Eigenen Lebensentwurf kritisch beleuchtet

TRABEN-TRARBACH/TRIER. (red) Über 30 Schüler des Traben-Trarbacher Gymnasiums tauschten ihren Klassenraum für drei Tage gegen Selbsterfahrung, Meditationsraum und Gesprächskreise ein.

Orientierungstage nannten die Pastoralreferenten Karl Josef Schmitt und Armin Surkus-Anzenhofer von den Dekanaten Zell und Traben-Trarbach dieses Angebot, dass jedes Jahr Schülern der 10. Klassen des Gymnasiums offen steht. "Als der Charly im Meditationsraum die Kerzen angezündet hat, habe ich gedacht, ich wäre vielleicht doch besser in die Schule gegangen", so der erste Eindruck von Andreas Gietzen (15) aus Reil am Beginn der Orientierungstage. Doch der erste Eindruck täuschte. Denn spielerisch und nicht verkrampft ging es während der Zeit in einem Trierer Selbstversorgerhaus zu. "Die Schüler sollen die Gelegenheit haben, sich in einem geschützten, stressfreien Raum ohne Notendruck und Konkurrenz mit sich selbst und ihrem Lebensentwurf auseinander zu setzen", so Schmitt. Dem diente der erste Tag, an dem die Schüler sich selbst und in Kleingruppen einander anhand eines Körperumrisses und entsprechenden Fragen klar machten, etwa was ihnen durch den Kopf geht, was ihnen schwer im Magen liegt, wonach ihr Herz sich sehnt. "In einem zweiten Schritt geht es darum, sich mit anderen Lebensentwürfen auseinander zu setzen und anhand verschiedener Beispiele Einflüsse auf Lebensentwürfe kennen zu lernen, zu reflektieren und toleranter zu werden", so Surkus-Anzenhofer. Dabei ging es jedoch nicht theoretisch zu, sondern ganz praktisch, durch Gespräche und Besuche. So setzten sich einige Schüler mir Dr. Classen von der Psychiatrie in Trier mit der Frage nach psychiatrischen Erkrankungen, ihren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten auseinander. Andere durften bei einer Gerichtsverhandlung dabei sein. Sie machten sich Gedanken darüber, wie es kommt, dass Menschen straffällig werden. Auch das Gespräch mit einem anonymen Alkoholiker und mit Vertretern der Aids-Hilfe stand auf dem Programm. "Die Gespräche haben mich verständnisvoller gemacht für Menschen mit anderen Lebensentwürfen", so eine Schülerin. "Und manchen Schülern ist aufgegangen, dass es nicht selbstverständlich ist, seinen Lebensentwurf mit einem solchen Chancenreichtum gestalten zu können, wie es ihnen möglich ist", so Katrin Schäfer vom Leitungsteam.Spielerisch und locker im offenen Gespräch

Die Reflexion am letzten Tag zeigte, dass die Lernziele erreicht wurden. Sich selbst und die anderen aus den Parallelklassen besser kennen gelernt zu haben, war eine der häufigsten Rückmeldungen. Auch die Auseinandersetzung mit ganz fremden Menschen und Lebensbildern werfe ein neues Licht auf die eigenen Vorstellungen vom Leben. Dass dies spielerisch und locker möglich war in einer offenen Gesprächsatmosphäre, war für die meisten der Grund, sich offen und motiviert mit der eigenen Persönlichkeit eingebracht zu haben. "Mir tut es leid für die, die nicht dabei waren", so fasst Sandy Bucher (16) aus Burg ihren Eindruck der Orientierungstage zusammen.

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