Durch die Küchentür zum Judentum

WITTLICH. Auberginensalat, gefüllte Karpfen, Hummus, und zum Nachtisch Eier-Kichel, Quarkkigel und gefüllte Datteln: Wer da nicht hungrig wurde, dem war nicht mehr zu helfen.

"Ein bisschen fühle ich mich hier wie in Israel", lächelte Jana Botmann. Kein Wunder: Im Garten des Hauses Mehs, in dem die Veranstaltung zum europäischen Tag der jüdischen Kultur stattfand, herrschten mediterrane Temperaturen und ein angenehmer sanfter Luftzug. Mit Blick über die Dächer der Wittlicher Altstadt saßen die Damen und Herren im Halbschatten alter Bäume, genossen koscheres Essen, lauschten jüdischer Musik und unterhielten sich - zumindest teilweise - auf Jiddisch. Frau Botmann, die Gattin des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Trier, hatte sich mit zahlreichen fleißigen Mitstreiterinnen drei volle Tage in den Dienst dieser Veranstaltung gestellt, die sich in diesem Jahr auf jüdische Speisen und Getränke konzentrierte.Bergeweise Salat und Fisch

Bergeweise hatten die Damen Salate, Hummus (eine würzige Paste auf der Basis von Kichererbsen- und Sesampüree), gefüllten Fisch und vor allem Süßspeisen in allen erdenklichen Nuancen hergestellt. Manch einer nahm sich in der mitgebrachten Schüssel ein paar dieser Köstlichkeiten mit nach Hause. "Der Weg durch die Küchentür ist nämlich einer der interessantesten, um das Judentum kennen zu lernen", begrüßte Professor Reinhold Bohlen, Leiter des Emil-Frank-Institutes, seine Gäste. "Jüdische Glaubens- und Lebenspraxis lässt sich hier sinnlich erfahren." Dabei existiere gar keine einheitliche jüdische Küche: Osteuropas, Deutschlands und die Juden des Orients kochen sehr unterschiedlich. Bohlen: "Der einzige Schnittpunkt aller jüdischen Küchen ist die koschere Küche."

Bei der Vorbereitung des Büfetts hatten alle Mitarbeiter des Emil-Frank-Institutes geholfen. Die abschließenden Arbeiten mussten die Trierer Juden allerdings allein verrichten: Jüdische Speisevorschriften - die Kaschrut - nehmen es sehr genau mit der Bezeichnung "koscher". Was alles dazu gehört, konnten die Besucher im ausliegenden Rezeptheft studieren, aus dem sie auch die Speisen, die ihnen besonders gemundet haben, zu Hause nachkochen können. Fleisch muss geschächtet, also vollkommen blutleer sein. Milchiges und Fleischiges dürfen weder gemeinsam gegessen noch zubereitet werden, weshalb bei streng gläubigen Juden unterschiedliches Geschirr im Einsatz ist, manchmal gar zwei separate Küchen in der Wohnung existieren. "Parwe", also neutral, sind generell Gemüse, Früchte und Fisch, der jedoch nur, wenn er Schuppen und Flossen hat. Krabben sind also tabu.

Bohlen wies darauf hin, dass in der institutseigenen Bibliothek ein umfangreicher Fundus an jüdischen Kochbüchern existiere, die über die Stadtbücherei ausgeliehen werden können.

26 Nationen beteiligten sich in diesem Jahr am europäischen Tag der jüdischen Kultur: Eine enorme Zahl, die sich da aus einer Einzelaktion der Straßburger jüdischen Gemeinde entwickelt hat, die 1996 erstmals zum Vorläufer dieser Veranstaltung geladen hatte.

Landtagsmitglied Dieter Burgard wies darauf hin, dass die Wittlicher Veranstaltung im gesamten Trierer Raum die einzige zum europäischen Tag der jüdischen Kultur sei. Die pädagogische Fachkraft des Emil-Frank-Institutes, Marianne Bühler, betonte, diese Aktion sei ein wesentlicher Baustein im Kontakt zur lebendigen Trierer Jüdischen Gemeinde, die gleich mit einem ganzen Bus nach Wittlich gekommen war.

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