Donnerwetter sorgt wieder für Gänsehaut

Bernkastel-Kues · Der Chor der Rosenbergschule hat seine Pause beendet und bereitet sich auf das nächste Konzert vor.

Donnerwetter sorgt wieder für Gänsehaut
Foto: Klaus Kimmling

"Wir rennen, und wir rennen, und wir rennen, dem einen hinterher. Als hätten wir vier Leben, doch wir haben nur eins. Als könnten wir vier Leben leben, als müssten wir überall sein." Als der Chor Donnerwetter mit dem Lied von Bosse seine wöchentliche Probe beginnt, bekommt man gleich die erste Gänsehaut.
Es folgt "Gegen die Strömung" von Udo Lindenberg. "Die Spießer regen sich tierisch auf und reden von Beklopptomanie. Doch wir kichern uns eins und wissen, die wahren Bekloppten, das sind die", heißt es da unter anderem.

Was wird das erst, wenn der Chor der Rosenbergschule in Bernkastel-Kues diese und viele andere Lieder mit Unterstützung seiner Band am 1. April auf die Bühne der Mosellandhalle überträgt! Diese Lieder werden nicht nur für dieses Konzert arrangiert.

Sie sind Teil der sechsten CD, die Donnerwetter und Band vor wenigen Tagen fertiggestellt haben. Auf ihr sind auch zwei eigene Lieder. Doch ist es auch mal wieder an der Zeit für ein Konzert. "Wir haben bewusst eine Pause gemacht, um die CD zu produzieren", sagt Chorleiterin Manuela Kappes.

Als Donnerwetter vor 19 Jahren gegründet wurde (siehe Extra), war dieser Erfolg nicht vorauszusehen. Irgendwie hat er sich entwickelt. Wer beim Altstadtfest in Trier auftritt, wird sicher nicht verpflichtet, weil die Organisatoren Mitleid mit den gehandicapten Kindern und Jugendlichen haben. Deren Beeinträchtigungen und Behinderungen treten in den Hintergrund. Umjubelt wird das Können auf der Bühne. Die Akteure zeigen oft ungeahnte Wesenszüge. "Im Unterricht können manche keine fünf Minuten ruhig sein, auf der Bühne halten sie stundenlang Disziplin", sagt Manuela Kappes, ohne deren Engagement das allerdings wahrscheinlich nicht möglich wäre.

Unterstützt wird sie bei der Arbeit mit dem Chor vor allem von ihren Kolleginnen Silvia Straubel und Karin Schönhofen. Auch Schulleiter Holger Schäfer ist ein wichtiger Teil. "Ich habe auch schon wieder Gänsehaut", gesteht er. Etwa die Hälfte der derzeit 98 Schüler gehört dem Chor an. Zwölf von ihnen hat Kappes als Solisten ausgewählt. Sie kommen einmal pro Woche noch in den Genuss einer zusätzlichen Probe. Einer von ihnen ist der 14-jährige Matthias.

Er wird am 1. April zum ersten Mal auf einer großen Bühne stehen. "Ich freue mich darauf", erzählt er. Ob er nervös sein wird, weiß er noch nicht. Wer im Chor singt, tut dies freiwillig. Matthias habe bei seinem Wechsel zur Rosenbergschule keine musikalischen Ambitionen gehabt. Er habe bei einer Probe mitgemacht und Spaß daran gefunden. Die Chormitglieder hätten ein gutes Gespür dafür, ob sie etwas gut oder weniger gut machen, erzählt Manuela Kappes. Lieder wie die von Bosse, Udo Lindenberg, Sarah Connor und den Toten Hosen werden nicht einfach eins zu eins übernommen. Heike Kuntz, Kopf der Band, arrangiert sie für den Chor. Der besteht aus etwa zehn Musikern, die sich mit der Schule verbunden fühlen.

Die Band gründete sich genau aus diesem Grund etwa ein halbes Jahr nach dem Chor. Die Fangemeinde geht weit über Verwandte und Freunde der Kinder hinaus. Es gebe viele Anfragen aus anderen Regionen - von Leuten, die den Chor schon einmal gehört haben. Allzu viel soll den jungen Menschen aber nicht zugemutet werden. "Wir wollen keine Showobjekte sein", sagt Manuela Kappes.

Karten für das Konzert am 1. April gibt es in der Rosenbergschule, Telefon 06531/9719219, und bei der Kultur&Kur GmbH, Telefon 06531/3000.

Extra


Die Schule besteht seit 1968 und hat den Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung. Derzeit betreuen 35 Lehrer 98 Schüler zwischen 6 und 20 Jahren. Der Chor Donnerwetter entstand 1998. Anlass war das Festival "Tage voller Glücksminuten", dass der Liedermacher Rolf Zuckowski in dem Jahr in Bernkastel-Kues veranstaltete. "Donnerwetter, sind die gut", sagten Besucher nach dem Auftritt. Der Name des Chores war geboren. Der bisher größte Auftritt war 2006 in Berlin. Donnerwetter und Band gehörten zu den Gewinnern eines Wettbewerbs, mit dem der Weltfußballverband Fifa Lieder für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland suchte. Die Nikolaus-Koch-Stiftung würdigte das Engagement mit einem Förderpreis für innovative Schul- und Unterrichtsarbeit.

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