Draußen nur Kännchen, Zimmer nicht für eine Nacht

BERNKASTEL-WITTLICH. Stell dir vor, du stehst vor einem Schild "Zimmer frei" und wirst abgewiesen: Immer wieder Alltag in unserer Region, die doch so sehr auf den Tourismus angewiesen ist.

Draußen gibt es nur Kännchen, Zimmer gibt es nicht für eine Nacht: Ob solcherlei rigides Handeln noch mit der modernen Vorstellung von Service konform geht, mag jeder für sich entscheiden. Dass es allerdings auf die gesamte Region zurückfällt, wenn Radfahrer und Wanderer vergeblich nach Übernachtungsmöglichkeiten für eine Nacht fragen, ist den zuständigen Tourist-Informationen längst klar. Sie versuchen daher schon seit Jahren, dem Trend entgegen zu wirken."Private Anbieter sitzen Voruteilen auf"

Kröv ist zum Beispiel so eine Gemeinde: Die privaten Zimmer-Anbieter säßen bis heute Vorurteilen gegenüber dieser speziellen Klientel auf, berichtet Pia Leister-Daun, Leiterin der dortigen Tourist-Information. Radfahrer haben kein Geld, sie nehmen keinen Wein mit - alles ausgestorben geglaubte Engstirnigkeiten. Leister-Daun betreut immer wieder Radfahrer, die bereits vergeblich an Türen geklingelt haben, an denen das Schild "Zimmer frei" Reisende anziehen soll. Selbst außerhalb der Saison, in der sie die Boykott-Quote der Vermieter für eine Nacht auf 50 Prozent schätzt, geschieht das immer wieder. Unverständlich für das Fremdenverkehrsamt, das weiß: Ein zufriedener Gast kommt wieder - und dann oft länger, mit Freunden oder mit Familie. Entwicklungen, die die einen noch verschlafen, haben andere allerdings längst aufgegriffen. "Wir haben auch sehr viele engagierte junge Betriebe, die in diesem Service-Denken ganz selbstverständlich beheimatet sind", sagt Leister-Daun. Auf Kröver Vermieter-Veranstaltungen arbeitet sie stetig darauf hin, dass diese Einstellung sich verbreitet. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist die Problematik in Zeltingen-Rachtig bekannt. "Hier und da", bestätigt Hubert Kappes, "gibt es schwarze Schafe, die sich in der Zukunft noch wundern werden." In der Mehrheit hätten die privaten Vermieter in seiner Gemeinde die Trendwende im Tourismus begriffen - auch hier betreibt die Tourist-Information gezielte Aufklärung. Die Zahl der Jahresurlaube - und damit die Verweildauer pro Urlaub - habe sich geändert. Außerdem akzeptierten die Urlauber selbstverständlich den verlangten Aufschlag für nur eine Nacht. Kappes: "Kaum einer geht mehr hier raus, ohne eine Unterkunft bekommen zu haben." Lernprozesse dauerten eben ihre Zeit - für viele seien sie abgeschlossen. "Sehr viele Gästehäuser auch der gehobenen Klasse sind inzwischen bereit, Besucher auch für eine Nacht zu nehmen", berichtet Ingrid Ströher aus Traben-Trarbach. Häufig riefen sie morgens noch an und meldeten für den Tag freie Betten. Dagegen existierten jedoch immer noch Betriebe - und nicht immer die besten - die sich weigerten. Auch die Jugendstilstadt verzeichnet mit steigender Tendenz Wanderer und Radtouristen. Besonders junge Winzerfrauen haben sich laut Ströher auf den Trend eingestellt und empfangen sie ebenso gerne und gut wie die vermeintlich "bessere" Klientel. Auch die Eifel kämpft gegen bornierte Privatpensionen - zumindest in Manderscheid mit Erfolg. Mit sanftem Druck hat die Kurverwaltung dort über Jahre gezielt informiert. "Wir können es uns gar nicht leisten, Gäste zu verprellen", sagt Elisabeth Stoffel. Gepflegt werden wollen und sollen auch jene, die zum Schnuppern kommen. Wer Kunden für eine Nacht dennoch nicht annimmt, verweist sie inzwischen an die Tourist-Information weiter und lässt sie nicht im Regen stehen - so viel Kooperation muss ein. Hotels haben traditionsgemäß keine Probleme mit Kurzzeitgästen. Das spiegelt sich in Wittlich und Bernkastel-Kues wider, wo prozentual nur wenige Privatpensionen Zimmer anbieten. "Keinerlei Probleme" melden beide Gemeinden. Wer beim Planen des eigenen Rad-Urlaubs auf Nummer sicher gehen will, kann sich im Vorfeld an den Führern von "Bett & Bike" orientieren: Hier finden sich Betriebe, die sich für diese Klientel offen sind. Hinweise gibt es in speziellen Broschüren, im Internet und in jedem Fremdenverkehrsamt.

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