Ein Fachwerkdorf als Vinothek
Koblenz/Wittlich · Die "Reichsausstellung Deutscher Wein" des Jahres 1925 war eine der bedeutendsten Weinmessen in der Zeit der Weimarer Republik. Von der damaligen Ausstellung am Koblenzer Rheinufer zeugt noch heute das sogenannte "Weindorf". Es dient nach wie vor als beliebte Touristenattraktion und lockt viele Weinliebhaber aus aller Welt an.
Koblenz/Wittlich. Das Koblenzer Weindorf - ein altes Wahrzeichen der Rhein- und Moselstadt - feiert in den nächsten Wochen sein 90-jähriges Bestehen. Es wurde einst für die Reichsausstellung des Deutschen Weines im Jahre 1925 errichtet und zieht bis heute zahlreiche Touristen und Weinfreunde an.
Die sogenannte "Reichsausstellung Deutscher Wein" fand vom 8. August bis 13. September 1925 in Koblenz statt und wurde im Rahmen der Feierlichkeiten zur 1000-Jahr-Feier der Zugehörigkeit des Rheinlandes zum deutschen Reich veranstaltet. Der Ehrenausschuss der Weinbaumesse stand unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und setzte sich aus Vertretern verschiedener Weinbauregionen Deutschlands zusammen. Dazu zählten unter anderem August Freiherr von Schorlemer-Lieser, der Traben-Trarbacher Weingutsbesitzer und Weinhändler Gustav Breucker sowie der Zeltinger Weingutsbesitzer und Präsident des Winzerverbandes für Mosel, Saar und Ruwer: Hyacinth Merrem.
Heimat- Geschichte(n)
Auf einem Ausstellungsgelände am Rheinufer wurden den Besuchern in themenbezogenen Hallen wissenschaftliche, kulturelle sowie wirtschaftliche Aspekte des deutschen Weinbaus nahegebracht. Zur Veranschaulichung der unterschiedlichen Arbeitsbereiche der Winzer zeigte man diverse Schautafeln und Vorführungen mit modernen sowie historischen Arbeitsmitteln. So präsentierte die Weinbauregion Mosel, Saar und Ruwer originalgetreue Nachbildungen archäologischer Belege für den ältesten Weinbau auf deutschem Boden. Dabei handelte es sich um Abgüsse des berühmten Weinschiffes aus Neumagen. Zudem stellten namhafte Firmen ihre neuesten Gerätschaften für moderne Winzerbetriebe vor. Die Wittlicher Maschinenfabrik Merrem & Knötgen GmbH zeigte hydraulische Weinpressen und mechanische Arbeitsgeräte für Kellereien.
Der Winzerverband Mosel, Saar und Ruwer thematisierte beispielsweise die Wirkung von Schutzzöllen auf den Außenhandel, die Weinpreisentwicklung in Deutschland oder die Einkommensverhältnisse der Winzer. Daneben gab es Bilder von Weinlagen und -orten verschiedener deutscher Anbaugebiete zu sehen, darunter auch Ansichten aus Zeltingen und Kinheim an der Mittelmosel.
Einen besonderen Anlaufpunkt bildete das sogenannte "Weindorf" mit seinen stilechten Fachwerkbauten wie dem "Haus der Mosel, Saar und Ruwer" . Dort wurden den zahlreichen Besuchern Weine aus deutschen Anbauregionen angeboten. Das ursprünglich nur für die Dauer der Messe erbaute Dorf war so beliebt, dass es nach dem Ende der Veranstaltung erhalten blieb. In der folgenden Zeit entwickelte sich das Weindorf zu einer der größten touristischen Attraktionen von Koblenz. Darüber hinaus diente es als Veranstaltungsort des Rheinisches Winzerfestes. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das im Bombenhagel zerstörte Dorf in vereinfachter Form wieder aufgebaut und gastronomisch genutzt.
Extra
Die weltbekannte Firma Merrem & Knötgen war eine der ersten Fabriken der Stadt Wittlich. Sie befand sich am Standort der heutigen Sporthalle Eventum und stellte einst Pressen und Kelteranlagen für den Wein- und Obstbau her. Darüber hinaus arbeitete der Betrieb als Vertrags-Automobilhändler und Werkstatt für Fahrzeuge der Marken Opel und Mercedes-Benz. phi
