Trompeter und Dirigent tätig. Er war im jugendlichen Alter bereits mit Band und auch solistisch in Sachen Tanzmusik unterwegs, war 1966 Mitbegründer, Trompeter und später auch Bandleader des ehemaligen Mittelmosel-Tanzorchesters.
Ob mit Trompete oder Akkordeon, an Orgel oder Keyboard, er liebt es, die Menschen mit seinen Melodien an Kirmes und Silvester, bei Familienfeiern und vielen anderen Gelegenheiten zu erfreuen. Was das musikalische Programm betrifft, so ist er sehr flexibel. Er liebt die klassische genauso wie die Volks- und Unterhaltungsmusik. Er richtet sich dabei stets nach den Wünschen des Publikums. "Ich kenne 999 Schlager, wünscht sich einer aber den 1000sten, dann muss ich eben passen", lacht er.
Weit in die Welt hinaus hat ihn seine Musik gebracht. Mit Blasorchestern, zusammengestellt aus Musikern der Region, war er in den 1990er Jahren auf Konzertreisen in Japan, Argentinien und Brasilien.
Fröhlichkeit an oberster Stelle


"Dort haben wir direkt an der Copacabana gewohnt und im Nationaltheater in Brasilia vor überwiegend deutschem Publikum gespielt", erinnert er sich an diese "wahnsinnig" schöne Reise. Zuhause schon mehrfach mit dem Karnevalsorden "wider den störrischen Esel" ausgezeichnet, stehen bei ihm Humor und Fröhlichkeit an oberster Stelle. Zwar sind die musikalischen Einsätze weniger geworden, aber er ist weiterhin zur Stelle, wenn er als Dirigent beim MV, als Organist in der Pfarrkirche oder als "Kapellmeister" bei den Graacher Närrinnen gebraucht wird.
Ja und Haare schneiden kann er auch noch: Sollte jemand einen musikalischen Haarschnitt wünschen, etwa den Donauwellenwalzer, ist auch der möglich, denn das Keyboard steht "griffbereit" im Salon. mbl

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