Dorfläden als Mittelpunkte der kleinen Orte verstehen

Dorfläden wurden lange von Kunden und Politik verschmäht. Heute entdeckt man den Wert dieser Geschäfte als Zentrum und Kommunikationszentrale der kleinen Orte wieder. 50 Mandatsträger informierten sich bei einer Veranstaltung am Erbeskopf über die Bedeutung von Dorläden und deren Zukunft.

 Die Horather Luzia Steffes und Andreas Marx informieren sich über die Möglichkeiten zur Förderung von Dorfläden in kleinen Gemeinden. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Horather Luzia Steffes und Andreas Marx informieren sich über die Möglichkeiten zur Förderung von Dorfläden in kleinen Gemeinden. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Erbeskopf. "Ein Dorfladen und ein intaktes Dorfzentrum sind Lebensqualität." Direkt nach der Begrüßung beschreibt Volker Bulitta von der gleichnamigen Unternehmensberatung aus Trier die Bedeutung der kleinen Geschäfte für die dörfliche Infrastruktur.

50 Bürgermeister, Ortsvorsteher und andere Mandatsträger sind ins Hunsrückhaus am Erbeskopf gekommen, um sich über die Initiative "M.Punkt.RLP" (siehe Extra) zu informieren. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich eine Anlaufstelle für Vertreter von Dorfzentren und Dorfläden sowie politisch Verantwortliche vor Ort. Ziel ist die Hilfestellung bei Neugründung und Existenzsicherung existierender Lebensmittelgeschäfte in kleineren Orten.

Volker Bulitta führte aus, dass Dorfläden in ihrer Bedeutung lange von der Politik unterschätzt wurden. Sie spielen aber bei der demografischen Entwicklung der Orte eine Rolle, denn die Menschen wohnen dort, wo sie die beste Lebensqualität erwarten. Dazu gehöre eine Einkaufsmöglichkeit am Wohnsitz.

Ziele des Projekts "M.Punkt.RLP" sind laut Bulitta die "Stärkung und Belebung der ländlichen Räume und die Generierung von Beschäftigungseffekten". Erreicht werden soll dies durch Beratung der Betriebe sowie durch Gespräche mit den politisch Verantwortlichen.

Bulitta erläuterte jedoch, dass die Dorfläden alter Prägung kaum eine Chance haben. Gefordert sei eine bessere Vernetzung der Dorfläden mit Lieferanten, Beratern, Politik und den Kunden.

Wie ein erfolgreicher Dorfladen in öffentlicher Trägerschaft betrieben werden kann, schilderte der Klausener Bürgermeister Alois Meyer.

Die Gemeinde Klausen gründete in Ermangelung eines privaten Unternehmers einen Verein als Träger eines neuen Dorfladens. Zum Sortiment des Geschäfts gehören Lebensmittel, Schreibwaren und Zeitschriften, aber auch Dienstleistungen, an denen man kein Geld verdiene wie der Verkauf von Briefmarken sowie Aufgaben der Tourismus-Information.

Ein positiver Nebeneffekt sei die Funktion des Dorfladens als Kommunikationszentrale. Erwirtschaftete Überschüsse spendet der Verein gemeinnützigen Zwecken im Dorf.

"Wichtig ist: Das Dorf muss dahinterstehen!", bezeichnete Meyer als Voraussetzung für den Erfolg dieser Einrichtung. Dazu müsse die Qualität der Ware stimmen. Der Preis spiele nur eine untergeordnete Rolle.

Dies bestätigte der Unternehmer Ludwig Welter, der in Beuren einen Dorfladen betreibt. 2004 übernahm der gelernte Metzger das Geschäft von seinem Vorgänger.

Gründe für seinen Erfolg seien Qualität, Engagement, Kompetenz und Service-Bereitschaft. Die Kunden sollen sich bei ihm wohlfühlen. Wichtig sei die Erzeugung eines Wir-Gefühls: "Ohne die Bürger im Dorf geht es nicht."

Extra Das Projekt "M.Punkt.RLP" startete 2007 in der Südwestpfalz. 2008 kamen die Landkreise Vulkaneifel, Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell, Birkenfeld und Kusel hinzu. In diesen sechs Landkreisen existieren 116 Dorfläden. 2010 soll das Projekt auf ganz Rheinland-Pfalz ausgedehnt werden. Beim rheinland-pfälzischen Arbeitsministerium sind bereits Fördergelder in Höhe von 290 000 Euro beantragt. Das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz gewährt nach Prüfung einen Zuschuss zur Beratung zum Betrieb eines Nachbarschaftsladens in Höhe von maximal 4000 Euro pro Laden. Ansprechpartner für die Initiative "M.Punkt.RLP" ist die Trie rer Unternehmensberatung Volker Bulitta, Telefonnummer 0651/9984988-0. (cst)

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