Dritte Stunde: Aushilfskraft

BERNKASTEL-WITTLICH. Seit 2002 bietet das Land Rheinland-Pfalz seinen Schulen das "Projekt Erweiterte Selbstständigkeit für Schulen" (PES) an: Bei Bedarf können sie sich aus einem Pool von Ersatzlehrkräften bedienen.

Immer noch schneiden deutsche Schüler bei internationalen Vergleichtests schlecht ab. Immer noch steigen die Schülerzahlen an Gymnasien, integrierten Gesamtschulen und Dualen Oberschulen. Lehrer fehlen, und die vorhandenen kämpfen landesweit gegen einen strukturellen Unterrichtsausfall von 1,6 Prozent an - Grundschulen eingeschlossen, die diese Statistik erheblich schönen. Seit dem Schuljahr 2002/03 bietet die Landesregierung ein Projekt an, mit dem die freiwillig angeschlossenen Schulen zumindest den temporären Unterrichtsausfall verringern können. Über das "PES" stellt sie den Schulen ein festgelegtes Budget zur Verfügung, über das sie selbstständig verfügen können. 425 Schulen machen landesweit mit, 14 im Kreis Bernkastel-Wittlich; seit eineinhalb Jahren auch das Wittlicher Cusanus-Gymnasium, das 800 Schüler hat. "Wir haben dadurch bereits einige mehrwöchentliche Ausfälle qualifiziert vertreten können", berichtet der stellvertretende Schulleiter Wolfgang Mayer. In seinem Bereich, dem naturwissenschaftlichen, ist es besonders schwierig, ausgebildete Vertreter zu finden. Doch die PES-Konzeption lässt den Schulen weitgehend freie Hand bei der Auswahl ihres Ersatzpersonals. Auch fächerübergreifende, praxisnahe Projekte durch schulfremde Kräfte dürfen angeboten werden. Musiker können beispielsweise ein Konzert einstudieren, Maler Plakate gestalten, Journalisten eine Zeitung, Gärtner das schulische Gelände - den Ideen sind kaum Grenzen gesetzt. Ganztagsangebot über Projekt finanziert

Durch das Projekt sollen Schwangerschaften, Unfälle, Krankheiten und Grippe-Epidemien sinnvoll überbrückt werden. Sowohl die Schulen als auch die ADD legen einen "Vertretungspool" an, auf den bei Bedarf rasch zurückgegriffen werden kann: Teilzeit-Lehrer, die für einen übersichtlichen Zeitraum zusätzliche Stunden halten, arbeitslose Lehrer, Lehramt-Studenten, Alters-Teilzeitler und Freiberufler aus für den Unterricht interessanten Branchen. Mayer: "Wir haben die Auswahl zwischen knapp 20 Leuten." Die Grundschule Thalfang ist im zweiten Jahr bei dem Projekt dabei. "Wir rechnen die pädagogischen Mitarbeiter für unser Ganztagsangebot über PES ab", sagt Schulleiter Wilfried Kranzdorf. Unterrichtsausfall an den Vormittagen kompensiert er weiterhin anders. Rektor Matthias Richter von der Regionalen Schule Salmtal schaffte es im vergangenen Schuljahr, zwei Komplettausfälle von den Oster- bis zu den Sommerferien zu ersetzen - mit qualifizierten Kräften. An seiner Schule beschäftigt er auch über PES nur ausgebildete Pädagogen: Das hat der Personalrat schriftlich. Dies jedoch sei sehr schwierig, sagt er. Gute Lehramt-Studenten oder gar studierte arbeitslose Pädagogen gebe es nicht wie Sand am Meer. In der Theorie sei PES eine absolut sinnvolle Sache, sagt Karl Weins. Dennoch beteiligt sich der Leiter der Regionalen Schule Manderscheid bisher nicht daran: Er möchte unter allen Umständen guten Unterricht gewährleisten. Anders als in städtischen Einzugsgebieten sei es auf dem Land schwierig, pensionierte Kollegen oder Absolventen einer Pädagogischen Hochschule zu finden, die auch noch Zeit genug zum Unterrichten hätten. Die von ihm favorisierte Lösung gab es schon einmal: die Feuerwehrlehrer. Sie waren nicht fest einer Schule zugeteilt, sondern wurden als "Springer" eingesetzt.

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