"Du viel geliebte Sau"

TRABEN-TRARBACH. Joseph von Lauff, preußischer Offizier und persönlicher Bekannter von Kaiser Wilhelm II., arbeitete und lebte als Schriftsteller in Cochem. Bekannt sind seine Moselmärchen, aus denen Richard Ochs im Mittelmosel-Museum vorlas.

 Ihm zuzuhören ist ein Vergnügen: Richard Ochs las aus der "Sauhatz" des Mosel-Schriftstellers Joseph von Lauff.Foto: Ursula Schmieder

Ihm zuzuhören ist ein Vergnügen: Richard Ochs las aus der "Sauhatz" des Mosel-Schriftstellers Joseph von Lauff.Foto: Ursula Schmieder

Mit seinen Prosaerzählungen umdas Cochemer Gasthaus "Zur Traube" nahm der Offizier, Literat undKarikaturist Joseph von Lauff das wilhelminische Zeitalter aufsKorn. Was mit einem Loblied auf eine Stammtischrunde beginnt,mündet bei Joseph von Lauff in der Beschreibung des tierischenFamilienglücks einer Rotte Sauen. "Komm an mein Herz, du Gute, duviel geliebte Sau", lässt der Schriftsteller den Keiler zu seiner"Amalia" sprechen. Denn dieser steht für "Ein Herz und eineSauerei" ein. Um seine Lieben vor den Jägern zu beschützen, gibt das Familienoberhaupt das Kommando: "Geht auch die halbe Schwarte flöten - wir müssen durch, Hip-Hip-Hurra!"

Begleitet vom amüsierten Lachen der Zuhörer las Richard Ochs aus der "Sauhatz" des Cochemer Literaten. Dreh- und Angelpunkt der Erzählungen in Reimform ist - wie in den beiden Bänden zuvor - das Gasthaus "Zur Traube".

Nach dessen damaligem Besitzer "Brixius" von Lauff den ersten Band seiner Trilogie benannt hatte.

"Im Schank zur Traube" kommen die Honoratioren zu Wein, Weib und Waidwerk-Gesprächen zusammen. Den Damen wird dabei nur die Rolle imaginärer Wesen zuteil. "Trittenheimerin" und die "Edle Frau von Eitelsbach" erscheinen als personifizierte Weinlagen.

Auch ein begnadeter Karikaturist

"Und jetzt müsst es einen Glühwein geben oder einen Schnaps", merkte ein Zuhörer in einer kurzen literarischen Pause an. Selbst herzhaftes Lachen hatte die Temperaturen im Salon nicht erwärmen können.

Weshalb die Besucher das Angebot einer Verlängerung ablehnten: "Es ist einfach zu kalt." Familie Wetzel-Eiberger hatte über die Zeitung von der Lesung erfahren. "Wir haben\\'s im TV gelesen und da hielt uns nichts mehr", erzählten die Neuerburger. Trotz der Kälte bereuten sie es nicht, hergekommen zu sein und lobten, so spannend und lebhaft hätten sie schon lange nichts mehr gehört.

Kristin Gillessen aus Wuppertal war überrascht von der offensichtlichen Nähe der Lauffschen Gedichte zu Wilhelm Busch.

Der 1855 in Köln geborene und 1933 in Cochem verstorbene Dichter hinterließ ein breites literarisches Werk. Neben 27 Romanen, 21 Schauspielen und elf Epen des preußischen Offiziers gibt es Gedichte und originelle Karikaturen, von denen Originale in der Cochemer Traube zu bewundern sind. Durch seine Heirat mit einer Cochemerin kam der Hoftheater-Dramaturg, spätere freie Schriftsteller und - so Ochs - begnadete Karikaturist an die Mosel, wo er zwischen 1915 und 1920 die aus dem Rahmen fallende Trilogie seiner "Moselmärchen" verfasste.

Diese sind allerdings keine Märchen im landläufigen Sinn, sondern kurze, lehrhafte Prosaerzählungen.

Mit den drei Bänden "Brixiade", "Martinsgans" und "Sauhatz" nimmt von Lauff im Stile seines Zeitgenossen Wilhelm Busch (1832 - 1908) die wilhelminische Ära humoristisch aufs Korn.

Leibdichter des deutschen Kaisers

Dabei lässt der "Leibdichter des letzten deutschen Kaisers" - so eine historische Betrachtung in der Neuauflage von 2001 - das Zeitgeschehen außen vor. Lediglich in den beiden Fortsetzungsbänden schenkt er der Politik der Epoche Beachtung. "Das ist ihm völlig wurscht, wie er die geschichtlichen Zusammenhänge durcheinanderwirbelt - Hauptsache, das geht schmissig vonstatten", erläuterte Ochs den "großzügigen Umgang mit historischen Fakten und Personen."

"Die Texte sind das eine - die Art der Rezitation das andere", sprach Christof Krieger den begeisterten Besuchern aus dem Herzen. Er freue sich schon auf die von Ochs angebotene Fortsetzung mit Texten der ersten beiden Bände.

Der Vorsitzende des Fördervereins Mittelmosel-Museum bedauerte die Kälte im Salon, wegen der die Zuhörer trotz heißer Heizkörper ihre Mäntel nicht abgelegt hatten. Die Ursache dafür liege an der etwas unterdimensionierten Heizung und allzu luftdurchlässigen Fenstern.

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