"Ein Flaggschiff für die ganze Mosel"

TRABEN-TRARBACH. 100 Jahre Hotel Bellevue in Traben-Trarbach: Am 19. September 1903 wurde das nach einem verheerenden Feuer vernichtete und von Bruno Möhring schöner denn je wieder aufgebaute Hotel Bellevue am Trabener Moselufer eingeweiht. Die Geburtstagsfeier wurde aus saisonalen Gründen in den November verlegt, und einer der tristesten Regentage verwandelte sich in ein glanzvolles, vergnügliches Fest.

500 hätte er einladen können, berichtet Matthias Ganter, seit 1998 Besitzer des Jugenstil-Hotels am Trabener Moselufer. Er bittet um Nachsicht, dass er aus Platzgründen die Zahl der Eingeladenen reduzieren musste. Charmant begrüßt der Hausherr alle Gäste persönlich und locker erzählt er später bei prickelnd-kühlem Sekt aus der Geschichte des Hauses.Erinnerung an die Jugendjahre

Vor genau 102 Jahren, im November 1901, fiel das Hotel Clauss-Feist einem Feuer zum Opfer und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der damalige Eigentümer Richard Feist beauftragte den Berliner Architekten Bruno Möhring, das Hotel wieder aufzubauen. Nach der Moselbrücke, die Möhring zuvor gebaut hatte, entstand nun der erste von vielen Jugendstilbauten in Traben-Trarbach. 1913 starb Richard Faust und seine Frau Ida, geborene Bösebeck, verstand es, mit viel Geschick das Hotel weiterzuführen. Nach ihrem Tod im Jahr 1938 leitete deren Schwester Johanna Bösebeck das Hotel und ihr Neffe Karl-Heinz übernahm mit Ehefrau Alma 1975 das Haus.1986 erwarb es der Koblenzer Hotelier René Pierre Marquiny, der das Hotel ab 1987 unter dem Namen "Bellevue" weiterführte. Der junge Hotelkaufmann Matthias Ganter pachtete das Haus 1992, und damit ging ein Traum für ihn in Erfüllung. "Ich war vom ersten Tag an wie ein verliebter Junge, der nach vielen Wanderjahren im In- und Ausland plötzlich seine Lebensaufgabe gefunden hatte", erzählt er den Gästen.Die Liebe zur Hotellerie liegt ihm im Blut, schon sein Großvater war ein begnadeter Hotelier und dessen Gasthof im Schwarzwald fiel im selben Jahr wie das Hotel Clauss Feist den Flammen zum Opfer. "Ein Hotel ist ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene", umreisst Ganter seine Aufgabe. "Es ist ein Ort, wo man tagt, isst, trinkt, zecht, liebt und die Seele baumeln lässt." An 365 Tagen im Jahr ist sein Haus geöffnet, und dies ist nur möglich mit einem zuverlässig arbeitenden Stab von 50 Vollzeit-Mitarbeitern und Auszubildenden und treuen Stammfirmen, denen Ganter dankt, dass sie eine gleichmäßige Auslastung des Hotels gewährleisten. Zu einer Geburtstagsfeier gehören Ansprachen. Sommelier-Weltmeister Markus del Monego würdigt Ganter als innovativen Hotelier, der Dinge weiter entwickelt und ein gutes Team aufgebaut hat. Eine schwierige Aufgabe habe er wunderbar umgesetzt.Erstes Vier-Sterne-Hotel an der Mosel

Auch Stadtbürgermeister Alois Weber ist voll des Lobes. Unter Ganters Leitung sei das "Bellevue" zum ersten Vier-Sterne-Hotel an der gesamten Mosel ausgezeichnet worden.Als "touristisches Flaggschiff unserer Stadt" bezeichnet Weber das Jugendstil-Hotel, doch dem widerspricht Dieter Kettermann, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes des Kreises Bernkastel-Wittlich: "Das Hotel Bellevue ist ein Flaggschiff für die ganze Mosel", sagt er. Dr. Hans Bösebeck verlebte seine Kinder- und Jugendjahre im Hotel, das einst seine Eltern Karl-Heinz und Alma geleitet hatten. "Unsere Familie ist froh darüber, wie positiv sich das Geschehen im Haus gestaltet hat", merkt er anerkennend an. Kabarettreif die Ansprache von Klaus Peter Möncks, dem langjährigen Restaurantleiter des Hotels. Die Kröver und andere Moselorte mögen es ihm verzeihen, merkt Möncks an, aber Traben-Trarbach sei "die wundervollste Kleinstadt auf der Welt". Gute Wünsche und Grüße richtet er an Matthias Ganter und sein Team. Musikalisch gestaltet wurde die kurzweilige Geburtstagsfeier von den "Glühwürmchen", und die Gäste ließen sich feine Weine und kleine köstliche Häppchen im einzigartigen Jugendstil-Ambiente gut schmecken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort