Ein Fluss erwacht zu neuem Leben

WITTLICH. (ger) Innovative Projekte gibt es nicht nur im Bereich der industriellen Produktion. Das "Lieser-Projekt" der Landkreise Daun und Bernkastel-Wittlich ist ein solches. Derzeit gibt es eine Ausstellung im Wittlicher Kreishaus zu diesem Thema. Außerdem ist die Ausstellung "Ökokonto" zu sehen.

"Das find ich klasse", sagt Jörg Zimmer aus Osann-Monzel spontan, als er beim Besuch der Kreisverwaltung unverhofft auf die Ausstellung "Die Lieser - Ein Fluss erwacht zu neuem Leben" stieß. "Jetzt laufen Dinge, die vor 25 Jahren für nicht machbar gehalten wurden." Joachim Gerke, Chef der Struktur- und Genehmigungsdirektion SGD Nord, Regionalstelle Trier, betonte bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung: "Der Untertitel ist gut gewählt, zeigt er doch die Dimension eines Projekts auf, das in nur drei Jahren von der Idee zum Abschluss gebracht wurde." Lachse sollen in der Eifel wieder heimisch werden

Im Rahmen der "Aktion Blau" wurden die Wehre umgestaltet oder beseitigt. Wehre, das sind Stauanlagen zur Hebung des Wasserstands, meist bei Mühlen, die oftmals den Weg für Fische versperrten. Durch gleichzeitige Sanierungsarbeiten in den Quellgewässern können Wanderfische nun wieder von der Mündung bis in die Quellbereiche aufsteigen und ihre angestammten Laichplätze erreichen. Es wurde die Voraussetzung geschaffen, dass zum Beispiel auch Lachse in diesem Teil der Eifel wieder heimisch werden können. Gerke berichtet von den Aktivitäten des 1,4 Millionen Euro teuren Projekts. Rolf Jöntgen, Leiter des Fachbereichs Umwelt bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, habe ihn 1998 angesprochen, ob sein Amt, damals Wasserwirtschaftsamt, dem EU-geförderten gewässerökologischen Projekt zustimme und daran teilnehme. "Die spontane Antwort: Wir machen es möglich", erzählt Gerke. Nun ist das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Die großformatigen Hinweistafeln am Maare-Mosel-Radweg und am Lieserpfad künden von den Aktivitäten und beschreiben den Flusslauf. Die zentrale Hinweistafel steht im Wittlicher Stadtpark. Der 13-jährige Sebastian Sonne aus Veldenz hat anlässlich der Fischereiprüfung im Kreishaus ebenfalls die Lieserausstellung gesehen. "Wie haben die früher die Lachse gefangen?", interessiert den Jungen. Zu diesen und anderen Themen bietet die gelungene Begleitbroschüre "Die Lieser - Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit" allerhand Informationen. Vom Layout über die Bebilderung bis hin zu den Fachbeiträgen lohnt sich das Schmökern. Und was ebenso schön ist: Die 40-seitige Schrift wird kostenlos abgegeben. Bleibt noch der Ausblick von Joachim Gerke: "Ich möchte, wenn ich in 20 Jahren in den Ruhestand gehe, wieder Lachse in den Eifelbächen sehen. Wir müssen daher alles daran setzen, dass auch die Mosel wieder durchgängig wird." Zeitgleich eröffnete Landrätin Beate Läsch-Weber die Ausstellung "Ökokonto" des Fachbereichs Umwelt der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Ein Ökokonto bietet die Möglichkeit, im Vorfeld eines Eingriffs in die Natur, zum Beispiel bei Straßenbauten, Kompensationen in die Wege zu leiten. Die Ausstellung gibt Informationen beispielsweise über die Renaturierung von Bächen, Entsiegelungsprojekte, Umwandlung von Ackerland in Grünland oder die Anlage von Streuobstwiesen. Musterhaft werden mehrere Aktionen vorgestellt: Streuobstwiesen in Lüxem, Erstaufforstung mit Laubhölzern in Veldenz sowie Retentionsflächen in Salmtal. Öffnungszeiten beider Ausstellungen im Kreishaus bis 30. Juni: montags bis donnerstags, 7 bis 18 Uhr, und freitags, 7 bis 15 Uhr.

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