Durch Schlüssellöcher ins Gelenk

ZELL. (teu) Viele Krankenhausaufenthalte können dank ambulanter Operationstechniken vermieden werden. Beim Ärztesymposion in Zell informierten sich niedergelassene Mediziner, was wie geht - und was nicht.

Die beste Nachricht überbrachte Gastgeber Dr. Christoph Regh aus Zell gleich am Anfang: Bei vielen Gelenksverletzungen, beispielsweise Bänderrisse, müsse nicht operiert werden. Die Entwicklung von orthopädischen Prothesen, so genannte Orthesen, im Volksmund oft Bandagen genannt - habe entsprechende Fortschritte gemacht. Die Therapie hänge aber vom Einzelfall ab, betonte Regh. Erstaunliche Worte aus dem Mund eines Chirurgen. Und Regh räumte mit weiteren Vorurteilen auf: Schlüssellochverfahren, wie die Kniearthroskopie oder -spiegelung, bei der nur durch wenige knapp ein Zentimeter großer Schnitte im Inneren des Gelenks operiert wird, sind populär. Stichwort: "minimal invasiv". Das bedeute aber nicht unbedingt, dass durch ein so genanntes Schlüsselloch operiert werden müsse. Am Beispiel einer Handgelenksoperation erklärte Regh, dass ein größerer Schnitt in der Haut manchmal die schonendere und effizientere Methode sei. Wie Christoph Regh überraschte auch Dr. Manfred Thiel. Der Orthopäde aus Gerolstein operiert seit 14 Jahren arthroskopisch. Seit der erste Mediziner mit einem Metallrohr in den Magen eines Schwertschluckers geguckt habe und den ersten Kniespiegelungen in den 60er Jahren habe sich in der Videotechnik, als Voraussetzung für "unterirdisches" Operieren, viel getan. Entscheidend sei nicht alles Mögliche zu machen, sondern "die Biomechanik so herzustellen, wie es die Natur vorgesehen hat", erklärte Thiel. So sei es früher normal gewesen, dass der Patient zehn Jahre nach einer Meniskusoperation an Arthrose (Gelenkverschleiß) gelitten habe. "Heute nicht mehr, weil wir die Menisken so weit wie möglich erhalten", sagte Thiel.Narkose endet punktgenau nach Eingriff

Viele arthroskopischen Operationen sind auch ambulant ohne Krankenhausaufenthalt und damit kostengünstig möglich, aber "es muss ganz klar die Zustimmung des Patienten da sein. Der Patient muss es wollen", betonte Regh die Grundvoraussetzung. Die Narkose sei kein Problem, erklärte Dr. Wolfram Regenbogen. Der Mediziner aus Wittlich, der sich als erster Anästhesist im ehemaligen Regierungsbezirk Trier selbstständig niederließ, brachte gleich seine ganze Apparatur in den voll besetzten Rittersaal des Zeller Schlosses mit. "Wir können die Narkose punktgenau mit der Operation beenden. Bei uns steht der Patient selbst vom Operationstisch auf", sagte Regenbogen. Wichtig sei, dass der Operierte in den ersten 24 Stunden nach der Narkose von Angehörigen betreut werde. Für den Notfall sei er telefonisch erreichbar. Wie sicher die ambulante Narkose sei, sehe man daran, dass er in den vergangenen 14 Jahren noch keinen Hausbesuch habe machen müssen, sagte Regenbogen.

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