Durch drei Jahrhunderte

IRMENACH. (mm) Vor 140 Jahren gründete sich der Männergesangverein Irmenach-Beuren. Und während im 19. Jahrhundert die Pflege des deutschen Volkslieds im Vordergrund stand, ist der Chor heute fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Irmenach.

Das Vereinsleben einer Gesellschaft spiegelt oft deren Zeitgeist wider. So entstanden im 19. Jahrhundert - der Zeit des volkstümlichen Kunstliedes - auch in vielen kleineren Ortschaften Männergesangvereine, die das mehrstimmige Chorlied pflegten und zu wichtigen Trägern des Volksliedes wurden. Damals waren es meistens Lehrer, die Chöre ins Leben riefen und lange Jahre dirigierten. So auch Lehrer Friedhelm Wilhelm Weirich, der den MGV Irmenach-Beuren im Jahr l863 gründete und 39 Jahre leitete. Prägend und wichtig war die Anschaffung der ersten Fahne im Jahr l872. "In Freud und Leid zum Lied bereit!", ist darauf zu lesen. Noch heute wird sie bei der Beerdigung eines Mitgliedes drei Mal ins Grab gesenkt. 1889 feierte der Verein sein 25-jähriges Bestehen mit 50 aktiven Sängern und vielen Gastvereinen. Weirichs Nachfolger, Lehrer Schmoll, dirigierte den Chor zehn Jahre lang. Das 50. Stiftungsfest feierte der Chor im großen Stil. Es wurden 2400 Flaschen Wein geleert, so der Chronist. Der MGV gastierte in damaliger Zeit schon sehr oft auswärts. Mit von Pferden gezogenen Leiterwagen wurde zu den Sängerfesten gefahren. Von l912 bis l925 leitete Lehrer Gutenberger den MGV.Kriege rissen große Lücken

Es gab gute und es gab weniger gute Zeiten für den Chor. So kam während des Ersten Weltkrieges das Vereinsleben zum Erliegen. 1914 zogen viele Sänger in den Krieg und kamen nicht mehr zurück. Erst l9l9 konnte man sich wieder regelmäßig mit Gesang befassen. 1925 übernahm Lehrer Randhahn den Chor bis l932, ihm folgte Lehrer Paul bis l938. Unter seiner Leitung veranstaltete der Verein aus Anlass seines 70-jährigen Be-stehens im Jahre l933 ein großes Sängerfest mit 33 Gastvereinen. Der zweite Weltkrieg riss ebenfalls große Lücken in die Sängerschar und brachte das Vereinsleben wiederum zum Erliegen. Sangesbruder Edmund Johann war es dann zu verdanken, dass der Verein nach dunkler Zeit ab 1948 zu neuer Blüte aufstieg. Das 90-jährige Stiftungsfest und viele gesangliche Höhepunkte wurden unter seiner Leitung gefeiert, bis er l954 infolge schwerer Erkrankung den Taktstock abgab. Georg Burger, der nach dem Krieg in Irmenach eine neue Heimat fand, dirigierte den Chor bis l965. Mit ihm feierte der MGV auch sein 100. Jubelfest. Nach drei Dirigenten, die jeweils nur ein Jahr den Chor leiteten, sprang Edmund Johann in die Bresche. Anfang der siebziger Jahre übernahm Realschullehrer Manfred Hellbeck den Männergesangverein und dirigierte ihn über 25 Jahre. Ihm hat der Verein viel zu verdanken. Nachdem er krankheitsbedingt den Taktstock abgab, übernahmen Heinrich Kappel und Christian Justen jeweils für kurze Zeit den Chor und ab dem Jahre l998 steht er unter der Stabführung von Olga Leikam. Der Männergesangverein Irmenach-Beuren l863, zählt heute neben 27 aktiven Sängern 60 inaktive Mitglieder. Ein Blick in die Altersstruktur des MGV zeigt, dass dringender Bedarf an Nachwuchs besteht, um die vielfältigen kulturellen Aufgaben innerhalb und außerhalb der Dorfgemeinschaft auch in Zukunft meistern zu können. Das l40-jährige Bestehen feiert der MGV Irmenach-Beuren im Rahmen des Irmenacher Marktes mit einem Jubiläumskonzert am Freitag, 23. Mai, im Festzelt.

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