Ehrenamt mit Spaßfaktor

Bernkastel-Kues · Das vom Land initiierte Angebot "Ich bin dabei" richtet sich an Leute mit Zeit und Lebenserfahrung. Sie sollen das Ehrenamt anders gestalten als üblich. Es wird kein Amt für sie gesucht, sondern sie machen aus sich heraus Angebote: für andere oder für sich selbst. In der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ist das Interesse dafür vorhanden.

Bernkastel-Kues. Die Angebote könnten unterschiedlicher kaum sein: Ju-Jutsu-Training; Natur erleben; Gemeinsam für das Gemeinwohl; Hilfe im Alltag; Theater in Schulen; Erhalt des Handwerks; Landschaftspflege; Rucksackkino; Wandertourismus; Kinder lassen\'s wachsen. Doch etwas haben sie gemeinsam. Sie und 32 weitere Offerten sind das Ergebnis des von der Mainzer Staatskanzlei ins Leben gerufenen Pilotprojekts "Ich bin dabei". Sechs Kommunen im Land machten 2013 den Anfang. Sechs weitere folgen nun. Unter ihnen sind die Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach.
Federführend ist Bernhard Nacke, Beauftragter von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Er ist unermüdlich im Land unterwegs, um für das Projekt zu werben. Die Zielgruppe ist klar definiert: Rentner, Pensionäre, Vorruheständler, Menschen mit Zeit, Lebenserfahrung und Bereitschaft zum Engagement. Sie sollen, so Nacke bei der Präsentation für die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, "ihr geballtes Alltagswissen" zum Wohle der Gesellschaft einsetzen.
Den Unterschied zum normalen Ehrenamt, erläutert er so: Den Leuten werde kein Amt übergestülpt sondern sie seien völlig frei in ihrer Entscheidung. Nicht eine Sache stehe im Vordergrund sondern der Mensch. Ausgeschlossen seien nur Ideen, die viel Geld kosten und von anderen ausgeführt werden müssten. "Es geht nicht um Aufopferung, sie steuern alles selbst und eigenverantwortlich, und sie sollen Spaß haben", sagt er im Kurgastzentrum auf dem Kueser Plateau. Er berichtet auch von den Erfahrungen aus dem Pilotprojekt. Die sind offenbar gut. Nacke: "Die Gruppen aus diesen Kommunen wollen alle weitermachen." Ulf Hangert (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, spricht von einer "tollen Idee" der Ministerpräsidentin. Es gehe darum, das kreative Potenzial der Menschen abzurufen, betont er.
Ideen für das neue Projekt werden erst Anfang Dezember bei einer zwei Tage dauernden Zusammenkunft besprochen. Gegenüber dem TV äußern einige Teilnehmer aber schon Ideen. Marlene Bernecker (Bernkastel-Kues) würde gerne einen Stammtisch für ausländische Mitbürger ins Leben rufen, um ihnen Deutsch als Alltagssprache näher zu bringen. "Aber nur wenn dafür ein Raum zur Verfügung gestellt wird", sagt sie. Franz-Josef Berg (Minheim) würde gerne mit der Theater AG einer Schule ein Stück einstudieren und es dann zum Beispiel vor Senioren oder Menschen mit Behinderungen aufführen.
Detlef Roegler (Andel) möchte mit Gleichgesinnten Konzerte besuchen. Erich Ströher (Kleinich) ist ohne konkrete Idee gekommen, möchte aber mitmachen, wenn eine gute Idee dabei ist. Anfang Dezember werden alle Interessenten mehr wissen. cbMeinung

Es gibt zwei Seiten
Ehrenamt ist nicht gleich Ehrenamt. Ein Karnevalsvereins-Vorsitzender muss kein Spaßvogel sein. Das neue Projekt will etwas anderes: Spaß für sich und andere. Es ist aber beispielsweise nicht geplant, dass ehrenamtliche Tätigkeit für Asylsuchende, derzeit ein Thema, gefördert wird. Es ist Aufgabe der Kommune, sich des Problems anzunehmen. Ein Ehrenamt erster oder zweiter Klasse darf es aber nicht geben. Das wäre fatal. c.beckmann@volksfreund.de

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