Bernkastel-Kues. Ein Unternehmen mit Blick auf Mitarbeiter und Umwelt leiten lernen? Neue Einsichten aus Wirtschaftskrisen gewinnen? In kleinen Teams eigenständig Themen erarbeiten? Die Cusanus-Hochschule, die am Samstag, 17. Oktober, mit einem Festakt in Bernkastel-Kues eröffnet wird, will Antworten auf diese und weitere Fragen finden.

Nach einem langwierigen Zulassungsverfahren ist das Dozententeam der Schule nun berechtigt, Bachelor- und Master-Abschlüsse anzubieten. "Der Gründerkreis unserer Hochschule besteht aus Philosophen und Ökonomen", sagt Professor Harald Spehl, Präsident der Hochschule.

Ziel war es, eine Alternative zum Massenbetrieb an den landeseigenen Universitäten zu bieten (der TV berichtete mehrfach). Dabei hat sich das Gründungsteam bewusst für einen Standort im ländlichen Raum entschieden, weil die Menschen dort einander näher seien - ein wichtiger Aspekt für alternatives Wirtschaften. Zudem setzt man dabei auch auf die Zusammenarbeit mit Firmen in der Region.

"Wir fangen mit etwa 50 Studierenden an, die einen Master machen werden. Sie haben bereits Zertifikate dafür erworben", sagt Spehl. Im nächsten Semester sollen etwa 100 weitere Studenten hinzukommen. "Bei Vollausbau werden etwa 250 Studierende an der Hochschule sein", ergänzt der Wirtschaftswissenschaftler, der vor seiner Pensionierung an der Universität Trier tätig war. Die Cusanus-Hochschule muss sich selbst tragen - sie ist zwar vom Land zertifiziert und zugelassen, kann aber nicht auf Fördergelder hoffen. "Wir müssen deshalb Studiengebühren erheben, das sind etwa 600 Euro im Masterstudiengang", erklärt Spehl. Die Privatschule wird jedoch mit Stiftungsgeldern finanziert, so dass die Studiengebühren auf etwa 300 Euro im Monat gesenkt werden. Zudem hat sich ein Studierendenverein gegründet, um weitere Spenden einzuwerben.

Das Studium soll als "Persönlichkeitsbildung in Gemeinschaft" entwickelt werden. "Diese Idee steht im Sinne von Cusanus im Zentrum der Hochschule", sagt Spehl. Einen Frontalunterricht wird es nicht geben. Stattdessen werden Schwerpunkte in Themenblöcken und mit Projektarbeit behandelt. Für Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, profitiert die Region von der Hochschule: "Damit stoßen wir in eine Lücke, wie eine Studie gezeigt hat. Viele junge Menschen wollen nämlich in ihrer Heimat studieren." Zudem werde auch die Bürgerschaft von Bernkastel-Kues und Umgebung in das Programm der Hochschule eingebunden. In loser Folge sind öffentliche Diskussionsrunden über Wirtschaftsthemen geplant. hplExtra

Festwoche zur Eröffnung der Cusanus Hochschule: 17. Oktober, 16 Uhr: Festakt zum Studienbeginn (Mosel Weinmuseum), 18. Oktober, 11 Uhr: "Freie Bildung ermöglichen" Hintergrundgespräch zur Finanzierung der Cusanus Hochschule(Rathaus, Mandatstraße 1), 19 Uhr: Antrittsvorlesung (Barocksaal des St. Nikolaus Hospitals), 19. Oktober, 19 Uhr: Vortrag Unternehmensgestaltung zwischen Freiheit und Sachzwängen (Villa Veltin) 20. Oktober, 10 Uhr: Der Klang der Schrift, Einblick in das Forschungsprojekt von Jakob Bergsma unter Beteiligung des Göttinger Knabenchors (Kurgastzentrum), 19 Uhr: A-capella Musik aus allen Epochen der abendländischen Musikgeschichte mit Schwerpunkt auf Magnificat-Vertonungen (Kirche St. Michael), 21. Oktober, 14 Uhr, "Der Mittelstand in Zeiten der Ökonomisierung" Seminar mit Prof. Silja Graupe (Vortragssaal der Sparkasse EMH), 19 Uhr: Wirtschaftskrise und Soziale Marktwirtschaft, Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Walter Ötsch (Cusanus Geburtshaus) hpl