Dusemond lebt wieder auf: Dirk Mertes bringt 2016 in Brauneberg ein besonderes Theaterstück auf die Bühne

Brauneberg · Er ist als Jesus-Darsteller die wichtigste Person bei den Wintricher Passionsspielen. Doch Dirk Mertes reicht das nicht. Er will die kulturelle Szene in seinem Heimatort Brauneberg aufwerten. Dafür lässt er in einem Lustspiel den alten Ortsnamen Dusemond auferstehen.

 Dirk Mertes wohnt in der Dusemonder Straße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Dirk Mertes wohnt in der Dusemonder Straße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling

Brauneberg. Dusemond: So hieß der Weinort Brauneberg lange Zeit. Die Umbenennung erfolgte 1925. Denn der auf der anderen Moselseite liegende und für seine Weine berühmte Hausberg namens Brauneberg war bekannter als der Ort. Post sei oft an den Berg adressiert gewesen, berichtet Ortsbürgermeister Udo Schiffmann. Manches im Ort erinnert noch an Vergangenes. Es gibt die Dusemonder Straße und das Lokal Alt-Dusemond. Im Jahr 2016 soll der alte Name aber in großem Stil Auferstehung in einem Theaterstück feiern. Das mit der Auferstehung passt ganz gut. Denn die Idee stammt von Dirk Mertes, einem der beiden Jesus-Darsteller bei den Passionsspielen im Nachbarort Wintrich.
Der 42-Jährige ist gebürtiger Brauneberger und wohnt natürlich in der Dusemonder Straße. Die Idee für das Stück "Fährrecht zu Dusemond" kam ihm bereits vor einigen Jahren. "An einem kalten Winterabend habe ich in der Chronik von Brauneberg gelesen und bin dabei auf die Geschichte vom Fährrecht gestoßen", erzählt er. Es gab eine Eilentscheidung. "Ich sagte mir, das ist lustig, da müssen wir was draus machen."
Mertes wollte das Stück selbst schreiben. "Das ist mir aber nicht gelungen", gesteht er. Er wandte sich an einen Amateur-Theaterverlag und kam so mit dem Hobbyautor Erich Koch aus Pfullendorf (Baden-Württemberg) in Kontakt. Der schrieb seinem Auftraggeber innerhalb von drei Wochen und für 600 Euro ein Drehbuch, an dem nur noch ein paar Kleinigkeiten geändert werden mussten.Wahre Geschichte von 1773


Kurz zum Inhalt der wahren Geschichte aus dem Jahr 1773. Die Gemeinde hatte mal wieder das Fährrecht für drei Jahre verpachtet. Der Pächter lud traditionell die Männer des Ortes zum kräftigen Umtrunk mit 180 Litern ein. Die Frauen durften auch dazu kommen, ihren Verzehr zahlte aber die Gemeinde. Der ganze Vorgang kam bei der Obrigkeit allerdings schon lange nicht gut an. Sie untersagte den Dusemondern regelmäßig die Verpachtung. Dies sei Sache des Amtes oder Oberamtes. Vor Ort hielt sich aber niemand daran.
1773 fiel allerdings die Entscheidung, dass dieses Mal die Kosten für die Frauen nicht übernommen werden. Die waren aber schlau. Sie versteckten das für den Bau der Kirche gelagerte Holz und setzten die Gemeinde unter Druck. Die gab klein bei und die Frauen durften wieder mitfeiern.
Aufgeführt werden soll das Stück, in das auch noch eine Liebesgeschichte verwoben ist, auf dem gemeindeeigenen Gelände am ehemaligen Fährkopf. Die Premiere ist für 29. Juli 2016 geplant. Bis 13. August sollen an den Wochenenden fünf weitere Aufführungen folgen.80 Mitwirkende


Nach jetzigem Stand können jeweils 200 Besucher zuschauen. Für Speis und Trank wird auch gesorgt sein. Sollte es ein Erfolg werden, kann sich Mertes einen Drei-Jahres-Rhythmus wie bei der Fährrecht-Verpachtung vorstellen.
Warum tut sich der Familienvater so eine Aufgabe an? Das Vereinsleben im Ort liege brach, sagt er. Es gebe keinen Karnevalsverein mehr und auch nicht das Weinfest alter Prägung. Ihm liege sein Heimatdorf aber am Herzen und er wolle dazu animieren, "kulturell etwas zusammen zu tun". Dazu braucht er etwa 80 Leute auf und hinter der Bühne (Extra). Am 21. April, 19.30 Uhr, wird es im Gemeindehaus ein Treffen geben. Mertes ist sicher, dass das Team danach weitgehend steht. Mit ins Boot soll natürlich auch die Ortsgemeinde. "Die Idee ist klasse", sagt Bürgermeister Udo Schiffmann. Euphorisch will er aber erst werden, wenn wirklich gesichert ist, dass es genügend begeisterte Mitwirkende und Helfer gibt. "Dann sind wir sofort dabei und auch bereit als Träger aufzutreten, wenn es keinen anderen gibt", sagt er.
Die Kosten und Einnahmen seien noch nicht kalkuliert, betonen Mertes und Schiffmann. Der Spielleiter will aber beim Eintritt nicht über eine Grenze von zwölf Euro hinausgehen.Extra

 Alle fünf Jahre wird in Wintrich die Leidensgeschichte Christi aufgeführt. Zuletzt 2012. Dirk Mertes (links) schlüpft seit 2007 mit echtem Haar und echtem Bart in die Jesus-Rolle. Foto/TV-Archiv: Klaus Kimmling

Alle fünf Jahre wird in Wintrich die Leidensgeschichte Christi aufgeführt. Zuletzt 2012. Dirk Mertes (links) schlüpft seit 2007 mit echtem Haar und echtem Bart in die Jesus-Rolle. Foto/TV-Archiv: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling

Gesucht werden unter anderem Schauspieler, Sänger, Bühnenbauer und Tontechniker. "Jeder ist willkommen, Brauneberger, Leute aus der ehemaligen Grafschaft aber auch von anderswo", sagt Spielleiter Dirk Mertes. Es gebe bereits viele Interessenten. Mertes kommt dabei natürlich sein Engagement in der Wintricher Passionsvereingung zugute, die für die Passionsspiele verantwortlich ist. Er ist seit 1997 Teil der alle fünf Jahre stattfindenden mehr als 25 Aufführungen. Seit 2007 spielt er den Jesus. cb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort