Ein Beschluss, viele Kritiker

OSANN-MONZEL. Der Ortsgemeinderat will ein Baugebiet in der Gemarkung "Im Lehen" ausweisen. Doch einige Anlieger wehren sich und auch Behörden haben sich dagegen ausgesprochen.

Seit rund zehn Jahren wird in Osann-Monzel um die Ausweisung eines zusätzlichen Baugebietes "Im Lehen" diskutiert, einer Fläche am Ortsrand von Osann in Richtung Noviand. Obwohl es noch kein Baugebiet ist, sind dort bereits mehrere Winzerhöfe vorhanden. Diese gelten als privilegiert und dürfen in nicht zur Bebauung vorgesehenen Gebieten errichtet werden. Einige Wohnhäuser haben Sondergenehmigungen. Nun hat der Gemeinderat beschlossen, die Gemarkung "Im Lehen" als Bebauungsgebiet ausweisen zu lassen. Der Beschluss wurde in geheimer Abstimmung getroffen und überraschte. Denn die Wortbeiträge während der Sitzung ließen nach TV -Informationen auf eine Ablehnung des Vorhabens schließen. Die Anlieger besonders der bereits bebauten Grundstücke "Im Lehen" und die Behörden waren sich bisher einig in der Ablehnung der Ausweisung. Die Landwirtschaftskammer hat 2000 empfohlen, von einer Ausweisung Abstand zu nehmen. Die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich hat sich seinerzeit ebenfalls dagegen ausgesprochen. Begründung: Gegen den Willen der Mehrzahl der Anlieger sei dies nicht durchsetzbar, zudem sei das öffentliche Interesse nicht erkennbar. Diese Argumente werden auch von Michael Müller, einem Anlieger, vorgebracht. "Da der zu erwartende Aufwand für die Erschließung in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen steht, hatte sich die Mehrheit der Anlieger wiederholt schriftlich gegen die Verabschiedung eines Bebauungsplans gewandt und ihre Bedenken dem Gemeinderat vorgetragen", sagt Müller. In Osann-Monzel gebe es ein Baugebiet "Eichflur", in dem noch Bauplätze zur Verfügung stünden. "Ist die Verwendung weiterer öffentlicher Mittel für die Ausweisung eines in jeder Hinsicht höchst umstrittenen Baugebietes zu verantworten?", fragt Müller.Ortsbürgermeister Matthias Stoffel meint zu der Sache: "Das ‚Lehen' ist sehr kritisch. Deswegen wurde geheim abgestimmt. Entsprechend dem Abstimmungsergebnis habe ich den Auftrag, das Verfahren fortzuführen, bis neue Erkenntnisse vorliegen." Die Fläche sei noch kein Baugebiet, obwohl die Kreisverwaltung im Oktober 2003 der Ausweisung aus landespflegerischer Sicht zugestimmt habe. Irritiert fragt Stoffel: "Was soll man davon halten?"Hauprich: Kosten belasten Gemeindehaushalt

Erst einmal werde er abwarten und abwägen müssen. Immerhin lägen der Gemeinde sieben Bauvoranfragen vor. Verwundert habe ihn, dass während der Bürgerfragestunde anlässlich der besagten Gemeinderatssitzung kein Anlieger das Wort ergriffen habe. Er habe Verständnis für die Skepsis der Anlieger. Sie müssten die Kosten der Erschließung tragen. Anton Hauprich, Leiter des Bauamtes bei der VG-Verwaltung Wittlich-Land, meint im Hinblick auf den Ratsbeschluss, die Planungshoheit der Gemeinde könne nicht eingeschränkt werden. Aber er sieht den Nutzen für Osann-Monzel als gering an. Vor allem habe die Gemeinde keinerlei Einfluss auf die Vermarktung, da sie nicht Eigentümer sei. Die mit dem Bebauungsplanverfahren verbundenen Kosten von etwa 25 000 Euro könnten nicht auf die Anlieger umgelegt werden und belasteten den Gemeindehaushalt. Anton Hauprich: "Wenn das Vorhaben weiter verfolgt wird, zeichnen sich immense Streitverfahren ab." Das geplante Baugebiet "Im Lehen" wird Behörden, Gemeinde und Anlieger wohl noch eine Weile beschäftigen, obwohl sich alle Beteiligten scheinbar einig sind. Doch der Ratsbeschluss steht dem entgegen.

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