Ein Freund Gottes und der Kinder

SALMTAL. Kürzlich fand in der Bürgerhalle Salmrohr eine Autorenlesung der Grundschule Salmtal von Ibrahima Ndiaye statt, was für die Schüler und Lehrer zu einem einmaligen Erlebnis wurde.

Große, gespannte Kinderaugen starren auf den im Vordergrund stehenden Unbekannten. Von draußen hört man lautes Lachen, Singen und Trommelspiel. Der Grund für diese Fröhlichkeit und das Interesse der Kinder ist der afrikanische Autor Ibrahima Ndiaye. Denn an diesem Tag findet in der Bürgerhalle Salmtal die etwas "andere" Autorenlesung für die Schüler der 3./4. Klasse der Grundschule Salmtal statt, die durch einen Kaffee und Kuchenverkauf der Schule ermöglicht wurde. Erinnerung an den Geschichtenerzähler

Da Ibo unsere Klasse schon letztes Schuljahr am 26. März 2003 im 9. Jahrgang des Peter-Wust-Gymnasiums zum "Internationalen Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung" besuchte, kannten wir ihn schon und begrüßten den Geschichtenerzähler. Er erinnerte sich sofort an uns und freute sich sehr über unseren Besuch. Und wir freuten uns ebenso, hatte doch die Autorenbegegnung im letzten Jahr uns sehr beeindruckt. Ibrahima, der übersetzt "Freund Gottes" heißt, wurde 1963 in Senegal an der Westküste, die man auch früher Goldküste nannte, als ältester Sohn eines Hauptmannes in der Armee und einer Lehrerin in eine Großfamilie mit neun Kinder geboren. In Dakar und in Saarbrücken studierte er Germanistik, Romanistik und Anglistik und lebt seit 1987 in Deutschland. Sein erstes französisches Buch schrieb er 1977, eine Novelle, in der er das Hungerleiden in Afrika thematisiert. 1983 erschien dann sein erstes Buch in deutsch, es folgten noch zwei weitere deutsche Märchenbücher. In den deutschen Büchern benutzt er auch die Ouolof- und Mandingo-Sprache (Nationalsprachen), welche er auch selber beherrscht. Er versucht mit seinen Geschichten, die er alle von seiner Großmutter kennt, Dankbarkeit, Manieren und Bescheidenheit auszudrücken. Ibos Anliegen ist es, den Menschen, besonders Kindern, die afrikanische Kultur nahe zu bringen. Ibo ist aber nicht nur als Buchautor tätig, sondern auch beim Saarländischen Rundfunk, beim Kulturamt der Stadt Saarbrücken, BARIS, RAMESCH und beim Theater, im Pädagogischen Zentrum. Er ist Musiker und Tänzer bei KOUMPO, der ersten afrikanischen Musikgruppe im Saarland und Gründer der deutsch-afrikanischen Musik- und Tanzgruppe DUDUMBA. Eines der großen Themen dieser Lesung war die Tierwelt, zu der die Kinder sehr viele Fragen stellten. Schafe, Ziegen, Riesenschildkröten, Tauben oder andere Tiere werden in seinem Heimatland als Haustiere gehalten, was die Kinder sehr interessierte. Er erzählte dabei von seinem Haustier, einem Papagei, zu dem er eine große Bindung hatte. Beindruckend fanden die Kinder auch die Vielzahl der Masken, die es in Afrika gibt, und ihre Bedeutung. Hierzu hatten sie auch einige Masken gemalt und aufgestellt. Masken werden geschnitzt, um bestimmte Gesichter in Erinnerung zu behalten und um Gottesbilder darzustellen. Zur gebastelten Teufelsmaske erzählte er, dass in Afrika die Maske vergleichbar ist mit unserem Nikolaus. Denn an einem Tag im Jahr werden liebe Kinder durch einen verkleideten Teufel belohnt. Sehr amüsant war auch ein kleines Schauspiel mit den Kindern, in dem der Autor zeigte, wie Mädchen mit ihrer Gestik und Mimik auf bestimmte "Anmache" von Jungen reagieren. Bürgermeister Manfred Hower befragte Ibo nach seiner Meinung zum Tourismus in Afrika. Ibo erzählte, dass die Menschen nach Afrika kommen wegen der Tiere, der Bewohner und dem Leben in Afrika. Dies beschert Afrika natürlich Geld, aber er findet es nicht gut, wenn Touristen den Kindern Süßigkeiten schenken oder in Parks Tiere füttern, was eigentlich nicht erlaubt ist, denn dadurch geht der Jagdinstinkt verloren. Tiere sind einer der größten Schätze in Afrika und dieser darf nicht verloren gehen! Der ehemalige Reiseleiter findet, dass Tourismus seine guten und seine schlechten Seiten hat. Aber nicht nur geredet wurde in den eineinhalb Stunden, sondern auch getanzt und gesungen. Zusammen mit selbstgebastelten Trommeln sangen wir das afrikanische Lied "Tsche tsche Kule". Zu diesem Lied lernten wir auch Bewegungen, die für uns Europäer sehr lustig waren und nicht nur die Kinder auflockerten, sondern auch die Lehrer zum Mittanzen und Klatschen bewegten. Als letztes folgte die Märchenstunde mit dem Afrikaner. Er erzählte eine Geschichte aus seinem Buch "Amadou ma Amadou", die sich wie so oft um Tiere dreht. Hierbei schlüpften vier Kinder in die Rolle der bösen Hyäne, des schlauen Hasen, des Affen und Affenbrotbaumes. Er erzählte die Fabel und die Kinder spielten die einzelnen Handlungen. Am Ende stellte sich heraus, dass die Moral der Geschichte sei, dass man andere nicht nach ihrem Aussehen beurteilen soll. Lied mit dem Tanz ist der Renner

Wir befragten die Kinder nach ihrer Meinung, die einstimmig positiv ausfiel. Am besten gefiel ihnen natürlich das Lied mit dem Tanz. Beide Klassen hatten sich auf die Lesung vorbereitet. Sie lasen zwei Geschichten von Ibo, wozu die vier Klassen auch wunderschöne und beeindruckende Bilder, Masken und Plakate des Landes Afrika gemalt hatten. Es war eine unvergessliche Autorenlesung, die die Kinder verzauberte, ein interessanter und etwas anderer gestalteter Schultag, den die Schüler nicht so schnell vergessen werden. Und auch Ibrahim hatte seine Aufgabe erfüllt, nämlich die Geschichten seiner Großmutter und Afrikas weiter zu erzählen, so dass diese wie in alter Tradition weitergeben werden. Jessica Bartel, Nadine Löhr, Klasse 10 b, Peter-Wust-Gymnasium Wittlich

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